Hier veröffentlichen wir wöchentlich den aktuellen Wochenkommentar sowie eine Aufstellung des aktuellen Aktien-Portfolios (Inventarliste). Diese Informationen sind nur für Mitglieder des ACC. Bitte geben Sie die Informationen und das Passwort nicht weiter. Vielen Dank. Bitte beachten Sie: Bei dieser Aufstellung handelt es sich um das Musterportfolio des ACC. Alle Angaben dienen nur der internen Mitgliederinformation und sind ohne Gewähr. Rechtsverbindlich sind nur der Fondsprospekt und die offiziellen Halbjahres- und Jahresberichte. Bei Anregungen und Feedback erreichen Sie uns gerne per email. Ihre Ansprechpartner sind: – Dirk Arning (arning@acc-invest.de) – Geschäftsführung, Ansprechpartner für börsenspezifische Informationen – Klaus J. Ueker (ueker@acc-invest.de) – Geschäftsführer, Ansprechpartner für Mitgliederverwaltung – Holger Fiegl (info@acc-invest.de) – Administration, Ansprechpartner für Webpage



Wochenkommentar KW 26/2022

Report über das Portfolio des Investmentclub Aktienfonds

Was ist diese Woche an den Börsen geschehen?

Das verschlechterte Konsumentenvertrauen drückte beiderseits des Atlantiks auf die Aktienkurse. Zudem nahmen nach Äußerungen der Notenbank-Spitzen Powell (Fed) und Lagarde (EZB) die Sorgen zu, die zur Inflationsbekämpfung notwendigen Zinserhöhungen würden in eine Rezession münden. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen, die vor zwei Wochen ein Zehn-Jahres-Hoch bei 3,48 Prozent erreicht hatte, kam auf zuletzt 2,9 Prozent zurück. Trotzdem verzeichneten Aktien weitere Kursverluste, insbesondere weiterhin die zuvor hochgejubelten Tech-Aktien. Der Nasdaq-100-Index erlitt einen Wochenverlust von 4,3 Prozent und beendete das erste Halbjahr mit einem Minus von 29,5 Prozent. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial verringerte seinen Wochenverlust auf 1,3 Prozent. Der Rückgang im ersten Halbjahr beträgt 15,3 Prozent. Der Euro-STOXX-50 verzeichnete einen Wochenverlust von 2,4 Prozent. Das Minus des ersten Halbjahres beläuft sich auf 19,6 Prozent. Der DAX verlor auf Wochensicht 2,3 Prozent und im ersten Halbjahr 19,5 Prozent.

Wie hat sich der Anteilswert des Investmentclubs / Investmentfonds entwickelt?

Der ACC Alpha select Anteilswert wurde zuletzt mit 29,56 Euro ermittelt. Im Wochenvergleich ist das gegen den Trend ein Anstieg um 0,15 Euro bzw. 0,5 Prozent. Darin sind jetzt die Kursgewinne vom Freitag der Vorwoche enthalten (von rund 50.000 Euro), aber noch nicht die von diesem Freitag (ca. 8.000 Euro). Das erste Halbjahr beendet der Anteilswert mit einem überschaubaren Minus von 5,5 Prozent. Globale Aktienfonds verloren im ersten Halbjahr dagegen im Durchschnitt fast dreimal so viel, nämlich 16,1 Prozent. Unsere Outperformance in den ersten sechs Monaten dieses Jahres beträgt also 10,6 Prozentpunkte! Über ein Jahr, also von Mitte 2021 bis jetzt, vergrößert sich unser Vorsprung gegenüber dem Durchschnitt der globalen Aktienfonds auf 4,2 Prozentpunkte. Weil wir eine hohe Barreserve halten, vergleicht uns Morningstar mit globalen, offensiven Mischfonds. Aber sogar diese haben im ersten Halbjahr im Durchschnitt 13,9 Prozent verloren, also 8,4 Prozentpunkte mehr als wir! Unsere Performance seit dem Corona-Crash-Tief am 24. März 2020 (19,08 Euro) beträgt jetzt +54,9 Prozent. Seit dem Start der Anteilswertberechnung des Investmentclubs zum Jahreswechsel 1996/1997 (von D-Mark umgerechnet bei 6,17 Euro) beträgt das Plus jetzt 379 Prozent (Alle Performanceangaben jeweils nach Kosten und nach Quellensteuerabzug).

