Wochenkommentar KW 21/2024

Hier veröffentlichen wir wöchentlich den aktuellen Wochenkommentar sowie eine Aufstellung des aktuellen Aktien-Portfolios (Inventarliste). Diese Informationen sind nur für Mitglieder des ACC. Bitte geben Sie die Informationen und das Passwort nicht weiter. Vielen Dank. Bitte beachten Sie: Bei dieser Aufstellung handelt es sich um das Musterportfolio des ACC. Alle Angaben dienen nur der internen Mitgliederinformation und sind ohne Gewähr. Rechtsverbindlich sind nur der Fondsprospekt und die offiziellen Halbjahres- und Jahresberichte. Bei Anregungen und Feedback erreichen Sie uns gerne per email. Ihre Ansprechpartner sind: – Dirk Arning (arning@acc-invest.de) – Geschäftsführung, Ansprechpartner für börsenspezifische Informationen – Klaus J. Ueker (ueker@acc-invest.de) – Geschäftsführer, Ansprechpartner für Mitgliederverwaltung – Holger Fiegl (info@acc-invest.de) – Administration, Ansprechpartner für Webpage



Report über das Portfolio des Investmentclub Aktienfonds

Was ist diese Woche (KW21/2024) an den Börsen geschehen?

Mit Spannung wurden die Quartalsergebnisse von Nvidia erwartet. Der KI-Chip-Hersteller übertraf die Erwartungen erneut und die Aktie stieg auf Wochensicht um 10 Prozent und verhalf dem Nasdaq-100 zu einem Wochenplus von +1,4 Prozent. Die Wallstreet litt dagegen darunter, dass die Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen wieder kleiner wurden. Zudem meldete der von Skandalen erschütterte Flugzeugbauer Boeing, dass er tief in den roten Zahlen steckt. So verlor der Dow Jones Index auf Wochensicht -2,3 Prozent. In Europa zeigten sich die meisten Aktienindizes auf Wochensicht wenig verändert: Der Euro-STOXX-50 verlor -0,6 Prozent, der DAX nur -0,1 Prozent. Das Plus im laufenden Jahr schrumpfte beim Euro-STOXX-50 auf +11,4 Prozent und beim DAX auf +11,6 Prozent.

Wie hat sich der Anteilswert des Investmentclubs / Investmentfonds entwickelt?

Der ACC Alpha select Anteilswert steht auf Basis der Kurse vom Donnerstag bei 34,63 Euro. Das ist gegenüber der Vorwoche ein Rückgang um 0,37 Euro bzw. -1,0 Prozent. Darin und in den folgenden Angaben sind die Kursgewinne vom Freitag noch nicht berücksichtigt. Seit dem Jahreswechsel (Anteilswert 31,74 Euro) beträgt der aktuelle Netto-Gewinn (nach Kosten) +9,1 Prozent. Der Durchschnitt der globalen Aktienfonds steht seit Jahresbeginn jetzt bei +9,6 Prozent (Quelle: Fondsweb.de). Der Durchschnitt der globalen flexiblen Mischfonds stieg seit Jahresbeginn nur um +5,5 Prozent (Quelle: Fondsweb.de), womit unser Vorsprung im laufenden Jahr jetzt 3,6 Prozentpunkte beträgt. Auch über drei Jahre (seit dem 23.05.2021) liegt das Plus beim ACC Alpha select mit +11,7 Prozent weiterhin unter dem Durchschnitt der Aktienfonds (+17,1 Prozent), aber deutlich, nämlich 5,9 Prozentpunkte über dem Durchschnitt der flexiblen Mischfonds (+5,8 Prozent) (Quelle: Fondsweb.de). Von Morningstar wird der ACC Alpha select Fonds weiterhin in der Vergleichsgruppe „Mischfonds EUR aggressiv Global“ geführt. Der Wertzuwachs liege über drei Jahre in dieser Vergleichsgruppe nahe dem Durchschnitt, so Morningstar, bei einem – sogar gegenüber erklärten Mischfonds – unterdurchschnittlichen Risiko, was über diesen Zeitraum zu einer Bewertung mit 3 Sternen führt. In den ersten vier Monaten dieses Jahres haben wir laut Morningstar 96 Prozent der vergleichbaren Fonds geschlagen! Die Gesamtnote liegt aber weiterhin noch bei nur zwei Sternen. Seit dem Start der Anteilswertberechnung des Investmentclubs zum Jahreswechsel 1996/1997 (von D-Mark umgerechnet bei 6,17 Euro) hat sich der Anteilswert mehr als verfünffacht (+461 Prozent). (Alle Performanceangaben jeweils nach Kosten und nach Quellensteuerabzug. Die tatsächliche Rendite der Anleger ist bei einem Freistellungsauftrag also höher als hier angegeben.)

