Wochenkommentar KW 46/2024
Hier veröffentlichen wir wöchentlich den aktuellen Wochenkommentar sowie eine Aufstellung des aktuellen Aktien-Portfolios (Inventarliste). Diese Informationen sind nur für Mitglieder des ACC. Bitte geben Sie die Informationen und das Passwort nicht weiter. Vielen Dank. Bitte beachten Sie: Bei dieser Aufstellung handelt es sich um das Musterportfolio des ACC. Alle Angaben dienen nur der internen Mitgliederinformation und sind ohne Gewähr. Rechtsverbindlich sind nur der Fondsprospekt und die offiziellen Halbjahres- und Jahresberichte. Bei Anregungen und Feedback erreichen Sie uns gerne per email. Ihre Ansprechpartner sind: – Dirk Arning (arning@acc-invest.de) – Geschäftsführung, Ansprechpartner für börsenspezifische Informationen – Klaus J. Ueker (ueker@acc-invest.de) – Geschäftsführer, Ansprechpartner für Mitgliederverwaltung – Holger Fiegl (info@acc-invest.de) – Administration, Ansprechpartner für Webpage
Report über das Portfolio des Investmentclub Aktienfonds
Was ist diese Woche (KW46/2024) an den Börsen geschehen?
Zum Wochenauftakt sorgten noch positive saisonale Effekte für steigende Aktienkurse, dann kehrte aber Ernüchterung ein. Die Personalentscheidungen des designierten US-Präsidenten Trump bereiten vielen innerhalb und außerhalb der USA Sorgen. Auch die „magnificent 7“, die großen US-Tech-Konzerne, die zunächst auf Trumps Wahlsieg positiv reagiert hatten, verzeichneten in dieser Woche ausnahmslos Kursverluste, am wenigsten die Tesla-Aktie, dessen Chef Elon Musk großen Einfluss auf Trump hat. Der Nasdaq-100 verlor auf Wochensicht -3,4 Prozent, der Dow Jones -1,2 Prozent. Der Euro-STOXX-50 verzeichnete ein Mini-Minus von -0,2 Prozent und der DAX verlor nur wenige Indexpunkte (gerundet -0,0 Prozent). Der japanische Aktienmarkt, der sich in der Vorwoche noch sorglos gezeigt hatte, verzeichnete nun auch Verluste: Nikkei-225-Index auf Wochensicht -2,2 Prozent.
Wie hat sich der Anteilswert des Investmentclubs / Investmentfonds entwickelt?
Der ACC Alpha select Anteilswert errechnet sich auf Basis der Kurse vom Donnerstag mit 33,41 Euro. Auf Wochensicht ist das ein Rückgang von 0,22 Euro bzw. -0,7 Prozent. Im laufenden Jahr (31.12.2023 Anteilswert 31,74 Euro) beträgt der aktuelle Netto-Gewinn (nach Kosten) +5,3 Prozent. Der Durchschnitt der globalen Aktienfonds liegt mit seiner hohen Gewichtung von großen US-Tech-Aktien jetzt bei +17,3 Prozent seit Jahresbeginn. Der Durchschnitt der globalen flexiblen Mischfonds steht um laufenden Jahr jetzt bei +8,85 Prozent (Quelle: Fondsweb.de). Über rollierende drei Jahre sank der Durchschnitt der Aktienfonds leicht (-0,1 Prozentpunkte) auf +11,7 Prozent. Der Durchschnitt der Mischfonds verliert über rollierende drei Jahre weiter: in dieser Woche weitere -0,3 Prozentpunkte auf nur +2,6 Prozent. Wir liegen über drei Jahre jetzt bei +6,7 Prozent, also weiterhin zwischen Misch- und Aktienfonds. Von Morningstar wird der ACC Alpha select Fonds wie bisher in der Vergleichsgruppe „Mischfonds EUR aggressiv Global“ geführt. Der Wertzuwachs liege über drei Jahre in dieser Vergleichsgruppe nahe dem Durchschnitt, so Morningstar, bei einem – sogar gegenüber erklärten Mischfonds – unterdurchschnittlichen Risiko, was über diesen Zeitraum zu einer Bewertung mit 3 Sternen führt. Die Gesamtnote liegt weiterhin bei nur zwei Sternen. Seit dem Start der Anteilswertberechnung des Investmentclubs zum Jahreswechsel 1996/1997 (von D-Mark umgerechnet bei 6,17 Euro) hat sich der Anteilswert mehr als verfünffacht (+441 Prozent). (Alle Performanceangaben jeweils nach Kosten und nach Quellensteuerabzug. Die tatsächliche Rendite der Anleger ist bei einem Freistellungsauftrag also höher als hier angegeben.)
