Wochenkommentar KW 03/2023

Hier veröffentlichen wir wöchentlich den aktuellen Wochenkommentar sowie eine Aufstellung des aktuellen Aktien-Portfolios (Inventarliste). Diese Informationen sind nur für Mitglieder des ACC. Bitte geben Sie die Informationen und das Passwort nicht weiter. Vielen Dank. Bitte beachten Sie: Bei dieser Aufstellung handelt es sich um das Musterportfolio des ACC. Alle Angaben dienen nur der internen Mitgliederinformation und sind ohne Gewähr. Rechtsverbindlich sind nur der Fondsprospekt und die offiziellen Halbjahres- und Jahresberichte. Bei Anregungen und Feedback erreichen Sie uns gerne per email. Ihre Ansprechpartner sind: – Dirk Arning (arning@acc-invest.de) – Geschäftsführung, Ansprechpartner für börsenspezifische Informationen – Klaus J. Ueker (ueker@acc-invest.de) – Geschäftsführer, Ansprechpartner für Mitgliederverwaltung – Holger Fiegl (info@acc-invest.de) – Administration, Ansprechpartner für Webpage



Report über das Portfolio des Investmentclub Aktienfonds

Was ist diese Woche (KW02/2023) an den Börsen geschehen?

Was ist diese Woche an den Börsen geschehen?

Schwächere Konjunkturdaten (USA: Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätze) und das erklärte Festhalten der Notenbanken an ihrem Zinserhöhungskurs belasteten die Börsen. In den USA machte sich das vor allem an Äußerungen von James Bullard, Federal Reserve of St. Louis, fest und für die Eurozone an Äußerungen von EZB-Präsidentin Lagarde. Der Dow Jones verlor in dieser Woche -2,7 Prozent. Von den Gewinnen in den ersten beiden Wochen des Jahres sind noch +0,7 Prozentpunkte übrig. Der Nasdaq-100 schaffte mit den Kursgewinnen vom Freitag auch in der dritten Woche 2023 ein Plus, wenn auch nur von +0,7 Prozent. Damit wächst der Erholungsansatz seit Jahresbeginn auf +6,2 Prozent. Der DAX verlor auf Wochensicht -0,4 Prozent, womit von der Rallye der beiden ersten Wochen immerhin noch 8,0 Prozent verbleiben. Der Euro-STOXX-50 verlor in dieser Woche zwar mit -0,7 Prozent etwas mehr; seit dem Jahreswechsel ergibt sich aber trotzdem ein Zuwachs von +8,6 Prozent.

Wie hat sich der Anteilswert des Investmentclubs / Investmentfonds entwickelt?

Der ACC Alpha select Anteilswert wurde zuletzt auf Basis der Schlusskurse vom Donnerstag mit 30,49 Euro ermittelt. Im Wochenvergleich ist das ein Rückgang um 10 Cent bzw. -0,3 Prozent. (Darin sind also wie üblich die Kursgewinne vom Freitag noch nicht enthalten, diesmal gut 35.000 Euro.) Für die drei ersten Wochen des Jahres ergibt sich ein Plus von +3,32 Prozent, womit wir den Durchschnitt der weltweit anlegenden Aktienfonds exakt eingeholt haben. Über rollierende 12 Monate, also seit dem 19. Januar 2022, ist unser Anteilswert nur um -4,5 Prozent gesunken; der Durchschnitt der globalen Aktienfonds hat in diesem Zeitraum aber -10,1 Prozent verloren. Unser Vorsprung über 12 Monate beträgt demnach aktuell 5,6 Prozentpunkte. Über rollierende drei Jahre haben wir ein Plus von +9,6 Prozent erzielt, der Durchschnitt der global anlegenden Aktienfonds etwas weniger, nämlich +9,1 Prozent. Unsere Performance seit dem Corona-Crash-Tief am 24. März 2020 (19,08 Euro) beträgt jetzt +59,8 Prozent. Seit dem Start der Anteilswertberechnung des Investmentclubs zum Jahreswechsel 1996/1997 (von D-Mark umgerechnet bei 6,17 Euro) beträgt das Plus 394 Prozent (Alle Performanceangaben jeweils nach Kosten und nach Quellensteuerabzug). Um ein neues Allzeit-Hoch (32,70 Euro) zu erreichen, muss unser Anteilswert jetzt noch 7,2 Prozent steigen.

