Hier veröffentlichen wir wöchentlich den aktuellen Wochenkommentar sowie eine Aufstellung des aktuellen Aktien-Portfolios (Inventarliste). Diese Informationen sind nur für Mitglieder des ACC. Bitte geben Sie die Informationen und das Passwort nicht weiter. Vielen Dank. Bitte beachten Sie: Bei dieser Aufstellung handelt es sich um das Musterportfolio des ACC. Alle Angaben dienen nur der internen Mitgliederinformation und sind ohne Gewähr. Rechtsverbindlich sind nur der Fondsprospekt und die offiziellen Halbjahres- und Jahresberichte. Bei Anregungen und Feedback erreichen Sie uns gerne per email. Ihre Ansprechpartner sind: – Dirk Arning (arning@acc-invest.de) – Geschäftsführung, Ansprechpartner für börsenspezifische Informationen – Klaus J. Ueker (ueker@acc-invest.de) – Geschäftsführer, Ansprechpartner für Mitgliederverwaltung – Holger Fiegl (info@acc-invest.de) – Administration, Ansprechpartner für Webpage



Wochenkommentar KW 08/2022

Hier die Inventarliste vom 26.02.2022

Report über das Portfolio des Investmentclub Aktienfonds

Was ist diese Woche an den Börsen geschehen?

Die Aktienmärkte reagierten natürlich weltweit mit Kursverlusten auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. An der Börse Kiew brach der UTX Ukrainain Traded Index um gut 21 Prozent ein. Der größte wirtschaftliche Verlierer, das sehen auch die Börse so, ist aber Russland selbst: Der russische Index RTS der Moskauer Börse erlebte in der ersten Reaktion einen Crash um 37 Prozent. Zeitweilig halbierte sich der Wert der börsennotierten russischen Wirtschaft am ersten Tag des Krieges. Die auch von vielen westlichen Anlegern gehaltene Aktie des russischen Gasmonopolisten GAZPROM verlor in einer ersten Reaktion 40 Prozent ihres Wertes. Und die ebenfalls von vielen westlichen Fonds gehaltenen Aktie der russischen Sberbank, dem größten Finanzinstitut Russlands, verlor sogar drei Viertel ihres Wertes. An den Devisenmärkten brach der Wechselkurs des russischen Rubel ein. Trotz Interventionen der russischen Notenbank fiel die russische Währung auf den tiefsten Stand ihrer Geschichte, rund 100 Rubel pro Euro. Russische Wirtschaftsexperten hatten den Kreml vergeblich vor einem Angriffskrieg gegen die Ukraine gewarnt. Die wirtschaftlichen Konsequenzen seines Tuns seien egal, erklärte der russische Diktator Putin. Das herrschende russische Regime hat sich als internationaler Vertragspartner dauerhaft disqualifiziert. Ausländische Investitionen in Russland sind der Willkür des Diktators ausgesetzt. Es war bislang schon fragwürdig, mit der russischen Kleptokratie Geschäfte zu machen; nun rächt es sich. Wir haben bekanntlich seit längerem keine einzige Investition in Russland.

Russland ist glücklicherweise jetzt schon für die Weltwirtschaft nicht wichtig. Allein als Exporteur von Rohstoffen hat Russland überhaupt noch eine gewisse Bedeutung. Der Weg in die weltwirtschaftliche Bedeutungslosigkeit wurde jetzt von Putin massiv beschleunigt. Noch exportiert Russland vor allem fossile Energieträger, vor allem Erdgas, aber auch Erdöl. Dies prägt auch die Handelsbilanz mit Deutschland: Im vergangenen Jahr zahlte Deutschland 33,1 Milliarden Euro an Russland für seine Einfuhren vor dort. Zu den russischen Exportgütern von Bedeutung zählen als Dünger in der Landwirtschaft eingesetzte Kali-Salze und bestimmte Metalle. Auch bei diesen Rohstoffen reagieren die Weltmärkte natürlich mit einem Preisanstieg; aber es gibt bekanntlich auch außerhalb Russlands große Vorkommen. Inwieweit Russland die Exporte von Erdgas, Erdöl, Kali und anderen Bodenschätzen fortsetzen kann, ist fraglich. Zum einen könnte Russland selbst damit drohen, diese Ausfuhren zu stoppen, um westliche Zugeständnisse zu erpressen; zum anderen könnte man im Westen ungeachtet des eigenen Bedarfs die Geschäfte mit Russland im Rahmen von Sanktionen beenden.

