Wochenkommentar KW 44/2024
Hier veröffentlichen wir wöchentlich den aktuellen Wochenkommentar sowie eine Aufstellung des aktuellen Aktien-Portfolios (Inventarliste). Diese Informationen sind nur für Mitglieder des ACC. Bitte geben Sie die Informationen und das Passwort nicht weiter. Vielen Dank. Bitte beachten Sie: Bei dieser Aufstellung handelt es sich um das Musterportfolio des ACC. Alle Angaben dienen nur der internen Mitgliederinformation und sind ohne Gewähr. Rechtsverbindlich sind nur der Fondsprospekt und die offiziellen Halbjahres- und Jahresberichte. Bei Anregungen und Feedback erreichen Sie uns gerne per email. Ihre Ansprechpartner sind: – Dirk Arning (arning@acc-invest.de) – Geschäftsführung, Ansprechpartner für börsenspezifische Informationen – Klaus J. Ueker (ueker@acc-invest.de) – Geschäftsführer, Ansprechpartner für Mitgliederverwaltung – Holger Fiegl (info@acc-invest.de) – Administration, Ansprechpartner für Webpage
Report über das Portfolio des Investmentclub Aktienfonds
Was ist diese Woche (KW44/2024) an den Börsen geschehen?
In einem Umfeld erhöhter Unsicherheit – vor den Wahlen in den USA und der Veröffentlichung zahlreicher Geschäftsergebnisse – bevorzugten Anleger zunächst weiterhin große US-Tech-Aktien, bevor auch diese unter Verkaufsdruck gerieten. Von den Quartalsergebnissen Impulse gingen teilweise stärkeren Kursreaktionen aus – ohne allerdings richtungsentscheidend für den Gesamtmarkt zu sein. Der Dow Jones verlor auf Wochensicht -0,1 Prozent, der Nasdaq-100 -1,6 Prozent. Der Euro-STOXX-50 sank -1,3 Prozent und der DAX -1,1 Prozent. Der japanische Nikkei-225-Index stabilisierte sich auf Wochensicht nach den Vorwochenverlusten mit +0,4 Prozent.
Wie hat sich der Anteilswert des Investmentclubs / Investmentfonds entwickelt?
Der ACC Alpha select Anteilswert errechnet sich auf Basis der Kurse vom Mittwoch mit 33,26 Euro. Auf Wochensicht ist das ein Rückgang um 0,33 Euro bzw. -1,0 Prozent. Darin und in den folgenden Zahlen sind allerdings die Kursgewinne von Donnerstag und Freitag noch nicht enthalten. Seit dem Jahreswechsel (Anteilswert 31,74 Euro) beträgt der aktuelle Netto-Gewinn (nach Kosten) +4,8 Prozent. Der Durchschnitt der globalen Aktienfonds verlor in dieser Woche mehr, nämlich -1,3 Prozentpunkte auf jetzt +13,0 Prozent seit Jahresbeginn. Bekanntlich wird dieser Durchschnitt stark von großen US-Tech-Aktien geprägt. Der Durchschnitt der globalen flexiblen Mischfonds verlor in dieser Woche -0,75 Prozentpunkte auf jetzt +7,75 Prozent seit Jahresbeginn (Quelle: Fondsweb.de). Über rollierende drei Jahre sinkt der Durchschnitt der Aktienfonds um -1,9 Prozentpunkte auf +10,7 Prozent und der Durchschnitt der Mischfonds um -1,0 Prozentpunkt auf +3,3 Prozent. Wir liegen über drei Jahre jetzt bei +7,5 Prozent, also weiterhin in der Mitte zwischen Misch- und Aktienfonds. Von Morningstar wird der ACC Alpha select Fonds wie bisher in der Vergleichsgruppe „Mischfonds EUR aggressiv Global“ geführt. Der Wertzuwachs liege über drei Jahre in dieser Vergleichsgruppe nahe dem Durchschnitt, so Morningstar, bei einem – sogar gegenüber erklärten Mischfonds – unterdurchschnittlichen Risiko, was über diesen Zeitraum zu einer Bewertung mit 3 Sternen führt. Die Gesamtnote liegt weiterhin bei nur zwei Sternen. Seit dem Start der Anteilswertberechnung des Investmentclubs zum Jahreswechsel 1996/1997 (von D-Mark umgerechnet bei 6,17 Euro) hat sich der Anteilswert mehr als verfünffacht (+439 Prozent). (Alle Performanceangaben jeweils nach Kosten und nach Quellensteuerabzug. Die tatsächliche Rendite der Anleger ist bei einem Freistellungsauftrag also höher als hier angegeben.)
