Wochenkommentar KW 45/2022

Hier veröffentlichen wir wöchentlich den aktuellen Wochenkommentar sowie eine Aufstellung des aktuellen Aktien-Portfolios (Inventarliste). Diese Informationen sind nur für Mitglieder des ACC. Bitte geben Sie die Informationen und das Passwort nicht weiter. Vielen Dank. Bitte beachten Sie: Bei dieser Aufstellung handelt es sich um das Musterportfolio des ACC. Alle Angaben dienen nur der internen Mitgliederinformation und sind ohne Gewähr. Rechtsverbindlich sind nur der Fondsprospekt und die offiziellen Halbjahres- und Jahresberichte. Bei Anregungen und Feedback erreichen Sie uns gerne per email. Ihre Ansprechpartner sind: – Dirk Arning (arning@acc-invest.de) – Geschäftsführung, Ansprechpartner für börsenspezifische Informationen – Klaus J. Ueker (ueker@acc-invest.de) – Geschäftsführer, Ansprechpartner für Mitgliederverwaltung – Holger Fiegl (info@acc-invest.de) – Administration, Ansprechpartner für Webpage



Report über das Portfolio des Investmentclub Aktienfonds

Was ist diese Woche an den Börsen geschehen?

Weil von den Zwischenwahlen in den USA keine klaren Impulse für die Börsen ausgingen, galt die Aufmerksamkeit neuen Unternehmensergebnissen und der Inflationsentwicklung. Beispielsweise enttäuschte der Unterhaltungskonzern Walt Disney die Anleger. Aber anders als in den Vormonaten lagen die US-Inflationszahlen diesmal unter den Erwartungen (von 8,0 Prozent), was einen Freudensprung an den Börsen auslöste. Im Oktober lag das US-Preisniveau 7,7 Prozent über dem des Vorjahresmonats, ohne Energie und Nahrungsmittel („Kernrate“) 6,3 Prozent. Der Nasdaq-100 erholte sich darauf auf Wochensicht um +9,0 Prozent. Seit Jahresbeginn ist das trotzdem noch ein Minus von -27,6 Prozent. Der Dow Jones verzeichnete ein Wochenplus von +4,1 Prozent und steht damit jetzt im laufenden Jahr -7,1 Prozent im Verlust. Der Euro-STOXXX-50 verzeichnete ein stolzes Wochenplus von +4,9 Prozent, womit das Minus seit Jahresbeginn auf -10,0 Prozent sinkt. DAX schaffte sogar ein Plus von +5,7 Prozent in dieser Woche. Der Verlust seit Jahresbeginn ist mit -10,5 Prozent etwas höher als beim Euro-STOXX-50, vor allem wenn man bedenkt, dass beim DAX Performanceindex die Dividendenzahlungen eingerechnet sind, beim Euro-STOXX-Kursindex die Dividenden zu Abschlägen führen.

Wie hat sich der Anteilswert des Investmentclubs / Investmentfonds entwickelt?

Der ACC Alpha select Anteilswert wurde zuletzt auf Basis der Schlusskurse vom Donnerstag mit 29,99 Euro ermittelt. Im Wochenvergleich ist das ein Anstieg um 0,39 Euro bzw. +1,3 Prozent (ohne die Kursgewinne vom Freitag in Höhe von rund 35.000 Euro). Der Rückgang des Anteilswertes im laufenden Jahr verringert sich somit auf -4,8 Prozent, während der Verlust beim Durchschnitt der global anlegenden Aktienfonds bei -15,4 Prozent liegt. Unser Vorsprung im laufenden Jahr ist damit in dieser Woche wieder um einen Prozentpunkt gewachsen, nämlich von 9,6 auf 10,6 Prozentpunkte. Über rollierende 12 Monate, also seit dem 10. November 2021, ist unser Anteilswert nur um -4,2 Prozent gefallen; der Durchschnitt der globalen Aktienfonds hat aber -14,8 Prozent verloren. Unser Vorsprung über 12 Monate hat sich damit nach dem sprunghaften Anstieg in der Vorwoche in dieser Woche nochmals vergrößert, nämlich von 10,1 auf 10,6 Prozentpunkte. Unsere Performance seit dem Corona-Crash-Tief am 24. März 2020 (19,08 Euro) beträgt jetzt +57,2 Prozent. Seit dem Start der Anteilswertberechnung des Investmentclubs zum Jahreswechsel 1996/1997 (von D-Mark umgerechnet bei 6,17 Euro) beträgt das Plus jetzt 386 Prozent (Alle Performanceangaben jeweils nach Kosten und nach Quellensteuerabzug). Um ein neues Allzeit-Hoch zu erreichen, muss unser Anteilswert nur noch 9,0 Prozent steigen. Das können wir im Falle einer Jahresend-Rallye noch vor dem 31. Dezember schaffen! (Die meisten Aktienfonds müssten dagegen um über 20 Prozent steigen, um ihre alten Hochs zu erreichen, der DAX noch 14,4 Prozent.)

