Hier veröffentlichen wir wöchentlich den aktuellen Wochenkommentar sowie eine Aufstellung des aktuellen Aktien-Portfolios (Inventarliste). Diese Informationen sind nur für Mitglieder des ACC. Bitte geben Sie die Informationen und das Passwort nicht weiter. Vielen Dank. Bitte beachten Sie: Bei dieser Aufstellung handelt es sich um das Musterportfolio des ACC. Alle Angaben dienen nur der internen Mitgliederinformation und sind ohne Gewähr. Rechtsverbindlich sind nur der Fondsprospekt und die offiziellen Halbjahres- und Jahresberichte. Bei Anregungen und Feedback erreichen Sie uns gerne per email. Ihre Ansprechpartner sind: – Dirk Arning (arning@acc-invest.de) – Geschäftsführung, Ansprechpartner für börsenspezifische Informationen – Klaus J. Ueker (ueker@acc-invest.de) – Geschäftsführer, Ansprechpartner für Mitgliederverwaltung – Holger Fiegl (info@acc-invest.de) – Administration, Ansprechpartner für Webpage
Wochenkommentar KW 27/2022
Report über das Portfolio des Investmentclub Aktienfonds
Was ist diese Woche an den Börsen geschehen?
Nach den hohen Kursverlusten im ersten Halbjahr starteten die Kapitalmärkte etwas zuversichtlicher in das zweite Halbjahr. Weitere Leitzinserhöhungen gelten als eingepreist. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen kletterte von 2,9 auf 3,1 Prozent. Trotzdem erlebten die Aktienmärkte eine Stabilisierung. Der Nasdaq-100-Index konnte mit einem Wochenplus von 4,7 Prozent seinen Vorwochenverlust ausgleichen, liegt gegenüber Jahresbeginn aber noch 25,7 Prozent im Minus. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial gewann auf Wochensicht nur 0,8 Prozent, womit der Rückgang im laufenden Jahr jetzt 13,8 Prozent beträgt. Der Euro-STOXX-50 verkleinerte seinen Verlust seit Jahresbeginn durch ein Wochenplus von 1,7 Prozent auf 18,4 Prozent. Der DAX erholte sich in dieser Woche um 1,6 Prozent, was seit Jahresbeginn noch ein Minus von 18,1 Prozent bedeutet.
Wie hat sich der Anteilswert des Investmentclubs / Investmentfonds entwickelt?
Der ACC Alpha select Anteilswert wurde zuletzt mit 29,75 Euro ermittelt. Im Wochenvergleich ist das ein Anstieg um 0,19 Euro bzw. 0,6 Prozent. Darin sind wie üblich die Kursveränderungen von diesem Freitag noch nicht enthalten (in dieser Woche knapp 35.000 Euro). Das Minus im laufenden Jahr ist mit 5,5 Prozent deutlich kleiner als mehr als 90 Prozent global anlegender Aktienfonds und deren Durchschnitt (von minus 13,6 Prozent). Unsere Performance seit dem Corona-Crash-Tief am 24. März 2020 (19,08 Euro) beträgt jetzt +55,9 Prozent. Seit dem Start der Anteilswertberechnung des Investmentclubs zum Jahreswechsel 1996/1997 (von D-Mark umgerechnet bei 6,17 Euro) beträgt das Plus jetzt 382 Prozent (Alle Performanceangaben jeweils nach Kosten und nach Quellensteuerabzug).
Welche positiven Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochengewinner)
Unsere größte Einzelaktienposition, die kanadische Fairfax Financial Holdings, die mit einem Plus von 9,3 Prozent schon unser Vorwochengewinner war, legte in dieser Woche weitere 3,8 Prozent zu (auf 707,91 CAD, Einstand 454,83 CAD). Damit erreichte der Aktienkurs erwartungsgemäß zum wiederholten Male die Widerstandszone bei 700 bis 717 CAD. Im Februar, April und Mai war der Kursrallye hier jeweils die Kraft ausgegangen. Inzwischen ist die Aktie nicht mehr so „überkauft“ und die bremsende Wirkung von Gewinnmitnahmen auf diesem Kursniveau könnte geringer werden. Allerdings hat der starke Kursanstieg in nur drei Wochen von 625 auf über 700 CAD den Abstand zu den gleitenden Durchschnitten wieder erhöht, so dass einer weitere Konsolidierung des Kursniveaus nicht unwahrscheinlich ist. Charttechnisch würde ein Überwinden des Widerstands bei 717 CAD weitere 10 Prozent Kurspotenzial öffnen, was fundamental auch gerechtfertigt erscheint.