Welche positiven Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochengewinner)
Die in diesem und dem folgenden Abschnitt genannten Kursveränderungen beziehen sich jeweils auf die Woche bis einschließlich Freitag – gegenüber dem Freitag der Vorwoche.
Die Reaktionen auf die Quartalszahlen bescherte auch einigen unserer Aktien deutlich Kursveränderungen. Klar auf der Gewinnerseite steht unsere größte Position, Fairfax Financial., mit einem Wochenplus von +8,7 Prozent auf ein neues Rekordhoch von 1.888 CAD (Einstand 455 CAD). Wir werden hier in den kommenden Wochen auf die jetzt noch ganz frischen Quartalsergebnisse und ihre Auswirkungen auf unsere Fair Value-Kalkulation eingehen.
Auch bei unserer drittgrößten Einzelaktienposition, Lincoln National, reagierte der Markt positiv auf die Quartalszahlen: +4,7 Prozent (auf 33,52 USD, Einstand 32,53 USD), obwohl ein Quartalsverlust von -3,29 USD vermeldet wurde. Allerdings war im ersten Halbjahr ein Nettogewinn pro Aktie von 12,18 USD entstanden, wovon jetzt noch 8,89 USD verbleiben. Auch ein Verlust im laufenden vierten Quartal in gleicher Größenordnung wie im dritten Quartal wäre nicht überraschend, würde aber auf Gesamtjahressicht noch einen Gewinn von ca. 5,80 USD bedeuten. Als entscheidend hatten wir an dieser Stelle bezeichnet, dass auf Sicht des Gesamtjahres die Rückkehr in die Gewinnzone gelingt. Im vierten Quartal 2023 war ein Verlust von -7,34 USD pro Aktie ausgewiesen worden. Die durchschnittliche Erwartung der Analysten für das laufende Gesamtjahr stieg jetzt von 5,67 USD auf 5,78 USD je Aktie – nach einem Verlust von -4,43 USD je Aktie in 2023. Lincoln National bleibt eine attraktive Turn-Around-Spekulation, die allerdings „mit Vorsicht zu genießen“ ist.
Prozentual größter Wochengewinner in unserem Portfolio ist die französische Großbank Société Générale mit +15,0 Prozent (auf 27,275 Euro, Einstand bisher 22,13 Euro). Anders als die Aktie der BNP Paribas profitierte der Aktienkurs von der guten Gewinnentwicklung im dritten Quartal. Die Erträge stiegen im Jahresvergleich um mehr als zehn Prozent auf 6,8 Milliarden Euro. Dazu trug besonders der Handel mit Wertpapieren bei. Außerdem erholte sich das Bankgeschäft mit Privatkunden in Frankreich. Unter dem Strich stand konzernweit ein Überschuss von fast 1,6 Milliarden Euro und damit fast dreimal so viel wie ein Jahr zuvor. Damals hatten hohe Abschreibungen auf mehrere Geschäftsfelder den Gewinn belastet. Der zuständige Branchenexperte des Analysehaus Jefferies wertete die Quartalszahlen der Société Générale als einen Wendepunkt im französischen Privatkundengeschäft. So habe die Sparte ihren Zinsüberschuss im Vergleich zum zweiten Quartal klar gesteigert. Auch der gleichzeitig verkündete Umbau der Führungsspitze bei der Société Générale findet offenbar die Zustimmung des Marktes. Philippe Aymerich – bisher einer von zwei Vizechefs – und Finanzchefin Claire Dumas geben ihre Posten ab. Die Finanzen soll ab Januar Leopoldo Alvear führen. Er ist noch Finanzchef der spanischen Großbank Sabadell. Bekanntlich hatten wir die Société Générale erst kürzlich in unser Portfolio aufgenommen. In dieser Woche haben wir die Position vergrößert (siehe unten: Transaktionen).
