Wochenkommentar KW 01/2023

Hier veröffentlichen wir wöchentlich den aktuellen Wochenkommentar sowie eine Aufstellung des aktuellen Aktien-Portfolios (Inventarliste). Diese Informationen sind nur für Mitglieder des ACC. Bitte geben Sie die Informationen und das Passwort nicht weiter. Vielen Dank. Bitte beachten Sie: Bei dieser Aufstellung handelt es sich um das Musterportfolio des ACC. Alle Angaben dienen nur der internen Mitgliederinformation und sind ohne Gewähr. Rechtsverbindlich sind nur der Fondsprospekt und die offiziellen Halbjahres- und Jahresberichte. Bei Anregungen und Feedback erreichen Sie uns gerne per email. Ihre Ansprechpartner sind: – Dirk Arning (arning@acc-invest.de) – Geschäftsführung, Ansprechpartner für börsenspezifische Informationen – Klaus J. Ueker (ueker@acc-invest.de) – Geschäftsführer, Ansprechpartner für Mitgliederverwaltung – Holger Fiegl (info@acc-invest.de) – Administration, Ansprechpartner für Webpage



Report über das Portfolio des Investmentclub Aktienfonds

Was ist diese Woche (KW01/2023) an den Börsen geschehen?

Die vorherrschende gedämpft optimistische Stimmung an den Aktienmärkten erwies sich als fruchtbarer Boden für einen guten Jahresauftakt. Dies ist verbunden mit der Hoffnung, dass der Konjunkturabschwung nur moderat ausfallen wird, gleichzeitig aber der Höhepunkt der Inflation überschritten ist. Wirtschaftsdaten, die dieses Szenario untermauerten, wurden am letzten Handelstag der Woche entsprechend positiv aufgenommen. Dabei verzeichneten europäische Aktienindizes deutlich höhere Gewinne als US-Aktienindizes: Während der Nasdaq-100 die erste Handelswoche des Jahres mit einem kleinen Plus von 0,9 Prozent beendete und der Dow Jones 1,5 Prozent gewann, konnte der DAX um 4,9 Prozent steigen und der Euro-STOXX-50 sogar um 5,9 Prozent.

Wie hat sich der Anteilswert des Investmentclubs / Investmentfonds entwickelt?

Der ACC Alpha select Anteilswert wurde zuletzt auf Basis der Schlusskurse vom Donnerstag mit 30,18 Euro ermittelt. Im Wochenvergleich ist das ein Anstieg um 64 Cent bzw. +2,2 Prozent. (Darin sind also wie üblich die Kursgewinne vom Freitag noch nicht enthalten, diesmal über 30.000 Euro.) Per 30. Dezember, also Jahresende 2022, ergab sich ein Anteilswert von 29,51 Euro. Der endgültige Rückgang des Anteilswertes im Jahr 2022 beträgt somit -6,3 Prozent. Wenn man bedenkt, dass 2022 für viele das schlechteste Jahr seit langem war, reihenweise mit Verlusten im prozentual zweistelligen Bereich, oft von 20 Prozent und mehr, sind wir sehr glimpflich durch 2022 gekommen. Um das 2022er Minus aufzuholen, brauchen wir jetzt nur noch ein Plus von 4,4 Prozent. Und um ein neues Allzeit-Hoch (32,70 Euro) zu erreichen, muss unser Anteilswert nur noch 8,3 Prozent steigen. Unsere Performance seit dem Corona-Crash-Tief am 24. März 2020 (19,08 Euro) beträgt jetzt +58,2 Prozent. Seit dem Start der Anteilswertberechnung des Investmentclubs zum Jahreswechsel 1996/1997 (von D-Mark umgerechnet bei 6,17 Euro) beträgt das Plus 389 Prozent (Alle Performanceangaben jeweils nach Kosten und nach Quellensteuerabzug).

Welche positiven Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochengewinner)

Von unseren größten Aktienpositionen lieferte HELLA (zweitgrößte Aktienposition nach Fairfax Financial) mit einem Plus von 6,1 Prozent (auf 80,70 Euro, Einstand 35,90 Euro) in der ersten Woche einen sehr positiven Beitrag, ferner unsere drittgrößte Aktienposition AXA (+5,0 Prozent auf 27,345 Euro, Einstand 19,62 Euro).