Welche positiven Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochengewinner)
Die in diesem und dem folgenden Abschnitt genannten Kursveränderungen beziehen sich jeweils auf die Woche bis einschließlich Freitag – gegenüber dem Freitag der Vorwoche.
Den wichtigsten Beitrag zur Stabilisierung unseres Anteilswertes leistete auch in dieser Woche unsere größte Aktienposition (jetzt 9,4 Prozent vom Fondsvermögen): Fairfax Financial Holdings stiegen um +4,3 Prozent auf ein neues Rekordhoch (1.915 CAD, Einstand 455 CAD). Zur aktuellen Bewertung der Aktie im Lichte unseres Bewertungsmodells siehe „Aktuelle strategische und taktische Überlegungen“ in der Vorwoche.
Mit PORR (3,2 Prozent vom Fondsvermögen) und KT Corp (2,6 Prozent) verzeichneten zwei weitere größere Aktienposition Kursgewinne: PORR-Aktien stiegen in dieser Woche um +2,6 Prozent (auf 15,24 Euro, Einstand 13,48 Euro) und KT Corp ADRs um +1,7 Prozent (auf 15,20 USD, Einstand 10,786 USD).
Erfreulich auch der Kursanstieg der Deutschen Bank-Aktie: +3,5 Prozent (auf 16,06 Euro, Einstand 8,54 Euro). Das Analysehaus Warburg Research hat das Kursziel für Deutsche Bank von 21,10 auf 21,30 Euro angehoben und die Einstufung auf „Buy“ belassen. Das starke dritte Quartal der Bank ebne den Weg zu den Jahreszielen, heißt es in der Studie. Gleichzeitig gab die Deutsche Bank bekannt, ihr Kernkapital mit der Ausgabe einer zusätzlichen Nachranganleihe gestärkt zu haben. Der Nennwert der sogenannten AT1-Papiere liege bei 1,5 Milliarden Euro, teilte der Bankkonzern mit. Die Papiere sind erstmals zum 30. Oktober 2031 kündbar. Bis zum 30. April 2032 beträgt der jährliche Zinssatz 7,375 Prozent. Im Anschluss wird dieser alle fünf Jahre neu festgesetzt. Erst im Juni hatte die Deutsche Bank mit der Ausgabe einer AT-1-Anleihe 1,5 Milliarden Euro eingesammelt. AT-1-Kapital wird als zusätzliches Kernkapital (wie Eigenkapital) angerechnet, womit der Spielraum auf der Aktivseite der Bilanz größer wird (beispielsweise zur Kreditvergabe).
Welche negativen Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochenverlierer)
Insgesamt überwogen aber in dieser Woche die Kursverlierer:
Prozentual größter Kursverlierer der Woche ist die volatile Aktie des US-amerikanischen Speicherchip-Herstellers Micron Technology, die in der Vorwoche um +12,2 Prozent gestiegen war. Diesen Kurssprung gab sie jetzt wieder ab: -13,9 Prozent (auf 96,34 USD, Einstand 63,33 USD). Hier dürfte abzuwarten sein, wie die Zollpolitik des künftigen US-Präsidenten in der Praxis aussehen wird. Die nächsten Geschäftsergebnisse veröffentlicht Micron Technology bekanntlich am 18. Dezember.
Weil die Börse befürchtet, dass US-Präsident Trump entgegen seinen Wahlversprechen die Inflation wieder antreiben wird, steigen die Zinsen am US-Kapitalmarkt. Auch der US-Dollar entwickelt sich entgegen zu Trumps Ankündigungen aufwärts. Beides hat seit Anfang November zu einer Korrektur des Goldpreises geführt, worunter die beiden Gold-Aktien in unserem Portfolio natürlich leiden. Newmont verlor auf Wochensicht -13,9 Prozent (auf 40,93 USD, Einstand 43,84 USD USD) und Franco-Nevada -5,8 Prozent (auf 160,51 CAD, Einstand 178,22 CAD). Zu den guten mittel- und längerfristigen Perspektiven für Gold und Gold-Aktien: siehe „Aktuelle strategische und taktische Überlegungen“ vor drei Wochen. Beide Gold-Aktien haben zusammen einen Anteil am Fondsvermögen von 3,7 Prozent.