Welche positiven Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochengewinner)

Die in diesem und dem folgenden Abschnitt genannten Kursveränderungen beziehen sich jeweils auf die Woche bis einschließlich Freitag – gegenüber dem Freitag der Vorwoche.

Der Verpackungshersteller Gerresheimer erweitert sein Pharmageschäft durch die Übernahme der italienischen Bormioli Pharma Gruppe. Den Unternehmenswert bezifferte Gerresheimer am Donnerstag auf 800 Millionen Euro. Mit dem Zukauf will das Gerresheimer-Management Wachstum und Profitabilität steigern. Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2023/24 (per Ende November) bekräftigte das Unternehmen. Investoren werteten den Zukauf sehr positiv. Die Aktie gewann in dieser Woche +7,3 Prozent (auf 106,70 Euro, Einstand 72,11 Euro).

Fresenius profitierten in dieser Woche von einer Nachricht des Pharmakonzerns Novo Nordisk. Laut einem Bericht des New England Journal of Medicine kann dessen neues Diabetes-Mittel Ozempic bei Patienten mit einer von Diabetes ausgelösten Nierenerkrankung das Sterberisiko drastisch reduzieren. Dialyseanbieter wie FMC würden davon profitieren. Fresenius ist mit 32,2 Prozent der größte FMC-Aktionär. Die Aktie gewann auf Wochensicht +3,5 Prozent (auf 28,93 Euro, Einstand 27,76 Euro).

Welche negativen Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochenverlierer)

Bei NFON wurde die Bekanntgabe der Quartalsergebnisse negativ aufgenommen. Die Aktie verlor auf Wochensicht -7,2 Prozent (auf 5,80 Euro, Einstand 11,11 Euro). Wir werden uns die Quartalszahlen in den nächsten Tagen ansehen, halten aber in einer ersten Einschätzung den Kursrückgang für nicht begründet. Mehr dazu im nächsten Wochenbericht.

ProSieben Sat.1 Media verloren in dieser Woche -6,4 Prozent (auf 7,05 Euro, Einstand 6,26 Euro). Grund dafür dürfte die zunächst mal weichende Übernahmephantasie durch die italienische MFE sein, nachdem diese mit dem Wunsch nach Abspaltung der Nicht-TV-Geschäfte auf der HV scheiterten. Die jüngst gemeldeten Insider-Aktienkäufe sind dagegen ein positives Signal.

Welche Transaktionen gab es diese Woche?

Wir haben in dieser Woche einige reizvolle Investments getätigt und den Investitionsgrad des Fonds dabei nochmal erhöht. In der Mikrochip-Branche haben wir eine Umschichtung vorgenommen, mit dem Kauf von drei Rohstoff-Aktien auf die Kaufsignale in diesem Sektor reagiert und einen „alten Bekannten“ wieder günstig ins Portfolio zurückgekauft.

Nachdem die Micron Technology-Aktie stark von dem erwarteten Preisanstieg für Speicherchips profitiert hat, haben wir jetzt 400 unserer 1.500 Aktien mit hohem Gewinn verkauft: Der Verkauf der 400 Micron erfolgte an der Nasdaq zu 127,66 Dollar. Damit haben wir gegenüber unserem durchschnittlichen Einstand zu 63,33 Dollar einen Kursanstieg von +101,6 Prozent realisiert. Der starke Kursanstieg bei Micron stützt sich auf die Erwartung, dass das Unternehmen in den nächsten Jahren vor dem Hintergrund des KI-Booms deutlich mehr Speicherchips zu deutlich höheren Preisen wird verkaufen können. Künstliche Intelligenz arbeitet mit großen Datenmengen, so dass dort, wo KI eingesetzt werden soll, auch großen Mengen an Speicherchips eingesetzt werden müssen. Allerdings investiert Micron aktuell sehr viel Geld in den Ausbau seiner Kapazitäten – auch, weil sich der Westen unabhängiger von der Chipproduktion in Taiwan machen will, über dem die Drohung einer chinesischen Invasion hängt. Die Gefahr, dass Überkapazitäten, wie früher wiederholt, die Preise für Speicherchips drücken könnten, wird aktuell an den Märkten nicht thematisiert. Weil Micron Technology durch die Kursverdoppelung zu einer unserer Top-10-Aktienposition mit fast drei Prozent Anteil am Fondsvermögen aufgestiegen war, ist die Verkleinerung der Aktienposition vor allem als Maßnahme des Risikomanagements zu verstehen.