Größter prozentualer Kursgewinner ist in der ersten Woche 2023 KION. Hauck Aufhäuser Investment Banking hat die Einstufung für KION auf „Buy“ mit einem Kursziel von 40 Euro belassen. Der Gabelstaplerhersteller sei im Vorjahr von hohen Inputkosten und den globalen Einschränkungen in der Lieferkette stark belastet worden, schrieb der zuständige Analyst in einer zum Wochenauftakt veröffentlichten Studie. Für 2023 rechne er mit einem Anstieg der Profitabilität (bereinigte Ebit-Marge) um 4,7 Prozentpunkte. Ab 2024 sollte sich die Rentabilität wieder normalisieren. KION sei ein günstig zu habender „Champion“, resümierte der Experte. Als der Kurs darauf anfing zu reagieren, erzeugte er ein Kaufsignal, auf das hin wir unsere Position umgehend (zu 30,66 Euro) verdoppelt haben (siehe unten: Transaktionen). Danach schoss die Aktie tatsächlich nach oben: +25,9 Prozent in dieser Woche (auf 33,69 Euro, durchschnittlicher Einstand neu 25,94 Euro). Die hohen Kursverluste der KION-Aktie in 2022 waren übertrieben und boten uns im Oktober eine gute Einstiegsgelegenheit.

Renault stiegen um 15,6 Prozent (auf 36,145 Euro, Einstand 30,16 Euro). Damit wurde wieder das Kursniveau von vor dem russischen Angriff erreicht. Nach Kriegsbeginn hatte Renault konsequenterweise sein Russlandgeschäft aufgegeben. Dessen japanischer Partner Nissan erklärte jetzt, auch gegenüber China vorsichtiger zu werden und die Weitergabe geistigen Eigentums an den gemeinsamen Kooperationspartner Geely zu begrenzen.

Ebenfalls weit überdurchschnittliche Kursgewinne erzielten wir mit Micron Technology (+13,6 Prozent auf 56,77 USD; Einstand 61,235 USD), Gerresheimer (+11,2 Prozent auf 69,85 Euro, Einstand 69,58 Euro), ArcelorMittal (+9,8 Prozent auf 26,985 Euro, Einstand 25,76 Euro), HeidelbergCement (+9,6 Prozent auf 58,38 Euro, Einstand 41,02 Euro), Deutsche Bank (+9,5 Prozent auf 11,60 Euro, Einstand 8,54 Euro), Fresenius (+9,1 Prozent auf 28,63 Euro, Einstand 26,67 Euro), Stellantis (+8,8 Prozent auf 14,44 Euro, Einstand 12,20 Euro), INDUS (+8,7 Prozent auf 23,85 Euro, Einstand 22,49 Euro) und Dr. Hönle (+8,3 Prozent auf 20,80 Euro, Einstand 18,48 Euro).

Welche negativen Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochenverlierer)

Gegen den Trend gab der US-Versicherungskonzern Cigna Corp 8,7 Prozent ab (auf 302,68 USD, Einstand 190,44 USD). Die Aktie gehörte 2022 zu den wenigen großen Gewinnern am US-Aktienmarkt. Weil uns keine neuen Unternehmensnachrichten bekannt sind, dürfte es sich um Gewinnmitnahmen handeln: Anleger verkaufen Anfang des neuen Jahres Aktien, bei denen sie Gewinne zu haben, um andere Aktien zu kaufen. Ist die Aktie nach mittlerweile 50 Prozent Gewinn bei uns ausgereizt? Umsatzerlöse, also Prämieneinnahmen, und Profitabilität dürften in den nächsten Jahren weiter steigen, wohl von 2022 auf 2023 weniger als dann von 2023 auf 2024. Dann sinkt das KGV auf rund 10 und die Dividendenrendite steigt auf rund 2 Prozent. Aktuell scheint der Markt auch nicht einzupreisen, dass Kapitalsammelstellen wie Versicherungen zu den Profiteuren höherer (Staatsanleihe-) Zinsen gehören. Denn die Annahme, die US-Anleiherenditen würden in diesem Jahr fallen, erscheint doch verfrüht.

Itochu Corp verloren 2,0 Prozent (auf 28,50 Euro, Einstand umgerechnet 26,63 Euro). Der aktuelle Kurs, in Yen 3.966 JPY, ist zu einem großen Teil vom Buchwert gedeckt (rund 3.400 JPY), stille Reserven nicht beachtet. Itochu gilt als wachstumsschwach, dürfte aber seine Dividenden aus dem guten Gewinn in den nächsten Jahren tendenziell erhöhen. Mit einem KGV von 7,5 und bald 4 Prozent Dividendenrendite nichts, was Wachstums-Investoren gefällt, aber uns als Value-Investor. Das Überraschungspotenzial ist bei dieser Bewertung klar auf der positiven Seite zu sehen.

