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Hier die Inventarliste vom 27.08.2021

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Wochenkommentar KW 34/2021

Report über das Portfolio des Investmentclub Aktienfonds

Was ist diese Woche an den Börsen geschehen?

Die Sorgen der Aktienanleger um ein mögliches Ende der bislang sehr lockeren Geldpolitik der US-Notenbank wurden erst von der mit Spannung erwarteten Rede von Fed-Chef Jerome Powell am Freitag gemildert. Die Fed bewertet den Inflationsanstieg weiterhin als vorübergehend und die Fortschritte bei der Beschäftigung als noch nicht ausreichend, um die Anleihekäufe von bislang 120 Milliarden Dollar pro Monat schon jetzt zu verringern. Der Dow Jones holte aber, anders als S&P-500 und Nasdaq-100, mit einem Wochenzuwachs von knapp einem Prozent den Vorwochenverlust nicht ganz auf. Der Euro-STOXX-50 verdoppelte sein Wochenplus am Freitag zwar auf gut ein Prozent, was aber auch nicht reichte, um den Vorwochenverlust aufzuholen. Dem DAX verhalfen erst die letzten Handelsstunden am Freitag überhaupt zu einer positiven Wochenbilanz. Sein Plus ist mit 0,28 Prozent vergleichsweise klein.

Wie hat sich der Anteilswert des Investmentclubs / Investmentfonds entwickelt?

Der ACC Alpha select Anteilswert wurde auf Basis der Schlusskurse vom Donnerstag mit 31,77 Euro errechnet. Auf Wochensicht ergibt sich ein Anstieg um 37 Cent bzw. 1,2 Prozent (noch ohne gut 20.000 Euro Kursgewinne vom Freitag). Über den rollenden Ein-Jahres-Zeitraum steigt das Plus beim ACC Alpha select nur um 0,1 Prozentpunkte auf +31,9 Prozent, weil auch die Ausgangsbasis, der Anteilwert von vor einem Jahr, ansteigt. Das Durchschnittsergebnis vergleichbarer Aktienfonds sinkt über 12 Monate dagegen, nämlich um 0,6 Prozentpunkte auf +27,1 Prozent, womit sich unser Vorsprung über diesen Zeitraum in dieser Woche von 4,1 um 0,7 auf 4,8 Prozentpunkte vergrößert. Die Erholung seit dem Corona-Crash-Tief am 24. März 2020 (19,08 Euro) beträgt jetzt +66,5 Prozent. Seit dem Finanzkrisen-Tiefstand im März 2009 (13,68 Euro) ist der Anteilswert um +132,2 Prozent gestiegen (jeweils nach Kosten und Quellensteuern). Seit dem Start der Anteilswertberechnung des Investmentclubs zum Jahreswechsel 1996/1997 (von D-Mark umgerechnet bei 6,17 Euro) beträgt das Plus 415 Prozent (nach Kosten und ohne Einrechnung der Ausschüttungen).

Welche positiven Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochengewinner)

Die größten Gewinnbeträge erzielten wir in dieser Woche mit den hoch gewichteten US-Aktien Micron Technology und Lincoln National. Die Micron-Aktie hatte die Unterstützung bei 70 US-Dollar getestet und erholte sich in dieser Woche um 5,4 Prozent auf 74,00 USD (Einstand 46,50 USD).

Lincoln National unternehmen mit dem Anstieg um 7,4 Prozent auf 70,66 USD (Einstand 45,65 USD) einen neuen Angriff auf den charttechnischen Widerstand bei 71 bis 72 US-Dollar. Der Widerstand stammt schon aus dem zweiten Halbjahr 2018. Im Mai und Juni dieses Jahres scheiterte die Aktie an dieser Marke. Im August ist dies schon der zweite Anlauf. Angesichts der Unterbewertung der Aktie sollte es eher früher als später gelingen, über 71 / 72 US-Dollar zu steigen, womit charttechnisch der Raum für einen raschen Anstieg bis in die Zone 80 bis 86 USD geöffnet würde (Wir würden einen solchen Kursanstieg für Teilgewinnmitnahmen nutzen.) Unterstützung kam in dieser Woche vom US-Rentenmarkt, wo die Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen von 1,26 Prozent auf zuletzt 1,31 Prozent stieg.