Im Gegenzug haben wir unsere in den vergangenen Jahren stark verkleinerte Position in Samsung Electronics jetzt aufgestockt: Wir haben 50 Samsung Electronics GDRs zu je 1.090 Euro gekauft und damit unseren Bestand von zuvor 40 GDRs mehr als verdoppelt. Der durchschnittliche Einstand der jetzt 90 Samsung GDRs steigt von 660 auf 899 Euro, der Anteil am Fondsvermögen von nur 0,7 auf 1,6 Prozent. Der Aktienkurs von Samsung Electronics spiegelt die positiven Erwartungen an die Entwicklung der Speicherchip-Preise noch nicht wider, obwohl diese Geschäftssparte die wichtigste Gewinnquelle für Samsung Electronics ist. Anders als Micron Technology verfügt Samsung aber über ein breites Produktportfolio und kann Teile seiner Speicherchip-Produktion auch in eigenen Produkten verbauen. Der unmittelbare Konkurrent, SK Hynix, hat Probleme mit der Modernisierung seiner Chip-Produktion, weil er wichtige Produktionsstätten in der Volksrepublik China betreibt. Dorthin dürfen aber die Maschinen zur Herstellung der neusten Generation leistungsfähiger Chips aufgrund von US-Sanktionen gegen China nicht exportiert werden. Auch in früheren Chip-Zyklen hat der Markt regelmäßig unterschätzt, welch starke Wirkung steigende Speicherchip-Preise auf den Gewinn von Samsung Electronics haben.

Nach dem Goldpreis ist nun auch der Kupferpreis auf ein neues Rekordhoch gestiegen. Die Aktienkurse von Rohstoff-Unternehmen liegen dagegen noch deutlich tiefer. Nachdem wir mit Imerys eine attraktive Rohstoff-Aktie „abseits des Mainstreams“ aufgenommen und schon zweimal aufgestockt haben, haben wir nun gleichsam einen „Korb“ aus drei weiteren, bewusst sehr unterschiedlichen Rohstoff-Aktien gekauft: Rio Tinto ist ein stark diversifizierter, multinationaler Bergbau-Konzern, der vor allem Eisenerz, Aluminiumerz (Bauxit), aber auch Kupfer, Lithium, Diamanten und andere Rohstoffe fördert. Die Bewertung ist attraktiver als bei vergleichbaren Aktien, beispielsweise das KGV niedriger und die Dividendenrendite höher. Wir haben 750 Rio Tinto zu 68,07 Euro gekauft.

Während Edelmetalle bei Rio Tinto keine nennenswerte Rolle spielen, ist Newmont einer der größten Goldproduzenten weltweit. Daneben werden auch Kupfer, Silber, Zink und andere Rohstoffe gefördert. Gemessen an der Rekordjagd von Gold, Kupfer und jüngst auch Silber sehen wir größeres Kurspotenzial für Newmont. Wir haben 1.250 Newmont-Aktien an der NYSE für je 43,50 Dollar gekauft.

Vom Anstieg des Kupferpreises wird auch die deutsche Kupferhütte Aurubis profitieren. Wir halten diese Aktie aktuell für noch unterbewertet und haben 500 Aurubis zu 75,85 Euro gekauft. Das Unternehmen macht in diesem Jahr voraussichtlich über 17 Mrd. Euro Umsatz, wird aber nur mit 3,4 Mrd. Euro Marktkapitalisierung bewertet. Natürlich konnten die Gewinne nicht auf dem Niveau von 2021 und 2022 gehalten werden, als der starke Aufschwung nach dem Corona-Schock zu einem Anstieg des Kupferpreises auf rund 11.000 Dollar pro Tonne führte. Aber auch wenn die Rückkehr des Kupferpreises zu den Rekordhöhen diesmal nicht zu so starken Gewinnen führt, errechnen wir den Fair Value der Aktie jetzt mit knapp 100 Euro.