Auch beim US-Kabelnetzbetreiber Charter reagierte die Börse sehr positiv auf die Quartalsergebnisse: Die Aktie stieg auf Wochensicht um +9,1 Prozent (auf 366,49 USD, Einstand 317,655 USD). Auch in diesem Fall werden wir in den kommenden Wochen auf die jetzt noch ganz frischen Quartalsergebnisse und ihre Auswirkungen auf unsere Fair Value-Kalkulation eingehen. Noch in der Vorwoche hatten wir an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die Chance auf eine Trendwende nach einer „inzwischen stabileren Bodenbildung“ gewachsen ist. Der in dieser Woche erfolgte Sprung über 340 USD und sogar 360 USD hat die Rückkehr zu den Jahreshochs eingeläutet.
Welche negativen Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochenverlierer)
Prozentual größter Verlierer ist mit 0,7 Prozent vom Fondsvermögen unsere kleinste Position, nämlich Micron Technology: -7,6 Prozent (auf 99,73 USD, Einstand 63,33 USD). Den größeren Teil unserer Position hatten wir bekanntlich in mehreren Tranchen verkauft, um den hohen Gewinn zu realisieren.
Bei ProSiebenSat.1 Media wurde in dieser Woche einmal mehr die Hoffnung auf ein Übernahmeangebot durch die italienische Media For Europe (MFE) kleiner: -7,0 Prozent (auf 5,53 Euro, Einstand 6,26 Euro). Wir sehen aber nicht, dass eine Übernahme durch MFE vom Tisch ist. ProSieben Sat.1 Media wird gegenwärtig mit einem Abschlag von mindestens 10 Prozent gegenüber dem Buchwert bezahlt und bringt seinem Eigentümer in diesem und den Folgejahren einen freien Cashflow von über 200 Mio. Euro pro Jahr. Fast 4 Mrd. Euro Jahresumsatz werden mit nur 1,25 Mrd. Euro bewertet.
Der weltweit größte Goldminenbetreiber Newmont litt die zweite Woche in Folge unter den mit Enttäuschung aufgenommenen Quartalszahlen (-6,5 Prozent auf 45,26 USD; Einstand 43,84 USD). Die All-In Sustaining Cost („AISC“) waren auf nun 1.611 US-Dollar pro Unze angestiegen. Für das Gesamtjahr erwartet das Newmont-Management Gesamtkosten (AISC) von 1.475 US-Dollar pro Unze. Zu unseren Gold-Investments siehe auch unten: „Aktuelle strategische und taktische Überlegungen“.
Nachdem wir mit unseren Japan-Investments längere Zeit deutlich besser als der japanische Gesamtmarkt abgeschnitten hatten, erlitten wir in dieser Woche mit einem fast unveränderten Wert eine leichte Underperformance. Hauptgrund sind die negativ aufgenommenen Quartalsergebnisse von Nippon Sanso (-6,1 Prozent auf 4.799 Yen bzw. 29,50 Euro, Einstand 2.681 Yen bzw. 18,31 Euro). Durchschnittlich hatten Analysten mit einem Umsatz von insgesamt 321,73 Milliarden Yen gerechnet. Tatsächlich erreichten die Umsatzerlöse 313,77 Milliarden Yen. Gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal mit 303,67 Mrd. Yen ist das eine Steigerung der Erlöse um 3,3 Prozent statt des erwarteten Zuwachses um 5,9 Prozent. Es wurde ein Quartalsgewinn je Aktie von 46,46 JPY ausgewiesen. Im Vorjahresquartal lag der Gewinn je Aktie bei 55,42 Yen. Er stieg in den Folgequartalen auf 57,40 Yen und sogar 75,10 Yen im Ende März beendeten Quartal. Dann waren es 67,19 Yen pro Aktie. Ob und wieweit Analysten jetzt ihre Gewinnschätzung für das Gesamtjahr von durchschnittlich 264 Yen (8 Analysten) reduzieren, bleibt abzuwarten. Über rollierende vier Quartale errechnen wir jetzt die realisierte Gewinnsumme 246 Yen. Das entspricht einem KGV von 19,5. Wie gesagt: Billig ist Nippon Sanso nicht mehr, seit sich der Aktienkurs 2023 und 2024 mehr als verdoppelt hat. Andererseits spricht die gute Positionierung als weltweite Nummer Drei in der Industriegasproduktion für Nippon Sanso. Die Weltmarktführer Linde und Air Liquide werden mit KGVs von 32 und 27 teurer bezahlt.
