Wochenkommentar KW 02/2023

Hier veröffentlichen wir wöchentlich den aktuellen Wochenkommentar sowie eine Aufstellung des aktuellen Aktien-Portfolios (Inventarliste). Diese Informationen sind nur für Mitglieder des ACC. Bitte geben Sie die Informationen und das Passwort nicht weiter. Vielen Dank. Bitte beachten Sie: Bei dieser Aufstellung handelt es sich um das Musterportfolio des ACC. Alle Angaben dienen nur der internen Mitgliederinformation und sind ohne Gewähr. Rechtsverbindlich sind nur der Fondsprospekt und die offiziellen Halbjahres- und Jahresberichte. Bei Anregungen und Feedback erreichen Sie uns gerne per email. Ihre Ansprechpartner sind: – Dirk Arning (arning@acc-invest.de) – Geschäftsführung, Ansprechpartner für börsenspezifische Informationen – Klaus J. Ueker (ueker@acc-invest.de) – Geschäftsführer, Ansprechpartner für Mitgliederverwaltung – Holger Fiegl (info@acc-invest.de) – Administration, Ansprechpartner für Webpage



Report über das Portfolio des Investmentclub Aktienfonds

Was ist diese Woche (KW02/2023) an den Börsen geschehen?

Was ist diese Woche an den Börsen geschehen?

Die mit Spannung erwarteten US-Inflationszahlen für Dezember entsprachen den vorherrschenden Erwartungen und lieferten deshalb kaum neue Impulse. Im Dezember stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr um 6,5 Prozent nach 7,1 Prozent im November. Die Kerninflationsrate fiel ebenfalls wie erwartet von 6,0 auf 5,7 Prozent. Die Erwartung, dass der Inflationsdruck nachlassen wird und die Konjunkturabschwächung überschaubar ausfällt, begünstigt den ohnehin jahreszeitlich typischen Zufluss von Geldern in die Aktienmärkte. Der Dow Jones schaffte mit einem Plus von 2 Prozent die beste Handelswoche seit zwei Monaten. Seit Jahresbeginn ergibt sich ein Plus von 3,5 Prozent. Der Nasdaq-100 kam auf ein Wochenplus von 4,6 Prozent; 5,5 Prozent seit dem Jahreswechsel. Der DAX kletterte erstmals seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine über 15.000 Punkte: Wochenplus 3,3 Prozent und damit schon 8,4 Prozent seit Jahresbeginn. Zu den wenigen Indizes mit einem noch besseren Jahresstart gehört der Euro-STOXX-50, der jetzt sogar schon 9,4 Prozent höher als am Jahreswechsel steht.

Wie hat sich der Anteilswert des Investmentclubs / Investmentfonds entwickelt?

Der ACC Alpha select Anteilswert wurde zuletzt auf Basis der Schlusskurse vom Donnerstag mit 30,59 Euro ermittelt. Im Wochenvergleich ist das ein Anstieg um 38 Cent bzw. +1,2 Prozent. (Darin sind also wie üblich die Kursgewinne vom Freitag noch nicht enthalten, diesmal rund 16.000 Euro.) Für die beiden ersten Wochen des Jahres ergibt sich ein Plus von +3,66 Prozent – etwas weniger als beim Durchschnitt der weltweit anlegenden Aktienfonds mit +3,99 Prozent. Trotz unserer noch vergleichsweise hohen Barreserve können wir also bei der Jahresauftaktrallye gut mithalten. Über rollierende 12 Monate, also seit dem 12. Januar 2022, ist unser Anteilswert nur um -4,8 Prozent gesunken; der Durchschnitt der globalen Aktienfonds hat in diesem Zeitraum aber -11,9 Prozent verloren. Unser Vorsprung über 12 Monate beträgt demnach aktuell 7,1 Prozentpunkte. Unsere Performance seit dem Corona-Crash-Tief am 24. März 2020 (19,08 Euro) beträgt jetzt +60,3 Prozent. Seit dem Start der Anteilswertberechnung des Investmentclubs zum Jahreswechsel 1996/1997 (von D-Mark umgerechnet bei 6,17 Euro) beträgt das Plus 396 Prozent (Alle Performanceangaben jeweils nach Kosten und nach Quellensteuerabzug). Um ein neues Allzeit-Hoch (32,70 Euro) zu erreichen, muss unser Anteilswert jetzt nur noch 6,9 Prozent steigen.