Welche positiven Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochengewinner)

Von unseren großen Aktienpositionen entwickelten sich in dieser Woche wieder Fairfax Financial, aber auch KT Corp überdurchschnittlich gut:

Der Aktienkurs der kanadischen Holding Fairfax Financial setzte seine Rallye fort (auf 734,13 CAD, Einstand 454,83 CAD) und überwand dabei die Widerstandszone 700 bis 717 CAD, an der der Kursanstieg von April bis Juli stets aufgehalten worden war. Kurzfristig ist weiterhin von einem Konsolidierungsbedarf auszugehen, mittel- bis längerfristig ist der Weg jetzt aber für einen Angriff auf das Allzeit-Hoch aus den Jahren 2016 und 2018 bei 778,8 CAD (Tagesschlusskurs 2016) bzw. 788,8 CAD (Intraday-Kurs 2018) frei. Mit 5,6 Prozent vom Fondsvermögen ist Fairfax seit längerem unsere größte Position.

Der Kurs des südkoreanischen Telekomwertes KT Corp stieg in dieser Woche um 6,8 Prozent (auf 13,87 USD, Einstand 10,23 USD USD). Damit hat sich der Kurs von den fundamental nicht begründeten Kursverlusten im September vollständig erholt.

Prozentual ist ProSieben Sat 1 Media mit einem Plus von 19,4 Prozent in dieser Woche der größte Gewinner (auf 8,46 Euro, Einstand 7,26 Euro). Nach übertriebenen Kursverlusten setzt der Markt jetzt offenbar darauf, dass die in Kürze kommenden Quartalsergebnisse positiv aufgenommen werden. Nach der Warnung vor einem „stärker eingetrübten gesamtwirtschaftlichen Umfeld“ dürften die Erwartungen nicht so hoch sein. Wir hatten bekanntlich die hohen Kursrückgänge bei dem Medienkonzern für unseren Einstieg genutzt und durch einen Zukauf (zu 6,75 Euro) unseren durchschnittlichen Einstand verbilligt.

Auch die Kursverluste bei NFON hatten wir für übertrieben gehalten. Die zweite Woche in Folge erholte sich der Kurs nun entsprechend deutlich: nach 7,1 Prozent in der Vorwoche nun um weitere 17,0 Prozent (auf 6,20 Euro, Einstand 15,26 Euro).

Auch die Neuerwerbung KION entwickelte sich seit unserem Einstieg Mitte Oktober sehr gut (+32,3 Prozent): In dieser Woche +16,0 Prozent (auf 28,08 Euro, Einstand 21,22 Euro). Anlässe für die Kurssteigerungen dürften die guten Quartalszahlen von Jungheinrich und ein Insider-Kauf durch einen KION-Vorstand (für gut 70.000 Euro) sein. Jungheinrich ist wie KION ein Hersteller von Gabelstaplern und Lagertechnik. Die hohe Nachfrage erlaubt Preissteigerungen.

Auch bei TRATON setzten sich die Kursgewinne (nach +8,9 Prozent in der Vorwoche) fort: In dieser Woche +10,8 Prozent (auf 15,30 Euro, Einstand 19,79 Euro). Auch TRATON dürfte von den guten Geschäftsergebnissen eines Konkurrenten profitiert haben: Der Lkw- und Bushersteller Daimler Truck hat im abgelaufenen Quartal dank kräftig gestiegenen Verkäufen und angehobenen Preisen deutlich mehr Geschäft gemacht. Umsatz, Ergebnis und Gewinn stiegen stark, und die lange belastende Teileknappheit bessert sich zusehends.