Recht gut verkraftete die Aktie des Autovermieters Sixt das aktuelle Problem sinkender Restwerte: -0,6 Prozent (auf 73,70 Euro, Einstand 65,45 Euro). Sixt kappte erneut seine Gewinnprognose. Zwar läuft das Vermietungsgeschäft vor allem auf dem nordamerikanischen Markt gut. In Zeiten sinkender Gebrauchtwagenpreise muss das Unternehmen aber höhere Restwertverluste schultern für Autos, die in der Zeit hoher Preise in und nach der Corona-Pandemie gekauft wurden. Bereits zum dritten Mal in diesem Jahr musste das Sixt-Management die Erwartungen an den Gewinn dämpfen. Kurzfristig verlor die Aktie stärker, stabilisierte sich aber rasch. Im Gesamtjahr dürfte der Vorsteuergewinn um die 340 Millionen Euro liegen, hieß es vom Unternehmen. Zuletzt hatte das Management noch 340 bis 390 Millionen für möglich gehalten. Analysten rechneten im Schnitt bis dato mit 352 Millionen. Der Vorsteuergewinn sei im dritten Quartal etwas schwächer ausgefallen als erwartet, schrieb der Analyst der Baade Bank. Mit dem angepeilten Wert für das Jahr liege Sixt unter der Markterwartung. Für das kommende Jahr sei der Spielraum für Enttäuschungen gering. Der Experte vom Investmenthaus Jefferies attestierte Sixt allerdings überraschend hohe durchschnittliche Vermietungspreise. Die wegen der gesunkenen Restwerte von Autos erhöhten Abschreibungen seien im dritten Quartal erheblich geringer ausgefallen als noch im zweiten Quartal, hieß es von Sixt. Aber auch im vierten Quartal geht der Konzern noch von substanziellen Belastungen aus. Im dritten Quartal lief es mit der Vermietung aber weiter gut. Der Umsatz kletterte im Jahresvergleich vor allem dank des ausgebauten Geschäfts in Nordamerika um zehn Prozent auf den Rekordwert von 1,24 Milliarden Euro. Die Auslastung der Flotte sei hoch. Das Vorsteuerergebnis von 246,4 Millionen Euro lag auf Vorjahresniveau. Unter dem Strich ging der auf die Aktionäre entfallende Nettogewinn von 183 Millionen auf 179,5 Millionen Euro zurück.
Welche Transaktionen gab es diese Woche?
Wir haben die kleine Restposition ProSieben Sat.1 Media verkauft. Hintergrund ist eine Gewinnwarnung des Unternehmens, das im Kerngeschäft unter dem schwachen TV-Werbegeschäft leidet. Bekanntlich war ProSieben mit nur 0,7 Prozent vom Fondsvermögen schon seit längerem unsere kleinste Position, so dass man der Schritt auch als konsequente „Depotbereinigung“ betrachten kann: So entstehen keine „Depotleichen“, bei denen man lange auf eine Kurserholung warten muss. Wir haben die verbliebenen 7.500 Aktien zu 4,8795 Euro verkauft. Damit haben wir gegenüber unserem Einstand zu 6,26 Euro einen Kursverlust von 22,1 Prozent realisiert. Allerdings hatten wir im September die erste Hälfte noch zu 5,55 Euro verkauft, so dass der durchschnittliche Verkaufskurs 5,215 Euro beträgt und der Kursverlust nur -16,7 Prozent.
Wie hoch ist die Barreserve?
Die Ausschüttung des südkoreanischen Telekom-Unternehmens KT Corp auf ihre ADRs wurde in US-Dollar ausgeschüttet und unserem US-Dollar-Konto gutgeschrieben. Die Quartalsdividende beträgt 18,1079 US-Cent pro Aktie, auf unsere 10.000 Stück also immerhin 1.810,79 USD. Die vier Quartalsdividenden dürften eine Gesamtausschüttung in diesem Jahr von 0,74 USD pro Aktie ergeben (zusammen 7.400 USD). Das ist gemessen an unserem Einstand zu 10,786 USD eine Dividendenrendite von 6,9 Prozent. Jetzt stehen nur noch die Auszahlungen der jüngsten Dividenden von Itochu und Nippon Sanso aus Japan (zusammen gut eine halbe Million Yen bzw. ca. 3.000 Euro) aus. Sie gehen seit dem Ex-Dividende-Tag als Forderung in die Anteilswertberechnung ein.