Welche positiven Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochengewinner)

Dass wir gegen den internationalen Trend in dieser Woche einen Gewinn erzielen konnten, liegt an unserer größten Einzelaktienposition: Die kanadische Fairfax Financial Holdings stieg um 9,3 Prozent (auf 682,10 CAD, Einstand 454,83 CAD). Unternehmensnachrichten gab es zuletzt Ende April, als die Ergebnisse des ersten Quartals bekannt gegeben wurden. Statt des von Analysten durchschnittlich erwarteten Quartalsumsatzes von 5,47 Mrd. USD waren Erlöse in Höhe von 6,66 Mrd. USD erzielt worden. Der Markt hatte mit einem Quartalsverlust von 1,37 USD pro Aktie gerechnet. Tatsächlich hatte Fairfax aber einen Gewinn pro Aktie (EPS) 4,49 USD präsentiert. Mit diesen guten Quartalszahlen hatte der Aktienkurs einen erneuten Anlauf auf die Widerstandszone bei 700 bis 717 CAD unternommen, war aber im Laufe des Junis aufgrund von Gewinnmitnahmen wieder bis 623 CAD zurückgefallen. In dieser Woche startete nun ein neuer Angriff auf die Widerstandszone. Aufgrund der zahlreichen Beteiligungen, darunter auch viele nicht-börsennotierte, ist die Holding fundamental schwer zu bewerten. Wir dürfen aber davon ausgehen, dass der Wert der Beteiligungen den Aktienkurs trotz der schönen Kursgewinne noch deutlich überschreitet, die Aktie also unter Buchwert notiert. Zudem ist Fairfax hochprofitabel. Schwerpunkt der Holding ist das Versicherungsgeschäft. Das Kurs/Gewinn-Verhältnis liegt auf Basis der Schätzungen für dieses Jahr bei rund 9 und für das nächste Jahr bei nur 7. Mit 5,3 Prozent vom Fondsvermögen ist Fairfax Financial unsere mit Abstand größte Einzelaktienposition (vor British American Tobacco mit 3,6 Prozent, +29,1 Prozent seit Jahresbeginn, und Hella mit 3,4 Prozent, +4,2 Prozent seit Jahresbeginn).

Auch der Aktienkurs des US-Versicherungskonzerns Cigna Corp stieg weiter: +1,1 Prozent (auf 268,03 USD, Einstand 190,44 USD, +16,7 Prozent seit Jahresbeginn). Auch Cigna hatte mit seinen Anfang Mai veröffentlichten Quartalszahlen die Markterwartungen deutlich übertroffen (Quartalsgewinn 6,01 USD gegenüber durchschnittlich erwarteten 5,18 USD). Ob es am 4. August wieder gelingen wird, die Markterwartungen (von durchschnittlich 44,23 Mrd. USD Quartalsumsatz und 5,44 US-Dollar Gewinn pro Aktie) zu schlagen, bleibt abzuwarten. Für das Gesamtjahr prognostizieren Analysten bekanntlich einen Gewinn von 22,68 US-Dollar pro Aktie (KGV 11,8) und einen Umsatz von 177,75 Milliarden US-Dollar (KUV von nur 0,5).

Auch Fresenius verzeichneten in dieser Woche gegen den Trend einen Kursgewinn: +3,7 Prozent (auf 29,14 Euro, Einstand 32,58 Euro). Der Dax-Konzern lotet offenbar die Fusion seines Klinikgeschäfts mit einem Wettbewerber aus. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf informierte Kreise berichtete, zieht das Bad Homburger Unternehmen derzeit einen Zusammenschluss der Option eines Verkaufs einer Beteiligung an Finanzinvestoren vor. Für einen diversifizierten Konzern der Healthcare-Branche ist eine Bewertung mit einem KGV von weniger als 8 viel zu billig.

Dem Abwärtstrend entziehen konnten sich ferner die Telekom-Werte Orange (+1,6 Prozent auf 11,28 Euro, Einstand 10,22 Euro) und AT&T (+1,5 Prozent auf 21,31 USD, Einstand 23,29 USD).