Mit Lincoln National haben wir eine US-Versicherung wieder ins Portfolio aufgenommen, in die wir bereits vor einigen Jahren investiert hatten: Wir hatten unsere Position in Lincoln National zuletzt Anfang Juni 2020 zu 40,52 USD aufgestockt, nachdem der Kurs im Corona-Crash stark gelitten hatte. Im Oktober 2021 gelang uns dann nahe dem Allzeit-Rekordhoch ein Teilverkauf zu 74,40 USD. Die verbliebene Position wurde im Rahmen unseres Risikomanagements in der Baisse 2022 zu 56,5765 USD verkauft. Trotz des schwierigen Börsenumfeldes konnten wir für die insgesamt 4.000 Lincoln National einen durchschnittlichen Verkaufskurs von 61,03 USD realisieren, was 19,5 Prozent über unserem durchschnittlichen Einstandspreis von 51,07 USD lag. Hinzu kamen Währungsgewinne, weil der US-Dollar gegen Euro gestiegen ist: Die Käufe erfolgten bei einem durchschnittlichen Dollarkurs von 1,12 Euro, der Ausstieg erfolgte bei einem Kurs von 1,055 Euro, was einen zusätzlichen Währungsgewinn von 5,8 Prozent bedeutete. Der Ausstieg erwies sich als sehr richtig, denn die Kursverluste setzten sich noch bis Mai 2023 unter 20 USD fort! Seitdem vollzog der Aktienkurs, unterstützt von besseren Unternehmensergebnissen, eine unter Bodenbildung. Inzwischen ist die Trendindikation auch auf sekundärer Ebene wieder positiv. Der aktuelle Kurs entspricht dem von uns berechneten Profit Value. Mit Blick auf gut 60 USD Buchwert und über 100 USD jährlicher Prämieneinnahmen pro Aktie sehen wir aber den Bottom Value jetzt schon bei 84 USD und den Fair Value bei rund 52 USD. Längerfristig dürfte das Kurspotenzial auch wieder bis zu den alten Rekordhöhen oder sogar darüber hinaus reichen. Wir haben jetzt zunächst 2.500 Lincoln National zu 31,50 USD in unser Portfolio aufgenommen.

Schließlich haben wir aufgrund der nur noch einen Monat betragenden Restlaufzeit die DAX-Put-Optionen mit Laufzeit bis zum 21. Juni verkauft und im Gegenzug die DAX-Put-Optionen mit Laufzeit September verdoppelt.

Wie hoch ist die Barreserve?

Eine Reihe deutscher Aktien schüttete in dieser Woche ihre Dividenden für 2023 aus: Die Deutsche Bank zahlte 0,45 Euro pro Aktie. Gemessen an unserem Einstandskurs von 8,54 Euro entspricht dies einer Dividendenrendite von 5,3 Prozent. Der Mobilfunkanbieter 1&1 schüttete 0,05 Euro pro Aktie aus. Gemessen an unserem Einstandskurs von 14,94 Euro entspricht dies einer Dividendenrendite von 0,3 Prozent. Der Baustoffhersteller Heidelberg Materials zahlte 3,00 Euro pro Aktie. Gemessen an unserem durchschnittlichen Einstandskurs von 53,60 Euro entspricht dies einer Dividendenrendite von 5,6 Prozent. Und der Maschinen- und Anlagenbauer Dürr hat 0,70 Euro Dividende pro Aktie gezahlt. Gemessen an unserem durchschnittlichen Einstandskurs von 21,19 Euro entspricht dies einer Dividendenrendite von 3,3 Prozent.

Der Gegenwert unserer Fremdwährungsguthaben zusammen ist durch die Käufe von US-Aktien auf 234.136 Euro reduziert worden, was 3,9 Prozent vom Fondsvermögen entspricht.

Unser Euro-Bankguthaben ist weitgehend für die Aktienkäufe verwendet worden und beträgt noch 32.480 Euro, was noch 0,54 Prozent vom Fondsvermögen ausmacht. Die Anzahl der ausgegebenen Fondsanteile ist im Wochenvergleich um 300 auf 173.176 Anteile gesunken. Unsere Barreserve aus Bankguthaben in verschiedenen Währungen ist einschließlich dem Euro-Guthaben auf 266.616 Euro verringert worden, der Anteil am Fondsvermögen von 8,0 auf 4,4 Prozent.