Welche positiven Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochengewinner)

Von unseren größten Aktienpositionen lieferten PORR und die in der Vorwoche aufgestockten KION die größten Gewinnbeiträge: Der Aktienkurs des österreichischen Baukonzerns PORR stieg ohne Unternehmensnachrichten um 5,0 Prozent (auf 12,70 Euro, Einstand 13,48 Euro).

Vorwochengewinner (+25,9 Prozent) KION stieg trotz Unterbrechung durch Gewinnmitnahmen im Wochenvergleich um 6,2 Prozent (auf 35,77 Euro, Einstand 25,94 Euro). Der zuständige Analyst bei der US-Bank JPMorgan lag mit seinem Aufruf zu Gewinnmitnahmen zumindest kurzfristig schon mal falsch: JPM-Analyst Akash Gupta riet den Anlegern, nach dem zuletzt überdurchschnittlichen Lauf der Papiere Kasse zu machen. Mit Blick auf die Resultate des Staplerherstellers für das vierte Quartal sei er skeptisch. Gupta rechnet mit einer Konsolidierungsphase, der Ausblick für 2023 könnte enttäuschen. Dann kam aber Analyst Debashis Chand von der französischen Großbank Société Générale: Er empfiehlt die Aktien mit einem Kursziel von 45 Euro zum Kauf. Nach einem schwachen Jahr 2022 seien die kurzfristigen Margenerwartungen wenig risikoreich. Die Anleger dürften sich zudem schrittweise wieder mehr auf die guten langfristigen Chancen konzentrieren. Für eine Kapitalerhöhung sieht er keinen Bedarf.

Prozentual lieferte in dieser Woche in unserem Portfolio die Bayer-Aktie den höchsten Kursgewinn: +13,6 Prozent (auf 57,41 Euro, Einstand 52,57 Euro). Aktivistische Investoren drängen derzeit bei dem Pharma- und Agrarchemiekonzern auf Veränderungen, um deutlich zu machen, dass die Summe der Konzernteile mehr wert ist als die 56 Mrd. Euro Marktkapitalisierung. Die als aktivistischen Investoren bekannten Fonds Bluebell Capital und der Hedgefonds Inclusive Capital von Jeff Ubben hatten Bayer-Aktien gekauft.

Bei NFON setzten sich die Ansätze zu einer Kurserholung fort: +12,5 Prozent (auf 7,00 Euro, Einstand 15,26 Euro).

Deutsche Pfandbriefbank gewannen 8,3 Prozent (auf 8,47 Euro, Einstand 8,12 Euro). Der bisherige Chef der Münchener Hypothekenbank, Louis Hagen, soll bei der Hauptversammlung im Mai in den Aufsichtsrat gewählt werden und damit auf Günther Bräunig folgen, der seit 2014 dem Aufsichtsrat vorsitzt und planmäßig ausscheiden wird.

Knaus Tabbert gewannen 7,0 Prozent (auf 36,80 Euro, Einstand 29,80 Euro). Damit signalisiert der Kurs den Abschluss einer unteren Trendwende, so dass wir unsere Position im Laufe der Woche aufgestockt haben (siehe unten: Transaktionen).

Welche negativen Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochenverlierer)

Gegen den Trend notierten in dieser Woche British American Tobacco (BAT) ohne Unternehmensnachrichten schwächer: -6,6 Prozent (auf 31,24 GBP, Einstand 29,62 GBP). Hintergrund könnten Sorgen um weitere staatliche Verbote sein. So forderte Bayern mit einer Bundesratsinitiative ein EU-weites Verkaufsverbot von Einweg-E-Zigaretten wegen des dabei einstehenden Elektro-, Batterie- und Plastikabfalls.

Auf Pfizer (und BioNTech) lastete wohl der anhaltende Patentstreit im Zusammenhang mit der für den Corona-Impfstoff „Comirnaty“ verwendeten mRNA-Technologie. CureVac verfügt über ein Patent aus dem Jahr 2010, das in den Augen von BioNTech nichtig ist. Curevac ist Pionier in der mRNA-Forschung, konnte aber im Gegensatz zu BioNTech aus diesem Knowhow keinen hochwirksamen Corona-Impfstoff entwickeln. Pfizer verlor auf Wochensicht 6,0 Prozent (auf 47,85 USD, Einstand 41,62 USD).