Bei Sumitomo Forestry setzten sich die Kursverluste fort: -6,2 Prozent in Euro bzw. -5,7 Prozent in Yen (auf 6.002 Yen bzw. 33,60 Euro, Einstand 4.727 Yen bzw. 29,51 Euro). Im (zum 30.09.2024) abgelaufenen Quartal konnten die Umsatzerlöse im Vergleich zum gleichen Vorjahresquartal um 22,7 Prozent auf 510,92 Milliarden Yen gesteigert werden. Auch der Gewinn je Aktie fällt mit 145,84 Yen deutlich höher aus als im gleichen Vorjahresviertel (EPS 92,78 Yen). Hier hatte der Markt offenbar noch mehr erwartet.
Der Gesamtwert der drei von uns gehaltenen japanischen Aktien und des ETFs auf den MSCI Japan Small Cap Index blieb (in Euro) in dieser Woche nahezu unverändert bei 736.098 Euro bzw. 13,25 Prozent vom Fondsvermögen.
Welche Transaktionen gab es diese Woche?
Der Kurssprung bei der französische Großbank Société Générale von 15 Prozent zeigt das Potenzial, wenn diese immer noch stark unterbewertete Aktie zu einer Aufholjagd ansetzt (Buchwert rund 78 Euro, Fair Value 55 Euro). Wir haben unsere Position durch Zukauf von 2.500 Aktien an der Heimatbörse Paris zu 27,3366 Euro auf 5.000 Aktien verdoppelt. Unser durchschnittlicher Einstandskurs steigt damit von 22,13 Euro auf 24,73 Euro. Der Anteil am Fondsvermögen steigt auf gut zwei Prozent.
Wie hoch ist die Barreserve?
Die jüngste Dividende von Micron Technology wurde unserem US-Dollar-Konto gutgeschrieben. Die Quartalsdividende beträgt 11,5 US-Cent pro Aktie. Vier Quartalsdividenden in dieser Höhe ergeben eine Gesamtausschüttung in diesem Jahr von 46 US-Cent pro Aktie. Das ist gemessen an unserem Einstand zu 63,33 USD nur eine Dividendenrendite von 0,7 Prozent. Die Auszahlungen der jüngsten Dividenden von Itochu und Nippon Sanso aus Japan (zusammen gut eine halbe Million Yen bzw. ca. 3.000 Euro) und von Lincoln National (2.237 US-Dollar) gehen unverändert seit dem Ex-Dividende-Tag als Forderung in der Anteilswertberechnung ein.