Vorwochengewinner (+10,9 Prozent) Pfizer konnte Anschlussgewinne verzeichnen: +1,4 Prozent (auf 52,31 USD, Einstand 41,62 USD). Die US-Regierung bestellt in großem Stil weiteren Corona-Impfstoff bei Pfizer. Dabei geht es dabei auch um Weiterentwicklungen, die gegen neuartigere Virusvarianten wie Omikron schützen sollen. Konkret geht es um mindestens 105 Millionen Dosen und ein Vertragsvolumen von über 3,2 Milliarden Dollar. Die Lieferungen sollen im Spätsommer beginnen und Impfstoffe sowohl für Erwachsene als auch für Kinder enthalten. Der Deal umfasst eine Kaufoption für weitere bis zu 195 Millionen Dosen, wodurch der Gesamtumfang auf 300 Millionen Dosen ansteigen könnte.

Welche negativen Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochenverlierer)

Überdurchschnittlich verloren in dieser Woche Micron Technology (-8,2 Prozent auf 53,65 USD, Einstand 60,51 USD). Der amerikanische Speicherchiphersteller hat zuletzt gut verdient und erhöht seine Quartalsdividende um 15 Prozent von 10 Cent auf 11,5 US-Cent. Auf das Gesamtjahr gerechnet werden 0,46 US-Dollar ausgeschüttet. Im abgelaufenen Geschäftsjahresquartal (bis Ende Mai) erzielte der Konzern einen Umsatz von 8,64 Mrd. US-Dollar gegenüber 7,42 Mrd. US-Dollar im Vorjahreszeitraum. Unter dem Strich stieg der Gewinn (nach GAAP-Methode) von 1,74 Mrd. auf 2,63 Mrd. US-Dollar bzw. 2,59 USD pro Aktie (EPS). Dies lag über den durchschnittlichen Erwartungen von 2,43 USD EPS. Für das nächste Quartal erwartet Micron Technology einen Umsatz von 7,2 Mrd. US-Dollar, plus/minus 400 Mio. US-Dollar. Dies wurde vom Markt mit Enttäuschung aufgenommen. Analysten hatten mit einem Umsatz von 9,1 Mrd. US-Dollar gerechnet. Bekanntlich hatten wir unsere Micron-Position vor zwei Wochen halbiert und dabei noch einen Kurs von 58,688 USD erzielt. Die Kursverluste erscheinen fundamental übertrieben, aber der Abwärtstrend ist intakt.

Deutsche Pfandbriefbank verloren in dieser Woche ohne Unternehmensnachrichten 6,2 Prozent (auf 8,55 Euro, Einstand 7,91 Euro). Der Markt preist eine steigende Risikovorsorge für drohende Kreditausfälle ein. Sollte es aber gelingen, den Nettogewinn pro Aktie (EPS) bei rund 1,10 Euro zu halten, liegt das KGV unter 8. Wenn wie geplant knapp drei Viertel des Gewinns zur Zahlung einer Dividende verwendet werden, kommt die Aktie auf eine Dividendenrendite von 9 bis 10 Prozent!

Auf die anhaltende Schwäche der Stellantis-Aktie (diese Woche -5,8 Prozent auf 11,708 Euro, Einstand 12,20 Euro) haben wir mit einer Halbierung unserer Position reagiert (siehe unten Transaktionen).

Welche Transaktionen gab es diese Woche?

Bekanntlich darf ein Fonds aus Gründen der Risikostreuung nicht mehr als 20 Prozent seines Fondsvermögens als Kontoguthaben bei ein- und derselben Bank unterhalten. Früher haben wir uns damit geholfen, Bankguthaben auf verschiedene Banken zu verteilen. Solche „Auslagerungskonten“ stehen uns zurzeit nicht zur Verfügung. Deshalb hatten wir mehrere Tranchen unserer Barreserve in eine kurzlaufende Bundesanleihe investiert, insgesamt nominal 900.000 Euro. Diese Anleihe wird jetzt zur Jahresmitte getilgt. Außerdem wird der letzte Zinskupon in Höhe von 1,75 Prozent für ein Jahr (also 15.750 Euro Zinsen) an uns ausgezahlt. Den größten Teil der jetzt fließenden Zinsen hatten wir allerding beim Kauf der Anleihe als Stückzinsen gezahlt. Außerdem lagen die Kurse bei unseren Käufen natürlich „über pari“, also leicht über dem Nennwert, bei den letzten beiden Käufen bei durchschnittlich 100,0565 Prozent. Die Tilgung erfolgt zu 100,00 Prozent des Nennwertes, so dass wir eine leicht negative Rendite hatten. Jetzt kaufen wir eine Million Euro der 2013 ausgegebenen Anleihe der Bundesrepublik Deutschland mit einem Kupon von 1,50 Prozent und Laufzeit bis zum 15. Mai nächsten Jahres. Weil die marktüblichen Zinsen für weniger als ein Jahr Laufzeit noch keine 1,5 Prozent betragen, notiert diese Anleihe natürlich auch „über pari“. Unser Kauf erfolgt zu einem mittleren Kurs von 101,22 Prozent. Die Restlaufzeit von zehneinhalb Monaten („Duration“) ist also immerhin lang genug, um eine positive Verzinsung zu erhalten (annualisierte Netto-Rendite ca. 0,25 Prozent), gleichzeitig aber auch kurz genug, um keine besonderen Zinsänderungsrisiken einzugehen. Weil die Anleihe die international beste Bonitätseinstufung hat („Aaa“) und auch in kleineren Tranchen gut verkauft werden kann, betrachten wir diese Anleiheposition im Fondsvermögen als Teil unserer Barreserve. Anders als mit unserem Euro-Bankguthaben erzielen wir aber sogar schon wieder eine (wenn auch nur leicht) positive Verzinsung.