Bei Biofrontera setzte sich die Kursschwäche aus der ersten Börsenwoche fort: Die Aktie verlor 4,0 Prozent (auf 1,435 Euro, Einstand 2,40 Euro). Die Kursschwäche wird offenbar von der Deutschen Balaton für weitere Käufe genutzt. So wurde der Kauf von 29.550 Biofrontera-Aktien angezeigt. Die Deutsche Balaton bemüht sich bekanntlich seit langem um eine feindliche Übernahme der Biofrontera.

Welche Transaktionen gab es diese Woche?

Nachdem wir in der ersten Januarwoche eine relativ kleine, aber gut laufende Aktienposition aufgestockt und eine Aktienposition neu in unser Portfolio aufgenommen haben, haben wir diese Taktik in der zweiten Woche dieses Jahres fortgesetzt: Nach KION und DFDS in der Vorwoche haben wir in dieser Woche Knaus Tabbert und INDUS aufgestockt und ATOS neu in unser Portfolio aufgenommen.

Über die Woche verteilt haben wir in vielen kleinen Tranchen 1.000 Knaus Tabbert zugekauft. Weil noch nicht alle Tranchen abgerechnet bzw. verbucht sind, werden wir an dieser Stelle erst in einer Woche über den Zukauf berichten.

Unsere Position in der Mittelstands-Holding INDUS haben wir verdoppelt: Wir haben 2.000 INDUS-Aktien zu 24,8825 Eurogekauft. Gegenüber dem Einstand unserer bisherigen Position zu 22,49 Euro ergibt sich damit zwar eine „Verteuerung“ unseres durchschnittlichen Einstands auf 23,685 Euro. Es ist aber wichtig, dass wir größere Positionen jeweils in den Aktien halten, die innerhalb von Aufwärtstrends eine gute Kursdynamik nach oben zeigen. Das ist bei INDUS aktuell der Fall: Die Aktie überstieg schon in der ersten Januarwoche kraftvoll ihren noch leicht fallenden 200-Tage-Durchschnitt und kletterte nun sehr stetig auch über das Zwischenhoch vom Sommer vergangenen Jahres. Damit ist eine seit Oktober laufende untere Trendumkehr abgeschlossen und aus dem untergeordneten tertiären Aufwärtstrend könnte ein weitreichender übergeordneter sekundärer Aufwärtstrend werden. Eine Kursverdoppelung ist gut möglich, wird aber Zeit brauchen. Bis zum Hoch aus dem Jahr 2018 ergäbe sich sogar eine Verdreifachung des Kurses.

Ein kurzes Gastspiel in unserem Portfolio hatte die ATOS-Aktie schon 2021 gegeben. Für zwölf Wochen waren wir bereits in den Aktien des französischen IT-Systemhaus investiert. Damals war der Börsenwert für rund 11 Milliarden Euro Umsatzerlöse unter 5 Milliarden Euro gefallen, inzwischen sogar unter 1,5 Mrd. Euro. Grund: 2021 rutschte der Konzern in die Verlustzone, die erst in diesem Jahr wieder verlassen werden dürfte. Im Rahmen unseres Risikomanagements haben wir unsere kleine Anfangsposition aus 1.500 Aktien dann aber wieder verkauft, richtigweise, nämlich noch zu 37,615 Euro mit einem überschaubaren Kursverlust von 16,2 Prozent. Jetzt konnten wir zu wenig mehr als einem Drittel (!) dieses Kurses wieder einsteigen: Wir haben 3.000 ATOS-Aktien zu 13,214 Euro gekauft (Der durch den Stoploss vermiedene Verlust bis zum Widereinstieg beträgt also 65 Prozent!). Seit September durchlief der Kurs eine Bodenbildung, die mit dem Kursanstieg seit Jahresbeginn abgeschlossen sein dürfte. Hintergrund ist die Tatsache, dass Atos mit einer Geschäftssparte zu den größten europäischen Anbietern im Bereich „Cyber Security“ gehört und allein dieses Geschäft, wenn es wie bei reinrassigen Unternehmen für Daten- und Internet-Sicherheit bewertet würde, deutlich höhere Kurse rechtfertigen würde. Auf Basis der Gewinnschätzungen für 2023 und 2024 liegt das KGV nur bei rund 5. Eine Rückkehr zu einem Gewinn pro Aktie von 4 bis 6 Euro pro Aktie bis 2025 oder 2026 ist nicht unrealistisch. Dann würde das KGV unter 3 sinken und wieder eine Dividendenzahlung in der Größenordnung von 1 bis 1,50 Euro möglich, was gemessen am jetzigen Einstandskurs eine Dividendenrendite in der Größenordnung von 10 Prozent bedeuten würde. Nachdem die Verluste verbucht sind, dürfte das Eigenkapital bei rund 30 Euro pro Aktie liegen. Allein bis dahin hat der Kurs also das Potenzial sich zu verdoppeln. 2017 lag der Kurs über 120 Euro. Wenn alles gut läuft, hat Atos in den nächsten Jahren also auch das Potenzial, sich zu verzehnfachen.