Die ebenfalls erst Mitte Oktober wieder ins Portfolio aufgenommen HeidelbergCement entwickelten sich ebenfalls überdurchschnittlich gut: +7,8 Prozent (auf 52,04 Euro, Einstand 41,02 Euro). Hier hatte bekanntlich der schweizerische Konkurrent Holcim gute Geschäftsergebnisse vorgelegt, worauf die Branche positiver bewertet wird.

Die Aktien der Speicherchip-Hersteller Samsung Electronics und Micron Technology setzten ihre Kurserholung fort: Samsung +10,5 Prozent (auf 1.050 Euro, Einstand 660 Euro) und Micron +11,3 Prozent (auf 62,52 USD, Einstand 61,235 USD).

Nach den hohen Kursverlusten in der Vorwoche in Reaktion auf die Quartalszahlen erlebte die Aktie von Warner Bros. Discovery in dieser Woche eine Kurserholung um 13,5 Prozent (auf 11,84 USD, kostenlose Anfangsposition aus Spin-Off AT&T, Zukauf zu 17,02 USD). Trotzdem prüfen wir jetzt den Ausstieg, denn es fällt uns nach wie vor schwer, die Aktie fundamental zu bewerten. Die Quartalszahlen auf Pro-Forma-Basis waren bekanntlich nicht gut ausgefallen.

Gut ist auch die Kursentwicklung unserer Automobilhersteller: Stellantis, der viertgrößte Automobilhersteller der Welt mit Großaktionär Familie Agnelli (Fiat und Ferrari), gab Rekord-Quartalsumsätze bekannt (+4,9 Prozent auf 14,23 Euro, Einstand 12,20 Euro): Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um +29 Prozent. Höhere Mengen (+13 Prozent) und ein vorteilhafter Fahrzeug-Mix sowie hohe Nettopreise, vor allem in den USA, trugen hierzu bei. Dazu kommen positive Währungseffekte (viel Produktion im Euro-Raum, höhere Verkäufe im Dollarraum). Weniger Engpässe bei der Lieferung von Halbleitern tragen ebenfalls zur positiven Entwicklung bei. Die ambitionierte Jahresprognose für 2022 wurde durch das Management bestätigt. Die Aktie ist mit einem Zehntel ihres Jahresumsatzes, nur 80 Prozent ihres EBITDA-Ergebnisses, dem halben Buchwert bewertet und kommt auf fast 10 Prozent Dividendenrendite!

Renault stiegen in dieser Woche um +6,6 Prozent (auf 32,53 Euro, Einstand 30,16 Euro).

Welche negativen Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochenverlierer)

Auf der kurzen Verliererliste dieser Woche steht Bayer ganz oben: Die Aktie verlor -6,9 Prozent gegen den Trend (auf 50,19 Euro, Einstand 52,57 Euro). Der Pharma- und Agrarchemiekonzerns veröffentlichte Kennzahlen, die zu einer Abwärtsrevision von Umsatz- und Ergebnisprognosen führten. Die Bilanz zum Ende September beendeten Quartal beziffert den Gewinn pro Aktie auf 1,13 Euro. Für das Gesamtjahr 2022 rechnen Analysten im Schnitt mit 7,75 Euro Gewinn je Aktie. Das entspräche einem günstigen KGV von 6,5.

Die Aktie des US-Versicherungskonzerns Cigna Corp erlebte nach dem Höhenflug auf Allzeit-Hochs Gewinnmitnahmen: -5,7 Prozent (auf 303,82 USD, Einstand 190,44 USD). Anlass für die Gewinnmitnahmen dürfte die Erwartung sein, dass die Zinsen in den USA nicht so schnell und hoch steigen wie noch vor wenigen Tagen angenommen. Anfang des Monats waren die Geschäftsergebnisse zum am 30.09.2022 abgelaufenen Quartal veröffentlicht worden. Es wurde ein Gewinn je Aktie (EPS) von 6,04 USD ausgewiesen. Der Umsatz wurde auf 45,36 Milliarden USD beziffert. Im Gesamtjahr dürften es rund 23 USD EPS werden, was ein KGV von gut 13 bedeutet.