Auch Biofrontera konnten vom positiven Börsenumfeld nicht profitieren und verloren 2,0 Prozent (auf 1,495 Euro, Einstand 2,40 Euro). Auch hier wird vom Markt nicht viel erwartet und wir sehen das Überraschungspotenzial 2023 auf der positiven Seite.

Welche Transaktionen gab es diese Woche?

Nachdem wir vor dem Jahreswechsel im Rahmen unseres Risikomanagements noch zwei Aktienpositionen verkleinert hatten (Micron Technology und Toyota), haben wir nun sofort an den ersten Handelstagen des neuen Jahres unsere Investitionsquote wieder erhöht und Aktien gekauft, die Kaufsignale erzeugten und sich damit in jungen Aufwärtstrends befinden:

Erstmals in unser Portfolio aufgenommen haben wir die dänische Reederei DFDS A/S. Wir haben an der Börse Copenhagen (die inzwischen von der Nasdaq betrieben wird) 2.000 DFDS-Aktien zu je 267,59 DKK gekauft, bei einem Devisenkurs von 7,4318 DKK / Euro letztendlich mit Transaktionskosten 72.217 Euro investiert. DFDS betreibt Fährlinien in der Nord- und Ostsee. Im abgelaufenen Jahr wurden damit rund 26 Milliarden dänische Kronen (DKK) eingenommen. Dem steht ein Börsenwert von nur 15,5 Mrd. DKK gegenüber. Bei 58,63 Millionen DFDS-Aktien liegen die Umsatzerlöse pro Aktie also bei gut 440 DKK, wovon 30 bis 36 DKK als Nettogewinn verbleiben, also 7,5 Prozent. Weil die Fähren nahezu konkurrenz- und alternativlos sind (vom ebenfalls bedienten Ärmelkanal abgesehen), dürften die steigenden (Schiffsdiesel-) Kosten relativ schnell auf die Endkundenpreise umgelegt werden. Dennoch dürfte der Gewinn 2023 gegenüber 2022 etwas zurückgehen. Das ausgewiesene Eigenkapital deckt mit rund 230 DKK pro Aktie den größten Teil des aktuellen Aktienkurses. Rund ein Viertel des Nettogewinns wird als Dividende ausgeschüttet, womit sich beim aktuellen Kursniveau eine Dividendenrendite von rund 4 Prozent ergibt. Die wenigen Analysten, die diese Aktie bewerten, raten ausnahmslos zum Kauf – mittleres Kursziel fast 400 DKK und höchstes Kursziel 435 DKK. Mit dem Anstieg über das Zwischenhoch vom November und die 200-Tagelinie sollte die charttechnische Widerstandszone von 250 bis gut 270 DKK jetzt erfolgreich überwunden werden. Eine Rückkehr zu 400 DKK, wo die Aktie zuletzt im Sommer 2021 war, erscheint fundamental begründet und mit der Trendwende nach oben eingeleitet.

Bei KION setzen wir ebenfalls darauf, dass die Kursverluste des vergangenen Jahres übertrieben waren. Mit dem Sprung über die 30-Euro-Marke hat der Kurs ein klares Kaufsignal gegeben. Wir haben deshalb unsere sehr günstige Einstiegsposition von Mitte Oktober (zu nur 21,22 Euro) verdoppelt und 2.000 weitere KION-Aktien gekauft. Uns gelang der Zukauf noch zu 30,6625 Euro, bevor die Aktie im Wochenverlauf weiter deutlich stieg. Der durchschnittliche Einstand unserer jetzt 4.000 KION steigt auf 25,94 Euro. Mit schon 30 Prozent Buchgewinn gegenüber dem durchschnittlichen Einstand (und fast 60 Prozent gegenüber unserem Erstkauf) schafft es KION auf einen Anteil von 2,3 Prozent am Fondsvermögen und Platz 10 unserer jetzt größten Einzelaktienpositionen.

Wie hoch ist die Barreserve?