Die Ausfuhren westlicher Unternehmen nach Russland sind im Verhältnis zur Gesamtleistung sehr klein. Aus Deutschland wurden beispielsweise im vergangenen Jahr Waren im Wert von 26,65 Milliarden Euro nach Russland exportiert. Im Verhältnis zum Gesamtwert der deutschen Exporte 2021 in Höhe von 1.375 Milliarden Euro sind das nur 1,94 Prozent. Für die meisten westlichen Volkswirtschaften ist die Rolle Russlands als Absatzmarkt noch geringer. Auch wenn einzelne Unternehmen stärker betroffen sind, ist der Wegfall Russlands als Absatzmarkt verkraftbar. Nach 20 Jahren Putin-Herrschaft liegt das Pro-Kopf-Einkommen auf dem Niveau eines Schwellenlandes, ohne die Geschäfte mit dem Westen wird es auf das Niveau eines Entwicklungslandes sinken

Die Aktienbörsen reagieren entsprechend differenziert: Aktien von Unternehmen mit größerem Russland-Geschäft verlieren mehr, darunter westeuropäische Banken, die bislang den Handel mit Russland finanziell begleiteten. Insgesamt ist der Verlust des Russland-Geschäfts für die westlichen Volkswirtschaften aber verkraftbar.

Der Dow Jones erholte sich am letzten Handelstag der Woche, so dass nur ein kleiner Wochenverlust von 0,1 Prozent verblieb. Der Verlust seit Jahresbeginn vergrößerte sich leicht auf 6,3 Prozent. Der Euro-STOXX-50 verlor auf Wochensicht 2,5 Prozent, womit der Verlust seit Jahresbeginn auf 7,6 Prozent ansteigt. Höhere Verluste verzeichneten die Aktienmärkte in Deutschland und Österreich, deren Unternehmen teilweise mehr Geschäfte mit Russland gemacht haben. Der DAX verringerte mit der Kurserholung am Freitag sein Wochenminus auf 3,2 Prozent. Das Minus im laufenden Jahr wuchs auf 8,3 Prozent.

Wie hat sich der Anteilswert des Investmentclubs / Investmentfonds entwickelt?

Der ACC Alpha select Anteilswert wurde zuletzt mit 30,18 Euro ermittelt. Darin ist allerdings die starke Kurserholung vom Freitag wie üblich noch nicht enthalten: Der Wert unseres Portfolios stieg am Freitag um über 100.000 Euro. Noch ohne diese Kursgewinne liegen wir im laufenden Jahr bei einem Minus von 4,16 Prozent. Der Durchschnitt der vergleichbaren Aktienfonds liegt inzwischen 11,44 Prozent in der Verlustzone (Quelle: Fondsweb.de), womit wir unseren Vorsprung seit Jahresbeginn weiter ausbauen: in dieser Woche um zusätzliche 0,7 Prozentpunkte auf 7,3 Prozentpunkte. Über 12 Monate wächst unser Vorsprung noch stärker: Mit einem Plus von jetzt 6,7 Prozent gegenüber dem Durchschnitt vergleichbarer Fonds mit +3,7 Prozent steigt unsere Outperformance von zwei auf drei Prozentpunkte. Die Performance seit dem Corona-Crash-Tief am 24. März 2020 (19,08 Euro) beträgt jetzt +58,2 Prozent. Seit dem Start der Anteilswertberechnung des Investmentclubs zum Jahreswechsel 1996/1997 (von D-Mark umgerechnet bei 6,17 Euro) beträgt das Plus jetzt 389 Prozent (Alle Performanceangaben jeweils nach Kosten und nach Quellensteuerabzug).