Im Rahmen unseres Risikomanagements reduzieren wir dagegen unser Aktien-Exposure weiter. Dazu haben wir in dieser Woche unsere Stellantis-Position halbiert: Wir haben 4.000 Aktien des multinationalen Automobilkonzerns zu 11,6826 Euro verkauft. Gegenüber unserem Einstand zu 12,20 Euro haben wir damit einen kleinen Kursverlust von 4,2 Prozent realisiert. Berücksichtigt man allerdings die erhaltene Dividende (allein Anfang Mai dieses Jahres 1,04 Euro pro Aktie) und die kostenlos erhaltenen (und von uns verkauften) Faurecia-Aktien, war das frühere Peugeot-Investment gewinnbringend.

Wie hoch ist die Barreserve und wie sieht die Taktik aktuell aus?

Wir erhöhen unsere Barreserve noch weiter. Zwischenstand: 1,965 Mio. Euro bzw. 34,4 Prozent vom Fondsvermögen.

Zwei Faktoren unserer Strategie haben uns das erste Halbjahr glimpflich überstehen lassen: Value-Aktien-Auswahl und Risikomanagement. Beides hat uns im vergangenen Jahrzehnt, also von der Erholung nach der Finanzkrise 2009 bis zum Corona-Crash im Frühjahr 2020, oft Performance gekostet. In den zehn Jahren von 2010 bis 2020 hätte man besser abgeschnitten, wenn man einen ETF auf den MSCI Weltaktienindex gekauft hätte. Das halten viele Anleger, die ihre Erfahrungen in den vergangenen zehn Jahren gemacht haben, für den Normalfall. Ist es aber nicht. Die Spätphase der extrem lockeren Geldpolitik, die mit der Bekämpfung der Finanzkrise 2008 begann und bis vor wenige Wochen andauerte, war eine Ausnahme, nicht die Regel.

Willkommen in der neuen Realität, in der Inflationsraten und Zinsen nicht mehr negativ sind! Die Unterstützung durch die expansive Geldpolitik fehlt jetzt. Und sie fehlt besonders sogenannten „Wachstumsaktien“. Noch glauben viele, die neue Realität sei eine kurze Börsenphase, ein böser Alptraum. Doch Strategien, die sogenannte „Qualitätsaktien“ zu überhöhten Preisen kaufen und stur daran festhalten, werden es dauerhaft schwer haben. Mit unserer Strategie haben wir 20 Jahre lang den Weltaktienindex in fast jedem Jahr geschlagen – von unserer Gründung 1993 bis zur Finanzkrise 2007/2008 -und tun es jetzt wieder. Dazu gehört es, phasenweise auch ungewöhnlich hohe Barreserven zu halten, wie wir es seit Monaten tun. Noch sind wir dabei, unsere Reserven zu erhöhen. Wir räumen unser Portfolio auf. Anfang der Woche werden wir uns noch von den Restpositionen Smurfit Kappa und Pan American Silver trennen, weil deren Trends aktuell gegen uns laufen. Das Geld soll immer da eingesetzt werden, wo es für uns arbeitet. Dafür ist unsere größte Einzelaktienposition Fairfax Financial Holdings in dieser Woche mit einem Kursanstieg von fast 10 Prozent entgegen dem schwachen Börsenumfeld ein gutes Beispiel.

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