Den höchsten prozentualen Kursanstieg verzeichnen wir in dieser Woche bei Biofrontera: +17,0 Prozent auf 2,75 Euro (Einstand 2,86 Euro). Wir hatten bekanntlich die Kursschwäche in den Vorwochen genutzt, um unsere Position etwas zu vergrößern. Unser jüngster Zukauf war zu 2,50 Euro erfolgt (Kursanstieg seitdem also +10 Prozent). Die auf die Behandlung von hellem Hautkrebs und dessen Vorstufen spezialisierte Biofrontera AG hat im ersten Halbjahr 2021 bei den Produktumsätzen ein Plus von 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr erzielt. Dass der Umsatz mit fast 13,1 Millionen Euro unter den 16,1 Millionen Euro vom Vorjahr lag, ist der damaligen Einmalzahlung von sechs Millionen Euro geschuldet, die im Rahmen einer Lizenzvergabe von der Maruho Co Ltd. aus Japan Biofrontera zugeflossen sind. Im operativen Geschäft mache sich dagegen zunehmend positiv bemerkbar, dass Patienten im Zuge der schrittweisen Aufhebung der Kontaktbeschränkungen durch die Coronakrise wieder verstärkt Arztpraxen aufsuchen, um sich mit Biofronteras Schlüsselprodukt Ameluz gegen Aktinische Keratose behandeln zu lassen, teilte das Unternehmen über Dr. Reuter Investor Relations mit. Ameluz ist bekanntlich ein Gel, das auf betroffenen Hautpartien aufgetragen wird und dessen Wirkstoff dann in der sogenannten photodynamischen Therapie (PDT) mit Hilfe von Licht aktiviert wird und so gezielt die geschädigten Zellen zerstört. Die Belichtung kann entweder, wie bei der konventionellen PDT, mit künstlichen Lichtquellen erfolgen oder mit Tageslicht. In den USA, dem mit Abstand größten Markt, steigerte Biofrontera den Umsatz im Zeitraum Januar bis Juni gegenüber 2020 um 36 Prozent auf fast 8,7 Millionen Euro. Im zweitgrößten Markt Deutschland zogen die Erlöse um 15 Prozent auf 2,7 Millionen Euro an. Im restlichen Europa stieg der Umsatz getrieben von einer Produkteinführung in Skandinavien durch den schwedischen Partner Galenica AB um 78 Prozent auf 1,7 Millionen Euro. Der operative Verlust auf EBIT-Basis vergrößerte sich von 4,5 auf 7,4 Millionen Euro, der Konzernverlust von 5,6 auf 8,9 Millionen Euro. Die bisherige Prognose für das Gesamtjahr haben Vorstandschef Lübbert und Finanzvorstand Ludwig Lutter bekräftigt: Biofrontera erwartet einen Jahresumsatz in der Bandbreite von 25 bis 32 Millionen Euro. Der operative Verlust auf EBITDA-Basis soll sich zwischen 11 und 14 Millionen Euro bewegen. Mit dem Börsengang der US-Tochter Biofrontera Inc. will das Unternehmen sein Wachstum im US-amerikanischen Markt finanzieren. Sämtliche Aktivitäten in der Forschung und Entwicklung werden von der Biofrontera Bioscience GmbH, einem 100%igen Tochterunternehmen der Biofrontera AG, durchgeführt und somit von dieser finanziert. Alle laufenden und kurzfristig geplanten klinischen Studien, so Lübbert weiter, hängen demnach nicht vom Verlauf des geplanten Börsengangs der US-Tochter ab. Das gilt auch für die Wirksamkeitsstudie für Ameluz bei Akne. Hier will Biofrontera in diesem Jahr mit der Patientenrekrutierung starten. Von einem erfolgreichen Studienverlauf verspricht sich die Gesellschaft eine deutliche Erweiterung des Marktpotenzials für Ameluz in den USA. Für Biofronteras zweites Produkt Xepi, ein neuartiges topisches Antibiotikum zur Behandlung von Impetigo, eine hochansteckende Hautinfektion, wurde ein kompletter Relaunch in USA angestoßen. Für Xepi, das selbst gegen antibiotikaresistente Bakterien hochwirksam ist, haben alle großen privaten Kostenträger eine uneingeschränkte Kostenerstattung zugesagt. Nach der weitgehenden Öffnung der dermatologischen Praxen für Patienten- und Außendienstbesuche kann das topische Antibiotikum nun mit erheblich besser vermarktet werden als noch unter Pandemiebedingungen. Xepi konnte im ersten Halbjahr 2021 lediglich 53.000 Euro zum Konzernerlös beitragen. Entscheidend wird aber sein, wann Biofrontera den Sprung in die Gewinnzone schafft. Dazu muss das Schlüsselprodukt Ameluz vor allem in den größten Zielmärkten USA und Deutschland verstärkt verkauft werden.