Welche positiven Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochengewinner)

Bezieht man die Kurserholung vom Freitag in die Wochenanalyse mit ein (im Anteilswert ist dies bekanntlich noch nicht der Fall), gibt es eine ganze Reihe größerer Kursgewinner:

Nach starken Kursschwankungen steht die Salzgitter-Aktien sogar 6,1 Prozent höher als vor einer Woche (bei 38,06 Euro, Einstand 14,58 Euro). Die Aktie gehört damit die dritte Woche in Folge zu den größten Kursgewinnern. Der sehr positive Ausblick des Konzerns auf das laufende Jahr hat offenbar die Markterwartungen deutlich übertroffen (obwohl die Unterbewertung lange zuvor objektiv erkennbar und von uns genutzt wurde). Mit ArcelorMittal und einem Wochenplus von 1,9 Prozent (auf 27,38 Euro, Einstand 27,05 Euro) kommt ein zweiter Kursgewinner als der Stahl-Branche. Diese Position haben wir bekanntlich erst kürzlich in unser Portfolio aufgenommen.

Weit weg vom europäischen Kriegsschauplatz legten einige US-Aktien weiter zu: Alphabet stieg um 3,1 Prozent (auf 2.689 USD, Einstand 1.293 USD) und die Aktie des US-Versicherungskonzerns Cigna um 1,8 Prozent (auf 232,84 USD, Einstand 216,15 USD).

Welche negativen Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochenverlierer)

Vor allem Aktien mit größerem Russland-Geschäft erlitten höhere Kursverluste. Der französische Automobilkonzern Renault verlor auf Wochensicht 15,9 Prozent (auf 30,545 Euro, Einstand 35,57 Euro). Dies dürfte daran liegen, dass die Geschäftsergebnisse des vierten Quartals 2021 ausgerechnet in dieser Woche veröffentlich wurden. Dabei wurde eine Umsatzabschwächung um 5,49 Prozent auf 13,87 Milliarden Euro ausgewiesen (Vorjahresquartal 14,68 Milliarden Euro). Für das abgelaufene Gesamtjahr hatten Analysten durchschnittlich mit einem Umsatz in Höhe von 45,87 Milliarden Euro gerechnet und mit einem Gewinn von 3,09 EUR je Aktie. Tatsächlich stieg der Umsatz um 6,3 Prozent auf 46,21 Milliarden Euro und das Ergebnis je Aktie liegt bei 3,26 Euro. Die Analystenschätzungen wurden also übertroffen. Dies bedeutet schon auf Basis des vergangenen Jahres ein KGV von 9,4. Auf Basis der Gewinnschätzungen für dieses Jahr sinkt das KGV auf rund 6. Die Marktreaktion erscheint deshalb nicht angemessen. Analysten, die sich seit langem mit Renault beschäftigen, werten die erkennbare Entwicklung eher als Kaufgrund. So hat die DZ Bank Renault in dieser Woche von „Verkaufen“ auf „Kaufen“ hochgestuft und den fairen Wert von 28 auf 47 Euro (also um 68 Prozent!) angehoben. Das wäre ein Kurspotenzial von 54 Prozent. Der zuständige Analyst hob seine Schätzungen für die Franzosen deutlich an. Die Zusammenarbeit mit Nissan nehme Fahrt auf und die Ausschüttungen der Beteiligung dürften wieder steigen, schrieb er. Zudem liefere die Finanztochter RCI robuste Ergebnisbeiträge. Wir können bekanntlich gegenwärtig noch keinen seriösen Profit Value kalkulieren, denn auf Basis der jüngsten Vergangenheitsdaten schlägt der hohe Verlust im Jahr 2020 noch durch. Umgekehrt ergibt sich in der Projektion auf Basis von (noch unsicheren) Prognosen aber sogar ein deutlich dreistelliger Wert für die Aktie. Unsere ProBot-Value-Berechnung, die wir im Januar aktualisiert haben, ergab aber einen Bottom Value von 48 Euro. Dieser liegt damit ja sehr nahe an der Fair-Value-Kalkulation, die jetzt der Analyst der DZ Bank veröffentlicht hat.