Die bisher gute Kursentwicklung dürfte auch Auslöser der Kursverluste bei British American Tobacco (BAT) in dieser Woche sein: -5,6 Prozent auf 31,87 GBP (Einstand 29,62 GBP). Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat British American Tobacco (BAT) von „Buy“ auf „Neutral“ abgestuft und das Kursziel von 40,50 auf 38,00 GBP gesenkt. Der Goldman-Analyst sieht den Tabakkonzern zwar mittelfristig als attraktive Wachstumsstory angesichts der neuen Produktkategorien. Kurzfristig dürften aber Schuldenniveau, steigenden Finanzierungskosten und konservativere Prognose für die Barmittelverwendung im kommenden Geschäftsjahr den Kurs bremsen. Er verweist darauf, dass sich die BAT-Papiere im laufenden Jahr enorm überdurchschnittlich entwickelt haben. Tatsächlich sind Aktienanleger jetzt risikofreudiger als noch vor einer Woche. Unter den Umschichtungen in weniger defensive Aktien dürfte BAT kurzfristig leiden.

Welche Transaktionen gab es diese Woche?

Auch in dieser Woche erfolgten keine Veränderungen an der Zusammensetzung unseres Portfolios.

Wie hoch ist die Barreserve?

Das Euro-Bankguthaben ist mit jetzt 322.107 Euro wenig verändert, was aufgrund der steigenden Aktienkurse jetzt 5,6 Prozent vom Fondsvermögen ausmacht. Die Fremdwährungsguthaben sind unverändert (215.270 US-Dollar, 101.109 britische Pfund und 53.964 kanadische Dollar). Der Euro-Gegenwert dieser Fremdwährungsguthaben ist aufgrund der Aufwertung des Euro auf 367.114 Euro gesunken. Der Anteil am Fondsvermögen ist von 6,6 auf 6,4 Prozent gesunken. Insgesamt ist die auf Bankkonten gehaltene Barreserve auf 689.221 Euro gesunken, was jetzt 12,0 Prozent vom Fondsvermögen ausmacht (nach 12,3 Prozent in der Vorwoche). Die nominal 1,2 Millionen Euro Bundesanleihe haben mit Stückzinsen aktuell einen Kurswert von 1.206.897 Euro bzw. 20,9 Prozent vom Fondsvermögen. Der Kurs sank im Wochenvergleich leicht weiter (von 99,96 auf 99,84 Prozent). Insgesamt ist unsere Barreserve also leicht auf 1,90 Mio. Euro gesunken. Der Anteil der Barreserve am Fondsvermögen ist vor allem durch die Kursgewinne mit Aktien leicht von 33,6 auf 32,9 Prozent gesunken.

Strategische und taktische Überlegungen

Jahresend-Rallye? Die US-Inflationszahlen für Oktober lösten einen Freudensprung an den Börsen aus. Dahinter steht die Hoffnung, dass die Inflation ihren Zenit überschritten hat, was der Notenbank erlauben würde, ihre hohen und schnellen Leitzinserhöhungen zu beenden. In den beiden Vormonaten waren die Inflationszahlen jeweils höher als im Durchschnitt vom Markt erwartet, was in beiden Fällen zumindest kurzfristig Kursverluste ausgelöst hatte. Entsprechend vorsichtig waren die Anleger jetzt vor der Bekanntgabe der Inflationszahlen für Oktober. Trendwende? Beginn einer Kursrallye? Vorsicht! Die Gründe für die hohe US-Inflation sind noch nicht verschwunden. Die jüngsten US-Arbeitsmarktdaten lassen befürchten, dass sich die Preis-Lohn-Spirale begonnen hat zu drehen. So schnell wird die US-Notenbank ihre Geldpolitik nicht lockern können. Die Wirklichkeit wird sich zurückmelden und auch nochmal für fallende Aktienkurse sorgen. Trotzdem darf man als Aktieninvestor zuversichtlicher auf das nächste Jahr blicken: Die gefährliche Mischung aus Inflation und Rezession besteht zwar noch, verliert aber an Schrecken. Nachdem wir nahe der Jahrestiefs eine Welle von Aktienkäufen veranlasst haben (HeidelbergCement seitdem +26,9 Prozent, KION +32,3 Prozent, Deutsche Bank +19,6 Prozent) prüfen wir nun weitere Käufe – vor allem den Rückkauf oder die Aufstockung solcher Positionen, deren Chartbild Kaufsignale gibt.

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