Erfreuliche Kursgewinne gab es in dieser Woche auch bei einem weiteren „Kindergarten-Wert“: NFON-Aktien stiegen um +6,4 Prozent (auf 17,50 Euro, Einstand 15,26 Euro). Im ersten Halbjahr 2021 erhöhten sich die wiederkehrenden Umsätze um 17,3 Prozent und damit überproportional zum Gesamtumsatz. Mit 33,7 Mio. Euro entsprechen die wiederkehrenden Umsätze einem Anteil am Gesamtumsatz von 88,9 Prozent. Der Gesamtumsatz lag mit 37,9 Mio. Euro mit 15,6 Prozent über dem Vorjahreswert. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) belief sich auf 2,3 Mio. Euro (nach 1,4 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum). Für 2021 plant NFON eine Wachstumsrate der wiederkehrenden Umsätze zwischen 14 und 16 Prozent.

Zu den klar überdurchschnittlichen Kursgewinnern zählen in dieser Woche auch die eher zyklischen deutschen Aktien Pfandbriefbank (+5,9 Prozent auf 9,85 Euro, Einstand 7,91 Euro), Salzgitter (+5,7 Prozent auf 32,52 Euro, Einstand 14,58 Euro) und Koenig & Bauer (+5,4 Prozent auf 29,45 Euro, Einstand 28,21 Euro).

Die Aktien von Alphabet legten 4,8 Prozent zu und erreichten mit 2.880 USD ein neues Allzeit-Hoch (Einstand 1.293 USD). Die unlängst vorgelegten Geschäftsergebnisse lassen noch kein Ende der Erfolgsstory erkennen: Vor allem die Werbeeinnahmen von Retail-Gruppen trieben Umsatz und Gewinn. Auch die Internet-Video-Plattform YouTube ist dank Werbeeinnahmen eine Geldmaschine: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stieg der Umsatz um 83 Prozent. Insgesamt stieg der Gesamtumsatz gegenüber dem Vorjahresquartal um 62 Prozent, der Nettogewinn um 168 Prozent, der operative Cashflow um 61 Prozent. Seit April läuft ein Aktienrückkaufprogramm für die A- und C-Aktien des Konzerns im Volumen von 50 Mrd. USD.