Der Gegenwert unserer Fremdwährungsguthaben ist durch die die ausgezahlte KT Corp-Dividende auf 162.087 Euro gestiegen, was 3,0 Prozent vom Fondsvermögen entspricht.
Das Euro-Bankguthaben ist durch den ProSieben-Verkauf auf 215.790 Euro gestiegen, 3,9 Prozent vom Fondsvermögen. Die Anzahl der ausgegebenen Anteile verringerte sich um 178 auf 164.340.
Der Kurs der Bundesanleihe ist im Wochenvergleich weiter leicht gestiegen, nämlich um 5 Basisstellen auf 99,48 Prozent. Der Gesamtwert der Anleihe einschließlich gut 200 Euro Stückzinsen pro Woche steigt somit auf 998.503 Euro. Unsere gesamte Barreserve aus Bankguthaben und Bundesanleihe beläuft sich damit auf jetzt 1.376.380 Euro. Der Anteil am Fondsvermögen ist im Wochenvergleich von 24,3 auf 25,0 Prozent gestiegen.
Aktuelle strategische und taktische Überlegungen
Nachdem an dieser Stelle in den Vorwochenberichten ausführlicher begründet worden war, warum wir an unserer größten Aktienposition Fairfax Financial mit einer Gewichtung von über 9 Prozent festhalten und bei Gold-Aktien (mit weniger als 4 Prozent vom Fondsvermögen) eingestiegen sind, soll in dieser Woche erklärt werden, warum wir schon seit Jahren nicht mehr in Daimler / Mercedes und BMW investiert sind und unser indirektes VW-Investment (via Porsche Automobil-Holding) aufgegeben haben.
Mercedes, BMW, Volkswagen – Deutsche Autobauer und ihre Aktien waren lange Zeit nicht wegzudenken: weder ihre Fahrzeuge auf den Weltmärkten noch ihre Aktien in den Depots deutscher Anleger. Doch spätestens in diesem Jahr muss man neue Realitäten anerkennen – auch als Anleger. Die deutschen (und auch andere europäische) Autobauer stecken in der Zwickmühle aus hohen Produktionskosten für E-Autos bei gleichzeitig stagnierender E-Auto-Nachfrage, starker Konkurrenz aus China und dem fortschreitenden Bedeutungsverlusts des Verbrennermotors, den gerade die deutschen Automobilhersteller, die Erfinder des Verbrenners, lange nicht wahrhaben wollten. Branchenindizes zeigen eine anhaltende Underperformance der Auto-Aktien. So hat der Stoxx Europe Automobil in den ersten zehn Monaten dieses Jahres rund 10 Prozent verloren und ist damit in diesem Jahr der schwächste Sektor in Europa! Im selben Zeitraum konnte der Euro Stoxx600 rund 9 Prozent zulegen und der MSCI World sogar um ungefähr 17 Prozent. Gegenüber dem noch versöhnlichen Jahr 2023 muss für die deutschen Automobilhersteller in diesem Jahr mit einem Gewinneinbruch im hohen zweistelligen Bereich gerechnet werden. Fast alle europäischen Automobilhersteller mussten ihre Geschäftsziele im Jahresverlauf mehrfach nach unten revidieren.