Mit Hella legt eine weitere große Einzelaktienposition in dieser Woche weiter zu: +4,0 Prozent (auf 67,15 Euro, Einstand 35,90 Euro). Der deutsche Automobilzulieferer befindet sich bereits zu gut 80 Prozent im Besitz des französischen Zuliefer-Konzerns Faurecia. Der Streubesitz liegt mittlerweile bei weniger als drei Prozent. Das machte die Aktie in dem schwachen Umfeld zu einem idealen Investment: In den vergangenen drei Monaten ist der Kurs gegen den Trend um 15,8 Prozent gestiegen, mehr als jede andere Aktie in unserem Portfolio. (Zweitbeste Aktie über drei Monate ist jetzt AT&T mit +14,1 Prozent, was mit Dollar-Währungsgewinnen noch mehr ist als bei Hella. Drittbeste Aktie übe drei Monate ist Renault mit +12,7 Prozent.)
Prozentual die größten Gewinner sind in dieser Woche die Aktien der Chiphersteller: Micron Technology gewannen 10,2 Prozent (auf 59,14 USD, Einstand 60,51 USD) und Samsung Electronics +9,0 Prozent (auf 1.046 Euro, Einstand 660 Euro). Auslöser waren Geschäftsergebnisse und der Ausblick des südkoreanischen Chipherstellers. Im Quartal April bis Juni erzielte Samsung den höchsten Quartalsgewinn seit 2018. Gewinntreiber war das Geschäft mit Halbleitern, womit rückläufige Verkäufe in weniger wichtigen Geschäftssparten wie Smartphones und TV-Geräten. Der Bedarf an Kapazitäten in Datenzentren treibt vor allem den Gewinn in der Halbleitersparte an. Schon im ersten Quartal hatte das Geschäft mit Speicherchips die Marktprognosen übertroffen. Dagegen verlangsamte sich weltweit das Geschäft mit Smartphones und TV-Geräten. Demnach machten sich in diesen Bereichen die Zurückhaltung der Verbraucher infolge der hohen Inflation bemerkbar. Wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete, verkaufte Samsung im zweiten Quartal schätzungsweise 61 Millionen Smartphones. Das wäre ein Rückgang um 16 Prozent im Vergleich zum Quartal davor. „Cashcow“ von Samsung ist aber traditionell die Halbleitersparte. Im Ergebnisausblick für das abgelaufene Quartal geht der Weltmarktführer bei Speicherchips, Smartphones und Fernsehern von einem Anstieg des operativen Gewinns um 11,4 Prozent aus. Der Gewinn aus den Kerngeschäften werde sich voraussichtlich auf 14 Billionen Won (etwa 10,5 Mrd. Euro) belaufen, teilte das südkoreanische Unternehmen mit. Genauere Quartalsergebnisse werden erst später veröffentlicht.
Auch Micron Technology hat kurz nach der Jahresmitte Quartalszahlen veröffentlich, wobei der Berichtszeitraum von Kalenderquartalen abweichend den Zeitraum von Anfang März bis Ende Mai umfasst. Im diesem Geschäftsquartal wurde ein Ergebnis je Aktie von 2,59 USD eingefahren. Im gleichen Vorjahreszeitraum waren es 1,88 USD je Aktie Gewinn. Die Umsatzerlöse wurden auf 8,64 Milliarden USD gesteigert, was den Erwartungen der Analysten entsprach. Der Gewinn pro Aktie (EPS) übertraf die durchschnittlichen Schätzungen von 2,43 USD je Aktie aber deutlich.
Weitere größere Kursgewinner in unserem Portfolio in dieser Woche sind einige europäische zyklische Titel: Stellantis (+6,6 Prozent auf 12,48 Euro, Einstand 12,20 Euro), TRATON (+6,0 Prozent auf 14,78 Euro, Einstand 19,79 Euro) und PORR (+5,5 Prozent auf 12,34 Euro, Einstand 13,48 Euro).
Beim US-Versicherungskonzerns Cigna Corp wirken die guten Quartalsergebnisse offenbar weiter nach: In dieser Woche stieg der Kurs um 4,2 Prozent auf ein neues Allzeit-Hoch (auf 279,19 USD, Einstand 190,44 USD).