Nachdem Probleme bei der Windkrafttochter Siemens Gamesa Mitte Juli auch bei den Aktien des Mutterkonzerns Siemens Energy zu Kursverlusten geführt hatten, setzte sich in dieser Woche die Kurserholung fort: +3,1 Prozent auf 24,28 Euro (Einstand 27,49 Euro). Laut der US-Bank JPMorgan überschatten die Schwierigkeiten bei der Windkrafttochter die Fortschritte im übrigen Geschäft von Siemens Energy. So habe das Unternehmen im Segment „Gas and Power“ mit dem bereinigten operativen Gewinn die Markterwartung übertroffen. Die Marge vor Sondereffekten sei stark und auch der Barmittelzufluss habe positiv überrascht. Nach den Problemen bei Siemens Gamesa dürfte aber laut dem Analysten der NordLB nun die Dividende für dieses Jahr in Frage stehen und bei den mittelfristigen Zielen könne Anpassungsbedarf bestehen. Möglicherweise rücke eine vollständige Übernahme von Siemens Gamesa durch Siemens Energy wieder stärker in den Fokus, zu nunmehr günstigeren Konditionen. Siemens Gamesa hatte bereits Mitte Juli wegen anhaltender Probleme im Onshore-Geschäft wie etwa Projektverzögerungen insbesondere in Brasilien sowie Anlaufschwierigkeiten einer neuen Turbine seinen Jahresausblick massiv gekürzt und für das dritte Geschäftsquartal (per Ende Juni) Verluste verbucht. Hohe Rohstoffkosten vor allem bei Stahl belasteten das Ergebnis zusätzlich. Zudem musste das Management seine Profitabilitätsziele für das Onshore-Geschäft nach hinten verschieben.

Welche negativen Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochenverlierer)

Mit steigender Zuversicht für zyklische Aktien kehrten Investoren defensiven Aktien in dieser Woche den Rücken: Gewinnmitnahmen führten bei Pfizer zu einem Kursrückgang um 4,4 Prozent auf 46,60 USD (Einstand 41,62 USD). In den insgesamt eher von einer Seitwärtsbewegung gekennzeichneten vergangenen drei Monaten gehört die Pfizer-Aktie aber zu den klaren Outperformern: +20,6 Prozent. Über drei Monate sind in unserem Portfolio nur Salzgitter (+24,9 Prozent) und Alphabet (+21,9 Prozent) besser. Die Anzahl der Pfizer-Aktien wird mit 5,6 Mrd. angegeben. Die exakte Zahl beträgt laut dem jüngsten, quartalsweise zu veröffentlichen Q-10-Formular 5.597.693.867. Als wir vor vielen Jahren Pfizer bewertet hatten, lag der Buchwert bei rund 10 Dollar pro Aktie, jetzt um 14 USD. Die Umsatzerlöse dürften in diesem Jahr 72,5 Mrd. USD erreichen. Das sind nur rund 13 USD pro Aktie. Davon dürften aber fast 3,50 USD Nettogewinn verbleiben, also eine Nettomarge von rund 25 Prozent. Wir errechnen einen Profit-Value von gut 44 USD. Die Aktie erscheint nicht billig, aber gut haltenswert.

Zu den defensiven Aktien, die als Vorwochengewinner in dieser Woche unter Druck standen, gehören die Versorger. ENEL-Aktien verloren 4,0 Prozent (auf 7,68 Euro, Einstand 4,77) und RWE 2,4 Prozent (auf 32,80 Euro, Einstand 26,36 Euro).