Unser US-Dollar-Kontoguthaben verzinste sich im Oktober mit 4,53 Prozent p.a., was in diesem Monat 26,96 USD Zinsen brachte. Das US-Dollar-Guthaben stieg leicht auf jetzt 6.964 USD. Die Zinsen für kanadische Dollar blieben im Oktober unverändert bei 3,53 Prozent p.a.. Allerdings haben wir unseren Einstieg bei Franco-Nevada von unserem CAD-Kontoguthaben bezahlt, so dass wir für den Oktober nur noch 462,57 CAD Zinsen erhalten haben. Die Zinsen für unser Kontoguthaben in britischen Pfund ist leicht gestiegen, von 4,42 auf 4,46 Prozent p.a.. Weil wir im Oktober aber nur 1.161 GBP auf dem Konto hielten, brachte das im Oktober nur 4,46 GBP Zinsen. Damit erhöhte sich der Kontostand auf 1.165 GBP. Für unser Bankguthaben in dänischen Kronen erhielten wir im Okober 773,86 DKK Zinsen, wodurch unser Kontoguthaben auf 351.822 DKK wuchs. Ähnlich hoch ist der Gegenwert unseres Guthabens in Schweizer Franken: Nach den Zinsen für Oktober in Höhe von 0,33 Prozent p.a. bzw. 11,90 CHF beträgt unser Bankguthaben 41.923 CHF. Der Gegenwert unserer Fremdwährungsguthaben zusammen beträgt zu aktuellen Wechselkursen noch 156.875 Euro, was 2,8 Prozent vom Fondsvermögen entspricht. Der Rückgang um rund einen Prozentpunkt erklärt sich mit dem Kauf der zweiten Tranche Franco-Nevada zulasten unseres Kanada-Dollar-Kontos.
Auf unser Euro-Bankguthaben haben wir bei 1,939 Prozent Zinsen p.a. für den Oktober 1.049,77 Euro Ertrag erhalten. Es beträgt aktuell 377.999 Euro, 6,8 Prozent vom Fondsvermögen. Die Anzahl der ausgegebenen Anteile verringerte sich um 1.767 auf 166.600.
Der Kurs der Bundesanleihe ist im Wochenvergleich nahezu unverändert, nur eine Basisstellen höher bei 99,37 Prozent. Der Wertzuwachs von 222 Euro im Wochenvergleich ist also auf die Stückzinsen für eine Woche zurückzuführen: 997.248 Euro. Unsere gesamte Barreserve aus Bankguthaben und Bundesanleihe ist in dieser Woche auf 1.532.123 Euro gesunken. Der Anteil am Fondsvermögen ist im Wochenvergleich von 28,1 auf 27,6 Prozent gesunken.
Aktuelle strategische und taktische Überlegungen
Mit Newmont und Franco-Nevada sind wir seit ein paar Monaten in zwei Gold-Aktien investiert. Beide Unternehmen gelten jeweils als Weltmarktführer, Newmont als Goldminenbetreiber und Franco-Nevada als Royalty, also Lizenzgeber für Goldminen. Es handelt sich also nicht um spekulative, kleinere Aktien, die in dieser Branche spezielles Know-How erfordern, sondern um Standardwerte, die sich auch ohne Geologie-Studium analysieren lassen. Die beiden Positionen haben einen aktuellen Gegenwert von gut 230.000 Euro bzw. 4,2 Prozent vom Fondsvermögen. Wir waren lange nicht in Gold-Aktien investiert, weil bei Goldminen der starke Kostenanstieg die Marge belastete, während sich der Goldpreis nicht dauerhaft über 2.000 Dollar pro Unze zu halten schien. Zudem hatten Privatanleger phasenweise euphorisch in Gold investiert und eine unrealistische Goldpreisrallye erwartet. Und Royalty-Unternehmen hatten gerade wegen der steigenden Kosten bei Goldminen einen sehr hohen Bewertungsaufschlag. In den vergangenen Monaten hat sich aber einiges verändert, so dass wir in je zwei Tranchen Newmont und Franco-Nevada gekauft haben.