Welche positiven Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochengewinner)

Von unseren größten Aktienpositionen lieferte KT Corp in dieser Woche den wichtigsten positiven Beitrag: Die ADR des südkoreanischen Telekom- und Daten-Wertes stiegen um +5,4 Prozent auf 14,80 USD (Einstand 10,23 USD). Damit verkraftet die Aktie eine Meinungsverschiedenheit zwischen dem Vorstand und einem Großaktionär gut, nämlich dem staatlichen Pensionsfonds NPS („National Pension Service“). NPS hatte nach dem Jahreswechsel seinen Anteil an KT von 10,12 Prozent auf 9,99 Prozent gesenkt, weil eine Verordnung in Südkorea Großaktionäre mit mehr als 10 Prozent Anteil zwingt, kurzfristig erzielte Kursgewinne mit diesen Aktien an die Unternehmen abzuführen, wenn diese Aktionäre „in die Geschäftsführung eingreifen“. Als solcher Eingriff würde wohl auch gewertet, wenn der Aktionär gegen den Vorschlag zur Wahl des Vorstandschafes (CEO) stimmt. NPS ist offenbar gegen den Plan des KT-Vorstands, Ku Hyeon-mo als CEO wieder zu wählen, und hat seine Beteiligung an KT unter den Schwellenwert von 10 Prozent reduziert, um freier gegen Kus Wiederernennung stimmen zu können. „Die Empfehlung von KT für den amtierenden CEO als alleiniger Kandidat entspricht nicht dem Grundprinzip der Wahl“, sagte Seo Won-joo, Chief Investment Officer (CIO) von NPS. Der KT-CEO Ku Hyeon-mo ist umstritten. Unter anderem wird ihm die Verletzung des Political Funds Act vorgeworfen. Er wurde zur Zeit der Vorgängerregierung Vorstandschef des ehemaligen Staatsunternehmens. Die Haltung des Pensionsfonds gegenüber dem amtierenden KT-CEO wird als Versuch interpretiert, sich in das Management des Unternehmens einzumischen. Auslöser des Kursanstiegs dürfte eher eine Kaufempfehlung durch das US-Analysehaus Zacks sein, die vor allem auf der relativen Stärke und dem positiven Momentum der Aktie basiert, aber auch auf gute Fundamentaldaten verweist. Für Zacks ist KT jetzt ein „starker Kauf“: ein solider Kursanstieg über einen Zeitraum von 12 Wochen und eine Bestätigung durch ein gutes Vier-Wochen-Momentum. KT habe Chancen aus seiner 52-Wochen-Bandbreite auszubrechen. Bei den Fundamentaldaten gehöre KT zu den besten fünf Prozent von mehr als 4.000 analysierten Aktien. Obwohl es sich mit 3,7 Prozent vom Fondsvermögen bereits um eine unserer größten Aktienpositionen handelt, würden wir diese Position sogar nochmals aufstocken, wenn der auch von Zacks angesprochene Ausbruch über das 52-Wochen-Hoch gelingt. Die Dividende dürfte von 0,82 USD Richtung 0,90 USD im nächsten Jahr und 1,50 USD im Jahr 2026 wachsen. Gemessen an unserem Einstand (10,23 USD) erhalten wir jetzt bereits eine Dividendenrendite von 8 Prozent, die in den nächsten Jahren zweistellig werden dürfte! Und das ausgewiesene Eigenkapital liegt deutlich über dem aktuellen Kurs. Wer jetzt ein KT-Corp-ADR für knapp 15 USD kauft, erhält dafür rund 25 USD Eigenkapital, dass sich mit ca. 12 Prozent verzinst, wovon wiederum rund die Hälfte als Dividende ausgezahlt wird.

Bei NFON setzt sich die Kurserholung fort: In dieser Woche +10,6 Prozent (auf 7,74 Euro, Einstand 15,26 Euro). Neue Unternehmensnachrichten gibt es noch nicht. NFON gab lediglich bekannt, am 25. Mai seine Quartals-/ Zwischenmitteilung innerhalb des 1. Halbjahres zu veröffentlichen.

Erfreulich ist auch die überdurchschnittliche Kursentwicklung bei ProSieben Sat 1 Media: In dieser Woche +4,1 Prozent auf 9,53 Euro (Einstand 7,81 Euro). Schade, dass wir im Rahmen unseres Risikomanagements die Position wieder verkleinert hatten. Rückblickend war der taktische Stoploss zu eng gewählt. Aber wir sind weiterhin investiert und warten jetzt mit einer Wiederaufstockung auf eine Bestätigung des Aufwärtstrends.