Henkel kamen auch in dieser Woche nicht voran: -0,3 Prozent auf 76,85 Euro (Einstand 83,97 Euro). Der jüngste Quartalsbericht konnte nicht positiv überraschen. Im abgelaufenen Quartal lagen die Umsatzerlöse mit 4,96 Milliarden Euro nahe der durchschnittlichen Analystenerwartungen von 4,98 Milliarden Euro. Der Nettogewinn entspricht exakt den Erwartungen: 1,22 Euro Gewinn je Aktie (EPS). Im Vorjahresquartal hatte Henkel ein EPS von 0,553 Euro je Aktie vermeldet. Der Konsumgüterkonzern erhöht aber nach einem starken Wachstum im ersten Halbjahr seine Umsatzprognose. Das Wachstum aus eigener Kraft soll nun 2021 bei 6 bis 8 Prozent liegen. Bislang war Henkel von 4 bis 6 Prozent ausgegangen. Hohe Rohstoffpreise und angespannte Lieferketten belasten jedoch die Profitabilität. Deshalb senkte Henkel seine Prognose für die Umsatzrendite um einen halben Prozentpunkt auf 13,5 bis 14,5 Prozent. Die Prognose für das bereinigte Ergebnis je Aktie bestätigte Henkel jedoch: Der EPS-Wert soll „im hohen einstelligen bis mittleren Zehn-Prozent-Bereich“ steigen. Entscheidend wird nun sein, ob der Gewinn durch eine Erholung des Industrieklebergeschäfts weiter deutlich steigt. Multipliziert man den jüngsten Quartalsumsatz mit vier, kommt man auf knapp 20 Mrd. Euro Jahresumsatz. Die gleiche Hochrechnung würde beim Gewinn 4,88 Euro pro Aktie bedeuten. Den Buchwert hatten wir bislang mit gut 40 Euro angesetzt. Aktuelle Berechnungen kommen auf 43 bis 46 Euro Eigenkapital pro Aktie. Wir rechnen jetzt bis auf weiteres mit unserem neuen Mittelwert 43,77 Euro. 2019 hatten wir für 2021 mit 21,5 Mrd. Euro Umsatzerlösen gerechnet. Die knapp 20 Mrd. Euro, nach denen es jetzt aussieht, entsprechen gut 45 Euro pro Aktie. Auch die Gewinne blieben unter den Erwartungen aus dem Jahr 2019: 2019 erreichte der EPS-Wert 4,80 Euro statt 5,41 Euro und 2020 sogar nur 3,24 Euro statt 6,02 Euro. Für dieses Jahr rechnen wir jetzt mit 4,90 Euro und für 2022 mit 5,05 Euro. Dies liegt etwas über dem Durchschnitt der bislang veröffentlichten Analystenschätzungen. Ab 2023 geht dann die Mehrheit der Analysten von mehr als 5 Euro pro Aktie aus. Der Aktienkurs preist also bereits eine Erholung des Industriegeschäfts ein, könnte aber die Dynamik (die sich auch im starken Anstieg des Gewinns gegenüber dem Vorquartal zeigt) noch unterschätzen.

Die Hella-Aktie hatte sich angesichts des bevorstehenden Verkaufs der Aktienmehrheit positiv entwickelt. In dieser Woche mangelte es an neuen Impulsen (-0,6 Prozent auf 60,62 Euro, Einstand 35,90 Euro). Das Unternehmen hat wenig Schulden; die Eigenkapitalquote ist mit über 37 Prozent für die Branche ungewöhnlich hoch. Überdurchschnittlich sind auch die Investitionen für Forschung und Entwicklung, die gemessen am Umsatz Quoten zwischen neun und zehn Prozent erreichen, während der Branchendurchschnitt unter sieben Prozent liegt. So hatte die Eigentümerfamilie Hueck keine Probleme, Kaufinteressenten zu finden. Durchgesetzt hat sich nun der französische Zulieferer-Konzern Faurecia, der das Aktienpaket der Familie in Höhe von 60 Prozent erwirbt. Mit der Übernahme entsteht nach Bosch, Continental und ZF ein vierter großer europäischer Autozulieferer mit einem Umsatzpotenzial von mehr als 20 Milliarden Euro. Weltweit wird Faurecia zum siebtgrößten Zulieferer aufsteigen. Mit dem Kauf des Familienanteils muss Faurecia auch den übrigen Hella-Aktionären ein Übernahmeangebot machen. Um alle Anteile zu erwerben, würde Faurecia gut 6,8 Milliarden Euro zahlen müssen. Für Faurecia ist die Übernahme damit ein finanzieller Kraftakt. Der Zulieferer hat bereits Schulden von über drei Milliarden Euro. Wir hatten unsere kleine Beteiligung an Faurecia, die anläßlich der Stellantis-Fusion an die Peugeot-Aktionäre gegangen war, bereits verkauft.