Die Aktien des deutschen Nutzfahrzeugherstellers TRATON verloren auf Wochensicht 11,1 Prozent (auf 18,66 Euro, Einstand 21,78 Euro), der österreichische Baukonzern PORR 8,5 Prozent (auf 11,90 Euro, Einstand 13,48 Euro) und die französische Großbank BNP Paribas 8,4 Prozent (auf 56,75 Euro, Einstand 60,16 Euro). Noch lassen sich die Einbußen durch das Russland-Geschäft nicht genau beziffern. Es entsteht aber jetzt schon der Eindruck, dass die wirtschaftliche Bedeutung Russlands in diesen Kursrückgängen überschätzt wird. Für die genannten Unternehmen sind die Geschäfte mit den zentraleuropäischen Verbündeten jetzt schon wichtiger als die mit Russland. Das jetzt von Russland (gegen seinen erklärten Willen) initiierte Zusammenrücken der west- und zentraleuropäischen Länder wird die Bedeutung dieser Absatzmärkte für westeuropäische Unternehmen stärken.

Welche Transaktionen gab es diese Woche?

Wir haben den Kursrücklag bei Fresenius am Tag des russischen Angriffs antizyklisch für einen kleinen Wiedereinstieg in den deutschen Gesundheitskonzern genutzt. Negative Unternehmensnachrichten und die allgemeine Marktschwäche drückten den Kurs. Wir haben nur 1.000 Fresenius-Aktien zu 34,28 Euro gekauft, weil sich die Aktie noch in einem Abwärtstrend befindet. Allerdings sollten die mittelfristigen Chancen für eine Bodenbildung im Bereich 30 bis 35 Euro nicht schlecht sein, denn fundamental erscheinen die Kursverluste übertrieben. Der jetzige Kurs ist allein durch das ausgewiesene Eigenkapital gedeckt. Unsere ProBot-Value-Kalkulation ergab im Januar einen Profit Value von 37,60 Euro. Bei bald 70 Euro Umsatz pro Aktie und einer Nettomarge von über 5 Prozent errechnet sich ein Bottom-Value von gut 54 Euro und ein Fair Value von 45 Euro, in der Projektion mit Potenzial 70 Euro. Dazu müsste der Konzern seine Probleme in den Griff kriegen und wahrscheinlich seine Struktur ändern. Dies schloss der Vorstand zuletzt nicht mehr aus.

Um unsere bis auf weiteres noch hohe Barreserve zu schonen bzw. sogar noch einmal aufzustocken, haben wir im Rahmen unseres Risikomanagements zwei Positionen abgebaut: Unsere große Position Saint-Gobain haben wir halbiert. Bekanntlich hatte sich der Aktienkurs nach dem Corona-Crash von 20 Euro auf rund 60 Euro und damit das von uns berechnete Kursziel (Fair Value 55 Euro) verdreifacht. Wir hatten diesen Anstieg bereits genutzt, um mit Gewinnmitnahmen zu beginnen. Fundamental hat die Aktie seit geraumer Zeit weniger Potenzial als andere. Jetzt haben wir 2.000 unserer 4.000 Saint-Gobain zu 57,92 Euro verkauft und damit gegenüber unserem Einstand zu durchschnittlich 34,49 Euro einen Kursgewinn von 67,9 Prozent realisiert.