Auch Neuerwerbung DFDS zeigte in dieser Woche relative Stärke: +3,7 Prozent auf 267,20 DKK (Einstand 267,59 Euro). Alle drei Analysten, die sich DFDS angesehen haben, empfehlen die Aktie zum Kauf: niedrigstes Kursziel 365 DKK, mittleres 397 DKK und höchstes 435 DKK, Kurspotenzial demnach mindestens 37 Prozent, wahrscheinlich eher 50 bis 60 Prozent. Das deckt sich mit unseren Berechnungen.

Welche negativen Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochenverlierer)

Beim Pharmariesen Pfizer setzten sich die Kursverluste fort: -5,7 Prozent auf 45,11 USD (Einstand 41,62 USD). Aus der Aktie entweicht nun offenbar der „Corona-Effekt“ durch den Impfstoff Comirnaty und das Covid-19-Medikament Paxlovid. Anfang des Jahres hatte die Bank of America ihre Kaufempfehlung für Pfizer unter anderem mit der Unsicherheit über das Ausmaß des Umsatzrückgangs bei Comirnaty und Paxlovid in diesem Jahr begründet. Der Kursrückgang erscheint übertrieben, denn ein Gewinnrückgang in diesem Jahr um rund 30 Prozent ist längst eingepreist. Auf Basis der Gewinnschätzungen für 2023 rutscht das Kurs/Gewinn-Verhältnis unter 10 – für einen breit aufgestellten Pharmakonzern sehr günstig.

Ebenfalls fundamental nicht gerechtfertigt erscheint der Rückzug von Anlegern bei Hella (diese Woche -4,7 Prozent auf 76,40 Euro, Einstand 35,90 Euro). Vor einer Woche konnte Hella gute Zahlen vermelden: Die wiederauflebende Automobilkonjunktur hat dem Autozulieferer Hella ein gutes erstes Geschäftshalbjahr beschert. Denn nachdem Fahrzeugbauteile im Vorjahr noch knapp waren und dadurch die Autoproduktion gelahmt hatte, erholt sich die Branche. Davon profitiert auch Hella. Das Unternehmen steigerte seinen Umsatz mit Licht- und Elektronikprodukten deutlich. Auch der Unternehmensgewinn steigt. Um so größer müsste das Interesse des beherrschenden Großaktionärs Forvia / Faurecia sein, die anderen Hella-Aktionäre irgendwann abzufinden.

Welche Transaktionen gab es diese Woche?

In der Vorwoche haben wir über die Woche verteilt in vielen kleinen Tranchen insgesamt 1.000 Knaus Tabbert zugekauft. Der durchschnittliche Kaufkurs für diese 1.000 Aktien liegt bei 37,583 Euro. Gegenüber dem Einstand unserer bisherigen Position von 2.000 Aktien zu 29,375 Euro ergibt sich eine „Verteuerung“ unseres durchschnittlichen Einstands der jetzt 3.000 Aktien auf 32,111 Euro.

In dieser Woche haben wir unsere bislang sehr kleine Position im Nutzfahrzeughersteller TRATON verdoppelt: Wir haben 2.500 TRATON-Aktien zu 16,295 Euro gekauft. Gegenüber dem Einstand unserer bisherigen Position zu 19,79 Euro ergibt sich eine „Verbilligung“ unseres durchschnittlichen Einstands auf 18,04 Euro. Die TRATON-Aktie hatte sich bis Ende September gegenüber ihrem 2021er Hoch mehr als halbiert, seitdem aber eine untere Trendwende ausgebildet, die mit dem Anstieg über 16 Euro beendet sein dürfte. Der 200-Tage-Durchschnitt beginnt jetzt zu steigen, alle schnelleren gleitenden Durchschnitte tun dies also schon. Zwar gingen die Bestellungen für Lkw und Busse gegenüber dem Vorjahr um sieben Prozent auf 334.600 Fahrzeuge zurück. Aber die Aufträge entsprächen annähernd der Produktion eines ganzen Jahres, erklärte TRATON. Wegen schwer abschätzbarer Entwicklungen bei Energiepreisen und Zulieferteilen sei das Unternehmen wählerisch bei der Annahme von Bestellungen gewesen. „Wir werden im Jahr 2023 intensiv daran arbeiten, unsere vollen Auftragsbücher abzuarbeiten“, sagte TRATON-Vorstandschef Christian Levin. TRATON hatte 2022 auch wegen der erstmals ganzjährigen Einbeziehung des Zukaufs des US-Herstellers Navistar einen Rekordabsatz von 305.500 Fahrzeugen verzeichnet, rund 12 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das Lkw-Geschäft wuchs dabei um zehn Prozent auf 254.300 Fahrzeuge, von den Bussen setzte TRATON mit 29.600 Fahrzeugen über die Hälfte mehr ab. Ohne den Konsolidierungseffekt von Navistar wäre der Absatz um sieben Prozent gesunken. Für den Rückgang jetzt ist das Minus bei Lkw von zehn Prozent auf 274.300 Laster ausschlaggebend. Bei Bussen nahmen die Münchener hingegen 45 Prozent mehr Aufträge für 32.300 Fahrzeuge an. Die Aktie kostet zurzeit deutlich weniger als das auf sie entfallende Eigenkapital, einen Bruchteil der Umsatzerlöse eines Jahres und nur ungefähr das Fünffache des Nettogewinns (also KGV 5).