Nur unterdurchschnittlich legten die Aktien von AXA und AB InBev in dieser Woche zu: Die AXA-Aktie stieg nur um 0,3 Prozent auf 24,06 Euro zu (Einstand 19,62 Euro). Der französische Versicherungskonzern hat seinen Gewinn ein Jahr nach den hohen Schäden durch die Corona-Krise kräftig gesteigert. Mit knapp vier Milliarden Euro lag der Überschuss im ersten Halbjahr 2021 180 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Damit schnitt Axa besser ab als von Analysten im Schnitt erwartet. Allerdings lassen sich die Belastungen durch die Hochwasserkatastrophe in Deutschland, Belgien und anderen Ländern Europas noch nicht genau beziffern. Der Axa-Konzern rechnet mit rund 400 Millionen Euro. Einen Teil des Geldes dürfte Axa jedoch von Rückversicherern erstattet bekommen. Im ersten Halbjahr 2020 hatten hohe Versicherungsschäden infolge der Corona-Pandemie den Versicherer im Schaden- und Unfallgeschäft netto mit 1,5 Milliarden Euro belastet. Dass es nun besser lief, verdankte Axa auch gestiegenen Einnahmen. Der Umsatz – also vor allem die Prämieneinnahmen – stieg um drei Prozent auf knapp 53,9 Milliarden Euro. Alle Geschäftsbereiche und Regionen hätten bei Umsatz und bereinigtem Gewinn zugelegt. Im Lichte der jüngsten Zahlen erscheint die AXA-Aktie noch unterbewertet.

AB Inbev stiegen in dieser Woche nur um 0,8 Prozent auf 51,72 Euro. AB InBev beobachten wir seit Jahren. Lange war die Aktie hoffnungslos überbewertet. Von Kursen über 100 Euro ging es seit 2017 um über 50 Prozent bergab. Wir sind erst nach der Kurshalbierung eingestiegen (Einstand 52,13 Euro). Es gibt 1,65 Milliarden AB InBev-Aktien. Der Buchwert ist in den vergangenen Jahren auf jetzt rund 37 US-Dollar bzw. 32 Euro gestiegen. Die Umsatzerlöse dürften in diesem Jahr 43 Milliarden Euro übersteigen und im nächsten Jahr 56 Mrd. Dollar bzw. 47,5 Mrd. Euro erreichen, 2023 58 Mrd. Dollar bzw. 49,4 Mrd. Euro. 2019 hatte sich der Gewinn schon (auf rund 4 Euro pro Aktie) erholt, bevor die Corona-bedingten Schließungen 2020 einen Verlust zur Folge hatten. In diesem Jahr sollte aber bereits wieder ein Gewinn von rund 2,50 Euro pro Aktie (EPS) möglich sein, 2022 von rund 3 Euro. 2023 sind 3,40 Euro erreichbar, 2024 3,85 Euro. Das verdichtet sich zunächst zu 2,40 Euro Gewinn pro Aktie, dann zu 3,63 Euro. Bezieht man den Gewinnrückgang vom hohen 2019er Niveau zum Verlust 2020 in die Berechnung des geglätteten Gewinnwachstums ein, ergibt sich kein Wachstum. Danach verbessert sich der CAGR-Wert aber auf 11,5 Prozent. Mit einem fairen KGV von 14,8 errechnet sich zunächst ein Profit-Value von 35,50 Euro, dann aber von 53,50 Euro. Auch auf Basis der Umsätze errechnet sich dann ein Wert von rund 52 Euro. Die Aktie erscheint also fundamental jetzt nicht mehr zu teuer. Es ist davon auszugehen, dass der Markt dem Bier-Weltmarktführer weiterhin eher ein KGV von 20 zugesteht, was eine Rückkehr zu höheren Kursen erlauben würde.