Mit Koenig & Bauer haben wir eine kleinere (Rest-) Position vollständig verkauft. Die Aktie stellte unsere Geduld seit längerem auf eine Probe. Um nicht viel Kapital zu binden, hatten wir die Position bekanntlich schon im vergangenen Jahr auf nur noch 2.500 Aktien verkleinert. Diese haben wir jetzt im Rahmen unseres Risikomanagements zu 22,094 Euro verkauft. Gegenüber unserem Einstand zu 28,21 Euro haben wir damit einen Kursverlust von 21,7 Prozent realisiert. Absolut betrachtet ist der Verlust aber nicht so schmerzhaft, denn die Position machte vor ihrem Verkauf nicht einmal mehr ein Prozent des Fondsvermögens aus. Der Verkauf ist also eher in der Kategorie „Aufräumarbeiten“ zu sehen.

Wie hoch ist die Barreserve und wie sieht die Taktik aktuell aus?

„Kaufen, wenn die Kanonen donnern.“ Mit dem Kauf einer kleinen Anfangsposition in Fresenius verhalten wir uns grundsätzlich antizyklisch. Unser Aktienkauf in dieser Woche erfolgte am Tag des russischen Angriffs; die beiden Verkäufe erfolgten dagegen erst am Freitag, also am Tag der starken Kurserholung, die sich teilweise auf die Hoffnung von Friedensverhandlungen stützten. Weil sich Diktator Putin als skrupelloser Lügner erwiesen hat, halten wir seine angebliche Bereitschaft zu Friedensverhandlungen für eine weitere Lüge. Der Machthaber im Kreml ist hochgefährlich und gehört vor das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag. Dazu wird es in den kommenden Wochen aber leider nicht kommen, so dass auch die Börsen zunächst noch Ängste und Belastungen werden aushalten müssen. Deshalb erscheint ein übereilter Einsatz der Barreserve nicht angemessen. Wir werden weiterhin sehr selektiv vorgehen. Das ist Teil unserer Strategie seit 30 Jahren. (Das Wort „select“ soll das zeigen.)

Die Suche nach Unterbewertung wurde in den vergangenen zehn Jahren insgesamt nicht belohnt. Es war die längste Durststrecke von Value-Aktien in der Börsengeschichte. Das Aufholpotenzial sollte jetzt nicht unterschätzt werden. Beispielsweise sind im Durchschnitt die im Nasdaq-Index enthaltenen Aktien mit dem Faktor 2,5-mal so teuer wie die im MSCI Europe Value enthaltenen Aktien. Einer sachlichen Überprüfung hält dieser Bewertungsunterschied nicht stand, denn das Gewinnwachstum ist aktuell bei Value-Aktien sogar höher als bei den sogenannten Wachstums-Aktien. Die Experten von Boston Partners haben jüngst eine Schätzung veröffentlicht, wie weit Wachstumsaktien ihrer Ansicht nach vom dem „Fitted fair value“ entfernt sind. Aus ihrer Sicht ist der Preisanpassungsbedarf sogar noch deutlich größer als zu Zeiten der Internet-Bubble. Richard Halle, Kapitalmarktexperte bei der britischen Fondsgesellschaft M&G schrieb dazu gerade: „Der 13 Jahre andauernde Trend gegen den Value-Stil hat sich während der Corona-Pandemie beschleunigt, wenn auch mit einer kurzen Unterbrechung. Er hat dazu geführt, dass die Bewertungsunterschiede zwischen den billigsten und den teuersten Aktien heute extremer sind als je zuvor. Wir führen diese Preisbildung in erster Linie auf verhaltensbedingte Faktoren zurück und weniger auf die Fundamentaldaten der Unternehmen. Innerhalb des langfristigen Trends ist ein sich selbst verstärkender Zyklus entstanden – in Verbindung mit einer Verankerung, die diesen Trend auf unbestimmte Zeit fortschreibt und Teile des Marktes zu immer höheren Bewertungen treibt.“ Das Narrativ des „Storytelling“ habe jegliche Bewertungsgrenzen gesprengt. Privatanleger, quantitative und passive Investoren hätten in dieselben Aktien gedrängt, was zu einer nicht nachhaltigen Preisbildung geführt habe. Der Börsenwert sei zu einem starken Faktor geworden, der die Anleger ohne Rücksicht auf die Bewertungen in bestimmte Marktsegmente getrieben habe. Daher halten die M&G-Experten viele Wachstumstitel und sogenannte „Konzept“-Aktien für überbewertet. Es sei schwer zu erkennen, wie die Fundamentaldaten eine so große Bewertungsdiskrepanz rechtfertigen sollten.