Aktuelle strategische und taktische Überlegungen

Als im letzten Quartal des vergangenen Jahres die Erwartung von wieder fallenden Zinsen das Zepter an den Kapitalmärkten übernahm, gelang dem Gold der Angriff auf den mehrjährigen Widerstand bei gut 2.000 Dollar pro Unze. Im März und April dieses Jahres führte ein steilerer Aufwärtstrend den Goldpreis über 2.400 Dollar pro Unze. Auch wenn der Preisanstieg in diesem Tempo nicht fortsetzen konnte, ist damit doch ein übergeordneter Aufwärtstrend bestätigt worden, dessen Preisziele heute noch nicht ausgelotet werden können. Dabei scheinen es weder große Portfolioinvestoren noch Privatanleger zu sein, die die Goldnachfrage antreiben – im Gegenteil: Für viele Anleger waren die hohen Goldpreise eher eine Gelegenheit, Gewinne zu realisieren und Gold zu verkaufen. So wurden mehr Gold-ETF-Anteile zurück- als neu ausgegeben. Und sogar beim physischen Gold, also Barren und Münzen, die sich nicht eigenen, kurzfristig hin- und her gehandelt zu werden, nutzen viele Anleger die hohen Preise für Goldverkäufe. Als mächtige Goldkäufer treten dagegen seit einiger Zeit verstärkt Notenbanken auf. Die Branchenorganisation World Gold Council (WGC) berichtete unlängst von anhaltenden Goldkäufen durch Zentralbanken: „Im vergangenen Jahr erreichte die Nachfrage mit 1.037 Tonnen den zweithöchsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen und damit nur 45 Tonnen unter dem Vorjahreswert“, erklärte der WGC. Ungewöhnlich hohe Goldkäufe beobachtete man vor allem durch die Volksrepublik China. Aber auch Singapur, Indien, Libyen trugen mit ihren Goldkäufen zum Preisanstieg bei. In Europa kauften vor allem Polen und Tschechien Gold, NATO-Staaten, die mit ihrer Einschätzung eines aggressiven und auf Eroberungen ausgerichteten Russlands richtig lagen. Und die Goldkäufe in Asien mögen zumindest teilweise auch der Sorge um ein zunehmend aggressiver auftretendes China geschuldet sein. Somit wäre nicht nur die Aussicht auf rückläufige Kapitalmarktzinsen, sondern einmal mehr auch der Charakter von Gold als Krisenwährung der Hintergrund für den Preisanstieg. Den Goldminenbetreibern dürfte er gerade recht sein, denn deren steigende Produktionskosten alleine vermochten in der Vergangenheit nicht für höher Goldpreise sorgen. Längerfristig würde allerdings ein Goldpreis, der über die Grenzkosten der Förderung hinaus nicht auch Investitionen in die Erschließung neuer Vorkommen finanziert, für einen Angebotsengpass sorgen. Dies zeigt sich aber viel stärker bei Industriemetallen wie Kupfer, denn der weitaus größte Teil des geförderten Goldes wartet in Tresoren darauf, irgendwann wieder angeboten zu werden. Industriemetalle werden dagegen verbraucht, zumindest „verbaut“. Die industrielle Nachfrage gerade nach Kupfer steigt. Neben der fortschreitenden Elektrifizierung ist vor allem die Energiewende in großen Mengen auf das gut Strom leitende Metall angewiesen: Vom Elektroauto bis zur Windkraftturbine – überall werden große Mengen Kupfer benötigt. Experten von S&P Global schätzen den Nachfrageanstieg für Kupfer bis zum Jahr 2035 weltweit auf rund 50 Millionen Tonnen. Gegenüber 2023 entspräche das mehr als einer Verdoppelung in Bezug auf die aktuelle Minenproduktion von rund 22 Millionen Tonnen. Eine Verdoppelung der jährlichen Kupferförderung in den nächsten zehn Jahren erscheint kaum möglich. In den vergangenen 14 Jahren, seit 2010, wurde die Kupferproduktion trotz des absehbaren Bedarfs nur um rund 6 Millionen Tonnen erhöht. Von dem jetzigen Niveau aus wird es schwerer, das zu wiederholen, denn die gehaltvolleren und leichter abzubauenden Kupfervorkommen werden bereits genutzt. Zudem sinkt der Kupfergehalt in den vorhandenen Kupferminen. So war der Anstieg des Kupferpreises wohl nur eine Frage der Zeit. Bislang war ein stark steigender Kupferpreis – auf 10.000 Dollar oder mehr pro Tonne – immer Ausdruck einer mehr oder weniger überraschend starken Erholung der Weltkonjunktur, so nach der Finanzkrise 2008 und nach dem Corona-Schock 2020. Seit März dieses Jahres vollzog sich der Anstieg von rund 8.500 auf fast 11.000 Dollar in nur drei Monaten, ohne dass die Weltkonjunktur sich so überraschend aufschwingt. Vor diesem Hintergrund haben wir in dieser Woche unsere Investments in die Rohstoff-Branche deutlich ausgeweitet.

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