Gerade die deutschen Automobilhersteller haben sich zu lange nur widerwillig mit der neuen Realität Elektro-Antrieb beschäftigt. Selbst wenn man in Deutschland weiter Verbrenner-Autos bauen und fahren würde, stellt der Rest der Welt auf E-Autos um. Anders als mit ihren etablierten Verbrennermodellen können die deutschen Hersteller mit E-Autos kein Geld verdienen. Auf der Kostenseite können sie mit der zum Teil subventionierten chinesischen Konkurrenz nicht ansatzweise mithalten – die Produktion ist zu teuer. Die Folge sind erhebliche Marktanteilsverluste. Laut dem Verband der Automobilindustrie (VDA) sank der Marktanteil der deutschen OEMs in China im ersten Halbjahr auf 20,3 Prozent, ein Minus von 2,1 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahreswert und nahezu sechs Prozentpunkte weniger als 2019. Jetzt rächt sich die hohe Bedeutung, die die deutschen Autobauer dem chinesischen Markt in der Vergangenheit eingeräumt haben. Im Gegensatz dazu hat beispielsweise der japanische Massenhersteller Toyota immer darauf geachtet, seine China-Abhängigkeit zu begrenzen. Chinas Automobilmarkt hat sich rasch in Richtung E-Mobilität verändert. Dadurch haben die deutschen Hersteller ihren über Jahrzehnte aufgebauten technologischen Vorsprung zu großen Teilen verloren. Der größte chinesische Autobauer BYD beispielsweise erkennt den technologischen Vorsprung der Europäer bei Verbrennermotoren an, hält sie aber bei E-Autos für nicht konkurrenzfähig. Zwar waren chinesische Verbraucher gewillt, einen Aufschlag für westliche Verbrennermodelle zu bezahlen – für westliche E-Autos sind sie es nicht. Inzwischen liegen die deutschen Hersteller weit abgeschlagen hinter dem aktuellen Branchenprimus BYD und allenfalls auf Augenhöhe mit anderen chinesischen Herstellern wie Xiaomi, Li Auto, Geely oder Aito. Zudem befördert die kommunistische Regierung eine sogenannte „Luxury shame“: Chinesen sollen sich demnach von westlichem Luxus abwenden oder sich schämen, wenn sie ihn zur Schau stellen. Das trifft natürlich die Hersteller von Ober- und Luxusklasse-Modellen Mercedes, BMW und Porsche (VW-Konzern) besonders. Porsche hat bereits die Anzahl seiner chinesischen Händler halbiert – ein klares Zeichen dafür, dass man nicht mit einer baldigen Erholung rechnet. Mercedes muss seine Händler in China inzwischen finanziell unterstützen; eine Verkleinerung des Händlernetzes dürfte nur eine Frage der Zeit sein.
Die globalen Verkaufszahlen von E-Autos (vollelektrisch und hybrid) wuchsen in der ersten Jahreshälfte 2024 immer noch stärker als der Gesamtautomobilmarkt, nämlich um 7 Prozent. In Europa erreichte der Zuwachs gerade man ein Prozent, was vor allem am Rückgang in Deutschland um 9 Prozent lag. Der Einbruch der deutschen E-Auto-Absatzzahlen wurde durch den Wegfall von staatlichen Förderungen verstärkt, liegt aber auch an der Verunsicherung möglicher Autokäufer bezüglich Ladeinfrastruktur und Kostenentwicklung bei Batterien.
Vor diesem Hintergrund dürften gerade die deutschen Hersteller Probleme haben, die EU-Emissionsziele für 2025 zu erreichen. Die EU schreibt den Autoherstellern eine weitere Senkung der Flottenemission um 15 Prozent gegenüber den 2021er-Zielen vor. Mercedes beispielsweise lag im ersten Halbjahr 2024 noch bei durchschnittlich 108g/km und müsste 2025 rund 90g/km erreichen. Bei Nichteinhaltung drohen Strafen in Milliardenhöhe. Stellantis, Eigentümer einer breiten Markenpalette, darunter Fiat, Opel, Peugeot und Jeep, hatte zuletzt schon angekündigt, ab 2025 die Verbrenner-Produktion zu drosseln, um die EU-CO2-Flottenziele zu erreichen.
Die EU-Strafzölle auf chinesische Importfahrzeuge sind besonders für deutsche Hersteller gefährlich, weil chinesische Gegenmaßnahmen den für sie wichtigen Exportmarkt China belasten würden. Zudem helfen Strafzölle nicht gegen chinesische E-Autos, die in der EU selbst gebaut werden: BYD beispielsweise baut ein großes Werk in Ungarn mit einer Kapazität von potenziell 300.000 Autos pro Jahr auf, was alleine nahezu vier Prozent des Autoabsatzes in der EU entspräche. Ein anderes Beispiel ist Leapmotor aus Hongkong, die den Kleinwagen T03 in Polen bauen. In Deutschland ist vor allem die Tesla-Produktion in Grünheide schon bekannt.
Fazit: Europäische, insbesondere deutsche Autobauer stehen vor großen Problemen. Ob diese schon vollumfänglich eingepreist sind, ist fraglich. Wir bleiben deshalb mit Investments in dieser Branche zurückhaltend und vorsichtig.
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