Der jüngst veröffentlichte Bericht „Q3 2024 Gold Demand Trends“ des World Gold Council zeigt, dass die gesamte Goldnachfrage im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent auf 1.313 Tonnen im dritten Quartal gestiegen ist, was einen neuen Rekord darstellt. Die Gesamtnachfrage überstieg zum ersten Mal in der Geschichte die 100-Milliarden-Dollar-Grenze. Die weltweite Anlegernachfrage hat sich im Vergleich zum Vorjahr auf 364 Tonnen mehr als verdoppelt, was auf eine Verlagerung der Nachfrage nach börsengehandelten Goldfonds vor allem seitens westlicher Anleger zurückzuführen ist. Weltweit legten die börsengehandelten Goldfonds 95 Tonnen zu und verzeichneten damit das erste positive Quartal seit dem ersten Quartal 2022. Die Nachfrage nach Barren und Münzen ging um neun Prozent zurück, aber die Gesamtmenge für das laufende Jahr bleibt mit 859 Tonnen gegenüber dem Zehn-Jahres-Durchschnitt von 774 Tonnen hoch. Die Käufe der Zentralbanken verlangsamten sich im dritten Quartal, obwohl die Nachfrage mit 186 Tonnen weitgehend stabil blieb. Im bisherigen Jahresverlauf erreichte die Nachfrage der Zentralbank 694 Tonnen und entsprach damit der Nachfrage im gleichen Zeitraum des Jahres 2022. Der Goldpreis stieg im Laufe des Quartals weiter auf Rekordhöhen und erreichte einen Durchschnittswert von 2.474 US-Dollar pro Unze. Dies bremst die weltweite Nachfrage nach Goldschmuck. Die Goldkäufe der Schmuckhersteller gingen im Jahresvergleich mengenmäßig um zwölf Prozent zurück, wertmäßig stiegen sie jedoch um 13 Prozent. Dazu dürfte die Senkung der Einfuhrzölle auf Gold in Indien beigetragen haben. Und schließlich stieg die Gesamtnachfrage nach Gold aus der Technologiebranche im Jahresvergleich um sieben Prozent, gestützt durch das Wachstum des Elektroniksektors, zumal der KI-Boom die Nachfrage nach Gold von dieser Seite ankurbelt. Das Gesamtangebot an Gold stieg im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent, wobei die Minenproduktion um drei Prozent und das Recycling um elf Prozent zunahmen.
Ist der Goldpreisanstieg nur temporär, weil Unsicherheiten wie die US-Wahlen, der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und der Nahost-Konflikt das Krisenmetall Gold begünstigen?
Insbesondere bezüglich der künftigen US-Geldpolitik herrscht am Markt enorme Unsicherheit. Der rechtspopulistische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat angekündigt, dass er im Falle seines Wahlsieges dafür sorgen werde, dass der Chef der US-Notenbank Federal Reserve, Jerome Powell, keine weitere Amtszeit bekommen werde. Die restriktive Zinspolitik von Powell ist von Trump in den vergangenen Jahren immer wieder scharf kritisiert worden. Ein Angriff des Weißen Hauses auf die Unabhängigkeit der Notenbank dürfte das Verhältnis US-Dollar / Gold dauerhaft und massiv beeinflussen. Aber auch unter einer demokratischen Präsidentin dürften die US-Staatsausgaben so hoch bleiben, dass sie nur mit neuen Rekordschulden finanziert werden. „Beide Regierungen würden das Defizit bei einem Konjunkturabschwung unweigerlich vergrößern“, so ein Marktbeobachter. Gold bleibe als sicherer Hafen weiter ein attraktives Investment – egal wer das US-Präsidentschaftsamt ausüben wird. Auch dass sich die US-Aktienrallye mit Blick auf eine drohende Rezession vor dem Ende befinden könnte, spricht nach Ansicht von Experten für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends bei dem Edelmetall. Auch wenn eine Rezession verhindert werden könnte, dürften die Zinsen weiter sinken. Ein Umfeld niedrigerer Zinsen würde die Attraktivität von Gold wahrscheinlich steigern. Niedrigere Zinsen senken die Opportunitätskosten des Haltens von zinslosen Vermögenswerten wie Gold. Historisch gesehen hat sich Gold in Zeiten sinkender Zinsen gut entwickelt. Das globale Umfeld stütze Gold zudem zusätzlich, so auch Experten. Insbesondere könnte ein Wahlsieg von Donald Trump mit dessen Drohungen, die Zölle enorm zu erhöhen, dazu führen könnten, dass die Inflation in den USA wieder steigt. Zudem würden mehr Länder versuchen, ihre Geschäfte außerhalb des US-Dollarsystems abzuwickeln. Zusammenfassend kann man sagen: Leider gibt es zahlreiche Gründe anzunehmen, dass das Krisenmetall Gold gefragt bleibt.
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