Welche negativen Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochenverlierer)
Ohne Unternehmensnachrichten verloren BayWa in dieser Woche 6,2 Prozent (auf 39,50 Euro, Einstand 30,51 Euro). Bis Juni hatte der Aktienkurs relative Stärke gezeigt und im Mai sogar ein neues Allzeit-Hoch erreicht. Deshalb sind die Kursverluste wahrscheinlich auf Gewinnmitnahmen zurückzuführen. Angesichts der angespannten Versorgungslage bei Nahrungsmitteln dürften die Dienste des Agrarhändlers (u.a. Dünger, alternative Energieerzeugung) aber gefragt bleiben.
Auch bei Orange und British American Tobacco (BAT) dürften die Kursgewinne zuvor in dieser Woche Gewinnmitnahmen ausgelöst haben. Orange verloren 6,1 Prozent (auf 10,60 Euro, Einstand 10,22 Euro). Die britische Investmentbank Barclays hatte Orange SA in der zweiten Junihälfte von „Underweight“ auf „Equal Weight“ hochgestuft und das Kursziel von 9,50 auf 10,50 Euro angehoben. Angesichts einer steigenden Inflation mangele es den Telekomanbietern an Preissetzungsmöglichkeiten, schrieb der zuständige Analyst in einer Branchenstudie. Der Experte erhöhte jedoch für Orange die Schätzungen für das Abschneiden auf dem Heimatmarkt Frankreich. Zuvor hatte das US-Analysehaus Bernstein Research seine Einstufung für Orange von „Market-Perform“ auf „Outperform“ hochgestuft und das Kursziel von 10,10 auf 13,00 Euro angehoben.
British American Tobacco (BAT) verloren 3,9 Prozent (auf 33,92 GBP, Einstand 29,62 GBP). Der Aktienkurs hatte erst Ende Juni ein Mehrjahreshoch erreicht. Meldungen über Lieferschwierigkeiten der Zigarettenhersteller könnten einen Grund für Gewinnmitnahmen geliefert haben. BAT bestätigte, dass es in den vergangenen Wochen bei der Belieferung des Handels regional zu zeitlichen Verzögerungen kommen konnte. „Gemeinsam mit dem Logistikunternehmen arbeiten wir mit Hochdruck daran, schnellstmöglich zu der von uns gewohnten Liefertreue zurückzukehren.“ Produktionsbedingte Ausfälle habe es nicht gegeben.
Welche Transaktionen gab es diese Woche?
Auf die Goldpreisentwicklung hatten die Kurse der Goldminenbetreiber mit höheren Verlusten reagiert. Wir haben unsere kleine Position Pan American Silver Anfang der Woche verkauft. Der Verkauf der 1.500 Aktien erfolgte zu 25,4453 CAD. Gegenüber unserem Einstand zu 35,82 CAD haben wir damit einen Kursverlust von 29,0 Prozent realisiert. Schon Ende April hatten wir angesichts der schlechten Trendindikation unseren Bestand halbiert und damals noch 31,35 CAD pro Aktie erzielt, so dass der durchschnittliche Verkaufskurs 28,40 CAD beträgt und 20,7 Prozent unter unserem Einstand liegt. Es war richtig, sehr vorsichtig in Goldminen zu investieren. Viele andere Investoren, darunter viele Fonds, waren und sind stärker in Goldminen investiert. Wir hätten unser Engagement ausgebaut, wenn es eine Trendwende nach oben gegeben hätte. Jetzt beobachten wir die Entwicklung, ohne investiert zu sein, also gleichsam „von der Seitenlinie“ aus. Sollten die Trends bei Edelmetallen und Minenaktien nach oben drehen, investieren wir wieder.
Vollständig verkauft haben wir im Rahmen unseres Risikomanagements auch unsere „Restpositionen“ in Mytilineos und in Smurfit Kappa. Die 6.000 Mytilineos haben wir in Athen zu 13,6787 Euro verkauft, was gegenüber unserem Einstand zu 8,93 Euro einen realisierten Kursgewinn von 53,2 Prozent bedeutet. Die 2.000 Smurfit Kappa haben wir in London zu 27,436 GBP verkauft. Bei den Aktien des in Irland ansässigen, größten europäischen Pappverpackungsherstellers war uns bekanntlich der Einstieg sehr günstig zu 4,73 GBP gelungen, als die Börse in Irland wegen der Staatsschuldenkrise dort erheblich unter Druck stand. Den Börsenwert eines großen europäischen Konzerns in den Keller zu schicken, nur weil die Konzernzentrale in einem Land mit hohen Staatsschulden liegt, war natürlich irrational und bescherte uns anschließend eine Vervielfachung des Aktienkurses. Der realisierte Kursgewinn beträgt jetzt 480 Prozent! In beiden Fällen haben wir zudem gute Dividendenzahlungen erhalten, gemessen an unseren Einstandskursen bei Smurfit Kappa im zweistelligen Prozentbereich; bei Mytilineos erfolgte die letzte Dividendenzahlung erst kurz vor unserem Verkauf.