Wie hoch ist die Barreserve?

Das Euro-Bankguthaben des Fonds ist durch die Aktienkäufe auf 201.853 Euro bzw. von 5,0 auf 3,4 Prozent vom Fondsvermögen reduziert worden. Die Fremdwährungsguthaben sind unverändert (216.557 US-Dollar, 101.579 britische Pfund und 54.277 kanadische Dollar). Der Euro-Gegenwert dieser Fremdwährungsguthaben ist im Wochenvergleich um 1,8 Prozent auf 352.146 Euro gefallen, weil der Euro im Außenwert zulegen konnte. Der Anteil am Fondsvermögen ist leicht von 6,2 auf 6, 0 Prozent gesunken. Insgesamt ist die auf Bankkonten gehaltene Barreserve von rund 650.000 Euro auf 554.000 Euro gesenkt worden, was 9,5 Prozent nach 11,2 Prozent vom Fondsvermögen ausmacht. Der Gegenwert der nominal 1,00 Million Euro Bundesanleihe beträgt mit Stückzinsen aktuell 1.007.946 Euro bzw. 17,2 Prozent vom Fondsvermögen. Der Kurs ist im Wochenvergleich leicht gestiegen (von 99,77 auf 99,80 Prozent). Insgesamt beträgt unsere Barreserve aus Bankguthaben und Bundesanleihe 1,562 Mio. Euro bzw. 26,6 Prozent des Fondsvermögens (nach 28,7 Prozent in der Vorwoche).

Strategische und taktische Überlegungen

Die Kursrallye in den ersten Wochen des neuen Jahres stimmt optimistisch: Trotz gestiegener (nominaler) Zinsen und Anleiherenditen fließt im Rahmen der Neudisposition zu Jahresbeginn frisches Kapital an die Aktienmärkte. Tatsächlich sind viele institutionelle Investoren, Großanleger und Fondsgesellschaften in vielen Segmenten der Aktienmärkte stark untergewichtet: Sie sind in Europa und insbesondere in europäischen Nebenwerten untergewichtet. Allenthalben wurde aus Risikogründen in teure „Qualitätsaktien“ investiert und vermeintlich konjunkturabhängige Unternehmen gemieden. Aber die Börse wartet nicht das Ende einer Rezession ab. Wenn im Laufe dieses Jahres deutlich wird, dass die für 2023 fest eingeplante Konjunkturschwäche nicht den Befürchtungen entspricht oder irgendwann vorbei sein wird, ergibt sich hohes Kurspotenzial für entsprechende Aktien: Um faire Werte zu erreichen sind bei solchen Aktien dann Verdoppelungen des Aktienkurses eher die Regel als die Ausnahme. Auch wenn unser Anteilswert weniger als 7 Prozent vom Erreichen eines neuen Allzeithochs entfernt ist: Viele Aktienkurse sind tief im Keller, bei weniger als der Hälfte früherer Kurse. Daraus ergibt sich für 2023 die Chance auf eine weitreichende Kurserholung. Da, wo wir klar unterbewertete Aktien beobachten, die ihre untere Trendwende vollzogen haben, verstärken wir unsere Investitionen.

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