Welche Transaktionen gab es diese Woche?

Nachdem wir in der Vorwoche unsere sehr kleine Bayer-Position aufgestockt, dafür aber unsere Position in Rio Tinto halbiert hatten, blieb unser Portfolio in dieser Woche in seiner Zusammensetzung unverändert.

Wie hoch ist die Barreserve und wie sieht die Taktik aktuell aus?

Durch dem Teilverkauf von Rio Tinto und nach Anteilsauszahlungen ist unsere Barreserve auf rund 380.000 Euro bzw. 5,9 Prozent vom Fondsvermögen gestiegen.

Wir setzen weiterhin darauf, dass ein Portfolio günstig bewerteter Aktien mehr Kurspotenzial nach oben und gleichzeitig weniger Risiken nach unten haben dürfte als die Mehrheit der Aktienindizes und Aktienfonds, in denen hoch bewertete Aktien hohes Gewicht haben. Unsere Aktien haben jetzt ein durchschnittliches KGV von nur 9,5. Bei den globalen Aktienindizes und dem Durchschnitt globaler Aktienfonds liegt das Durchschnitts-KGV mit 17 bis 19 fast doppelt so hoch! Mehr als doppelt so teuer sind Indizes und Fondsdurchschnitt, wenn man die Kurs/Buchwert-Verhältnisse vergleicht, wo wir knapp über 1,0 liegen (gegenüber Durchschnittswerten von 2,3 bis 2,7). Sind diese enormen Preisunterschiede zwischen vermeintlichen Wachstums- und Qualitäts-Aktien einerseits und Value- bzw. Substanzaktien andererseits gerechtfertigt? In Einzelfällen mag das so sein. Alphabet ist beispielsweise eine Wachstumsaktie, in die auch wir erfolgreich investiert haben (als sie weniger als halb so hoch stand wie jetzt, zu den Alphabet-Zahlen: siehe oben). Für die Masse der vermeintlichen Wachstums- und Qualitäts-Aktien sind die Prämien, die der Markt zahlt, aber gemessen an den tatsächlichen Geschäftsergebnissen zu hoch. Das langfristige Ertragswachstum beim Weltaktienindex und dem Durchschnitt der weltweit anlegenden Aktienfonds ist mit rund 13 Prozent nicht viel höher als bei uns (mit ca. 10 Prozent). Das Cashflow-Wachstum ist mit durchschnittlich 4 bis 6 Prozent sogar eindeutig niedriger als bei uns (gut 9 Prozent). Auch beim Wachstum des Buchwertes liegen unsere Aktien klar über dem Durchschnitt. Man wird den Eindruck nicht los, dass in den vergangenen Jahren viele unerfahrene Anleger in Aktien investiert haben, die auf tolle Stories aufspringen ohne auch nur grob anhand einiger Zahlen zu überschlagen, ob diese Aktien das wert sind (krasses Beispiel: Gamestop). Solang sich immer wieder neue Dumme finden, ist das kein Problem. Das erinnert an die Situation 1999, als wir den Neuen Markt gemieden und uns mit hohen Gewinnen aus Tech-Aktien zurückgezogen haben. Es gab damals reihenweise Austritte, weil unsere Performance (+70 Prozent in 1999) ja langweilig war und wir nicht verstanden hätten, dass für so tolle Technologie-Aktien neue Bewertungskriterien gelten würden. (Wenig später kollabierte der Neue Markt bekanntlich.) Ich dagegen glaube: Immer wenn eine Mehrheit nicht mehr auf Buchwerte und Kurs/Gewinn-Verhältnisse achtet, ist es um so wichtiger, genau das zu tun!

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