Die hohe Liquidität haben wir genutzt, um insgesamt 1,2 Millionen Euro in der Bundesanleihe aus dem Mai 2013 (WKN 110231) anzulegen. Am 15. Mai 2013 hat die Bundesrepublik diese Anleihe in einem Gesamtvolumen von 22,5 Mrd. Euro ausgegeben, mit 10 Jahren Laufzeit bis zum 15. Mai 2023. Mitte Mai wird jeweils ein Zinskupon von 1,5 Prozent auf den Nennwert gezahlt. Nach anfänglichen Kursverlusten bis unter 96 Prozent des Nennwertes erlebte die Anleihe mit dem Zinsrückgang einen Kursanstieg bis auf 114 Prozent. Weil die Anleihe Mitte Mai nächsten Jahres zum Nennwert zurückgezahlt wird, es also jetzt nur noch eine Zinszahlung von 1,5 Prozent am Laufzeitende gibt, hat der Kurs diesen Aufschlag in den vergangenen Jahren weitestgehend abgebaut. Inzwischen liegt der Kurs bei etwas über 101 Prozent vom Nennwert. Immerhin ergibt sich damit eine leicht positive Verzinsung.
Wie hoch ist die Barreserve und wie sieht die Taktik aktuell aus?
Auf Bankkonten halten wir insgesamt knapp eine Million Euro Barreserve (Fremdwährungsguthaben umgerechnet und 610.815 Euro zusammen 980.263 Euro), was 17,1 Prozent vom Fondsvermögen entspricht. Als Barreserve darf aufgrund der kurzen Restlaufzeit von weniger als einem Jahr die Bundesanleihe betrachten: Die nominal 1,2 Millionen Euro haben mit Stückzinsen aktuell einen Kurswert von 1.216.475 Euro bzw. 21,2 Prozent vom Fondsvermögen. Zusammengenommen halten wir also knapp 2,2 Mi. Euro bzw. 38,2 Prozent vom Fondsvermögen als Barreserve.
Wir beobachten genau, ob die Aktienmärkte einen tragfähigen Boden befinden. Je mehr es danach aussieht, um so mehr Kapital werden wir für Aktienkäufe einsetzen. Vorrang vor antizyklischen Aktionen, unterbewertete Aktien „billig einzusammeln“, haben Käufe von unterbewerteten Aktien, die einen Aufwärtstrend beginnen: So wie wir in einer Abwärtsbewegung wenig Kapital in Aktien mit hohem Abwärtsmomentum haben wollen, so soll das Kapital möglichst fokussiert da investiert sein, wo sich Aufwärtsdynamik zeigt.
Eine rasche, V-förmige Erholung der Aktienmärkte ist (anders als nach dem Corona-Crash im März 2020) in diesem Jahr nicht wahrscheinlich. Gut möglich, dass die Tiefpunkte der Aktienmärkten noch vor uns liegen. Andererseits dürfte sich das erreichte Kursniveau auf Sicht weniger Jahre schon als sehr günstige Einstiegsgelegenheit erweisen, zumindest selektiv, also bei gezielter Auswahl. Denn eine Kurserholung dürfte differenzierter ablaufen, als die Anleger das aus den vergangenen Kursaufschwüngen kennen. Diese waren von viel billigem und spekulationsfreudigem Kapital getrieben (siehe Aufstieg und Fall der Kryptowährungen, der Wert sich auf nahezu drei Billionen Dollar mehr als verdreifachte und inzwischen wieder drittelte). In den nächsten Monaten und Jahren dürften es substanzlose Assets schwerer haben. Unsere Kombination aus Substanz- und Gewinnanalyse mit markttechnischen Aspekten sollte sich in einem solchen Umfeld gut entwickeln!
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