Ich möchte bei dieser Gelegenheit am Beispiel der Meta / Facebook -Aktie hinzufügen, dass viele Investoren in den beliebten Tech-Aktien zudem nur oberflächlich oder schlecht informiert erscheinen. Der Aktienkurs von Facebook / Meta ist aufgrund verfehlter Wachstumserwartungen auf das Niveau von 2019 zurückgefallen. Auf die Klagen gegen Meta / Facebook hatte ich an dieser Stelle schon früher hingewiesen. Alleine eine jetzt anhängige Klage des US-Bundesstaates Texas gegen Meta / Facebook könnte dem Konzern den nächsten existenziellen Schlag versetzen. Die Klage heißt „The State of Texas v. Meta Platforms“ und ist unter dem Az. 22-0121 am Bezirksgericht Harris County anhängig. (Die Klageschrift ist öffentlich und liegt mir als PDF-Datei vor.) Weil Facebook offenbar gesetzeswidrig alle Fotos, die von Facebook- und Instagram-Nutzern hochgeladen wurden, einer illegalen Gesichtserkennung unterzogen hat und diese Daten entgegen dem texanischen Gesetz nicht gelöscht, sondern sogar an andere Firmen weiterverkauft hat, droht eine Verurteilung, die Meta mit Gerichts- und Nebenkosten rund eine Dreiviertel Milliarde Dollar kosten könnte. Für jeden der 20,5 Millionen Facebook-Nutzer in Texas sehen die Gesetze dort 35.000 Dollar Strafe vor. Der texanische Justizministers Paxon will Meta / Facebook gegebenenfalls bis in den Bankrott klagen: „Facebook omnipräsentes Imperium wurde auf Irreführung, Lügen und frecher Misshandlung der Datenschutzrechte der Texaner aufgebaut – alles für den wirtschaftlichen Gewinn Facebooks“, heißt es in der Klageschrift. Die Wahrscheinlichkeit, dass es für den Konzern sehr teuer wird, ist hoch: Im bevölkerungsärmeren US-Bundesstaat Illinois kostete die illegale Gesichtserkennung den Meta-Konzern dank eines Vergleichs „nur“ 650 Millionen Dollar.

Ich glaube, dass viel zu viele Anleger mit weniger als 30 Jahren Erfahrung bei der Aktienauswahl „Storys“ gekauft haben, egal wie hoch diese bewertet waren, dass viele Anleger wieder einmal glauben, die „Gewinner von morgen“ zu kennen und deshalb Phantasiepreise für solche Aktien bezahlen, dass sehr viel Geld in passive Indexfonds und ETFs geströmt ist, ohne sich auch nur die Zusammensetzung der zugrundeliegenden Indizes anzusehen. Sie werden meist dominiert von den sehr teuren „Gewinnern der Vergangenheit“, weil deren stark gestiegener Börsenwert ihnen hohes Gewicht im Index verschafft. Der enormen Risiken sind sich diese Anleger zum größten Teil nicht bewusst, auch wenn 20, 30 und mehr Prozent Verlust seit dem vergangenen November schon eine schmerzhafte Warnung sein sollten. Ich appelliere an Sie, Ihre Aktienanlagen in diesem Sinne zu überprüfen und unseren Investmentclubs zu stärken.

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