Wie hoch ist die Barreserve?

Das Euro-Bankguthaben des Fonds ist durch die Aktienkäufe auf 110.361 Euro bzw. von 3,4 auf 1,9 Prozent vom Fondsvermögen reduziert worden. Die Fremdwährungsguthaben sind unverändert (216.557 US-Dollar, 101.579 britische Pfund und 54.277 kanadische Dollar). Der Euro-Gegenwert dieser Fremdwährungsguthaben ist im Wochenvergleich um 0,6 Prozent auf 354.353 Euro gestiegen, weil der Euro im Außenwert etwas schwächer notiert. Der Anteil am Fondsvermögen ist leicht von 6,0 auf 6,1 Prozent gestiegen – auch weil Aktien insgesamt etwas verloren haben. Insgesamt ist die auf Bankkonten gehaltene Barreserve von rund 554.000 Euro auf 465.000 Euro gesenkt worden, was jetzt 8,0 Prozent vom Fondsvermögen ausmacht (nach 9,5 Prozent in der Vorwoche). Der Gegenwert der nominal 1,00 Million Euro Bundesanleihe beträgt mit Stückzinsen aktuell 1.008.304 Euro bzw. 17,3 Prozent vom Fondsvermögen. Der Kurs ist im Wochenvergleich unverändert (99,80 Prozent). Der Anstieg von 358 Euro ist also alleine auf Stückzinsen für eine Woche zurückzuführen. Insgesamt beträgt unsere Barreserve aus Bankguthaben und Bundesanleihe 1,473 Mio. Euro bzw. 25,2 Prozent des Fondsvermögens (nach 26,6 Prozent in der Vorwoche).

Strategische und taktische Überlegungen

Wenn man nur auf unseren Anteilswert von gut 30 Euro blickt, der nicht weit unter den Hochs Anfang 2018, im Sommer 2021 und Anfang 2022 liegt, müsste man glauben, die Aktienmärkte stünden wieder hoch und das Potenzial für Kursgewinne sei sehr begrenzt. Das mag für etliche Aktienindizes richtig sein, beispielsweise den MSCI Weltaktienindex oder US-amerikanische Indizes, deren Bewertung angesichts der gestiegenen Zinsen nicht attraktiv ist. Für das von uns zusammengestellte Aktienportfolio gilt dies aber nicht. Unser durchschnittliches (mit der Größe der Positionen gewichtete) Kurs/Gewinn-Verhältnis liegt bei nur 7,9, was einer laufenden Verzinsung des Kapitals von 12,65 Prozent entspricht. Die durchschnittliche Dividendenrendite liegt jetzt schon bei 4,2 Prozent, wird aber von einigen Aktien, die keine Gewinne ausschütten, nach unten gezogen. Der Cashflow unserer Unternehmen dürfte im Schnitt um fast 10 Prozent pro Jahr wachsen, für das Wachstum der langfristigen Erträge wird sich sogar mit einem Wachstum von 13,5 Prozent pro Jahr gerechnet. Warum kann man ein Portfolio, das sich so gut verzinst, mit einem Abschlag von fast 20 Prozent zu seinem Buchwert kaufen?

Antwort: Aktien werden eben nicht auf Basis nackter Zahlen und nüchterner Renditeberechnungen bewertet. Menschen handeln irrational. In Zeiten, in denen die Ängste groß sind, haben sich immer hohe Abschläge gegenüber den fairen Werten ergeben. Wer sich nicht von den Ängsten anstecken ließ, machte hohe Gewinne, wenn man in solchen Zeiten kaufte.

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