Das Euro-Bankguthaben des Fonds ist durch die Aktienkäufe auf 291.147 Euro bzw. von 7,5 auf 5,0 Prozent vom Fondsvermögen reduziert worden. Die Fremdwährungsguthaben sind durch die Zinserträge für den Dezember gestiegen: Mit 704,47 USD Zinsen (3,79 % p.a.) halten wir jetzt 216.557 US-Dollar, mit 254,78 GBP Zinsen (2,92 % p.a.) 101.579 britische Pfund und mit 168,66 CAD Zinsen (3,62 % p.a.) 54.277 kanadische Dollar. Der Euro-Gegenwert dieser Fremdwährungsguthaben ist auf 358.639 Euro gestiegen. Der Anteil am Fondsvermögen ist leicht auf 6,20 Prozent gesunken. Insgesamt ist die auf Bankkonten gehaltene Barreserve von rund 780.000 Euro auf 650.000 Euro gesenkt worden (exakt 649.786 Euro), was 11,2 Prozent nach 13,8 Prozent vom Fondsvermögen ausmacht. Der Gegenwert der nominal 1,00 Million Euro Bundesanleihe beträgt mit Stückzinsen aktuell 1.007.389 Euro bzw. 17,4 Prozent vom Fondsvermögen. Der Kurs ist im Wochenvergleich leicht gesunken (von 99,93 auf 99,77 Prozent). Insgesamt beträgt unsere Barreserve aus Bankguthaben und Bundesanleihe 1,657 Mio. Euro bzw. 28,7 Prozent des Fondsvermögens.

Strategische und taktische Überlegungen

Der Jahreswechsel veranlasst viele Investoren zu Neudispositionen: Viele erinnern sich zu Jahresbeginn wieder an ihre Strategie, andere ändern sie zu Jahresbeginn. So oder so kommt es verstärkt zu Neu- und Re-Allokationen des eingesetzten Kapitals. Das kann einzelne Aktien betreffen, wie in unserem Portfolio Cigna Corp, wo Gewinne realisiert werden, um jetzt andere Aktien zu kaufen. Nicht selten betrifft es aber auch ganze Asset-Klassen: Allenthalben wird jetzt verkündet, die Anleihemärkte böten endlich wieder ein gutes Rendite / Risiko – Verhältnis. Befürworter von höheren Investments in Anleihen sehen gleichzeitig viele Risiken bei Aktien. Nachdem Aktien als alternativlos galten, weil es keine Zinsen mehr gab, bemühen sich Rentenfondsmanager bei der jetzt anstehenden Neuverteilung der investierten Mittel um ein größeres Stück vom Kuchen. Und innerhalb der Asset-Klasse Aktien sei eine Erholung der 2022 arg gebeutelten Technologie-Aktien zu erwarten. Ob Anleihen oder Aktien: Es wird wieder zu „long duration investments“ geraten.

Aber Vorsicht! Nur weil der Kalender eine andere Jahreszahl zeigt, ändert sich die reale Welt nicht über Nacht. Sowohl Investments in Anleihen als auch in Technologie-Aktien könnten sich als verfrüht erweisen. Nur weil es in beiden Fällen 2022 sehr hohe Kursverluste gab, muss es nicht automatisch dort Kursgewinne geben, schon gar nicht in den ersten Wochen des neuen Jahres. Die Kursverluste im vergangenen Jahr hatten gute Gründe: Das Chance / Risiko – Verhältnis sowohl von Rentenpapieren als auch Wachstumsaktien war Anfang 2022 sehr unattraktiv, was man durchaus erkennen konnte (und wir auch erkannt haben). Die Kursverluste waren mithin nicht die Folge von übertriebenem Pessimismus, sondern eine überfällige Anpassung an die Wirklichkeit, eine Wirklichkeit mit hoher Inflation und steigenden Zinsen. Inflation und Zinsen werden nicht nur deswegen schnell wieder sinken, weil es vor 2022 so war. Vielen fällt es offenkundig schwer, die neue Wirklichkeit anzunehmen.

Wir ändern unsere Strategie natürlich nicht – und schon gar nicht, weil die Jahreszahl umgesprungen ist! Wir agieren weiterhin sehr vorsichtig und bedacht. Ja, stark gefallene Kurse können attraktive Einstiegsgelegenheiten bieten. Dass wir solche nutzen, zeigen unsere Aktienkäufe seit Mitte Oktober. Dabei bleibt unsere Strategie aber weiterhin eher „short duration“, d.h. unsere Investments stützen sich auf hohe Buchwerte und gegenwärtige Gewinne – nicht auf die Erwartung gigantischen Wachstums in den nächsten Jahren. Als erfahrener Aktienanleger weiß man, dass es immer nur eine Frage der Zeit ist, bis die Enttäuschung über das nicht ganz so hohe Wachstum zu hohen Kursverlusten führt. Um dafür Beispiele anzuführen, muss man nicht einmal auf Kryptowährungen oder „Reddit-Aktien“ wie Gamestop verweisen. Es reicht, sich die jüngste Kursentwicklung von Aktien wie Tesla oder Microsoft anzusehen, Aktien, auf in vielen Fonds zu den größten Positionen gehören. Schön, den Vorsprung aus dem vergangenen Jahr sofort in diesem Jahr vergrößern zu können.

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