Wochenkommentar KW 29/2024
Hier veröffentlichen wir wöchentlich den aktuellen Wochenkommentar sowie eine Aufstellung des aktuellen Aktien-Portfolios (Inventarliste). Diese Informationen sind nur für Mitglieder des ACC. Bitte geben Sie die Informationen und das Passwort nicht weiter. Vielen Dank. Bitte beachten Sie: Bei dieser Aufstellung handelt es sich um das Musterportfolio des ACC. Alle Angaben dienen nur der internen Mitgliederinformation und sind ohne Gewähr. Rechtsverbindlich sind nur der Fondsprospekt und die offiziellen Halbjahres- und Jahresberichte. Bei Anregungen und Feedback erreichen Sie uns gerne per email. Ihre Ansprechpartner sind: – Dirk Arning (arning@acc-invest.de) – Geschäftsführung, Ansprechpartner für börsenspezifische Informationen – Klaus J. Ueker (ueker@acc-invest.de) – Geschäftsführer, Ansprechpartner für Mitgliederverwaltung – Holger Fiegl (info@acc-invest.de) – Administration, Ansprechpartner für Webpage
Report über das Portfolio des Investmentclub Aktienfonds
Was ist diese Woche (KW29/2024) an den Börsen geschehen?
Mit dem Mordversuch am republikanischen Kandidaten Donald Trump vor laufenden Kameras dürften sich dessen Aussichten auf die nächste US-Präsidentschaft nochmals verbessert haben. Die Kapitalmärkte rechnen damit, dass seine protektionistische Politik gegen Importe und Migration tendenziell inflationserhöhend und den Welthandel belastend wirken wird. Große Technologie-Aktien schnitten schlechter ab, oft auf den Heimatmarkt konzentrierte US-Nebenwerte dagegen besser. Der Druck auf den amtierenden US-Präsidenten, wegen seines Alters nicht erneut zu kandidieren, nahm zu und trug zur Verunsicherung der Märkte bei. Vor dem Wochenende belastete zudem ein fehlerhaftes Software-Update des IT-Sicherheitsunternehmens Crowdstrike die Märkte, weil es weltweit zu Ausfällen von IT-Systemen kam. Der Nasdaq-100-Index verlor angesichts dieser Gemengelage auf Wochensicht -4,0 Prozent, womit das Plus im laufenden Jahr auf +16,0 Prozent sank. Der Dow Jones zeigte sich insgesamt stabil: +0,7 Prozent auf Wochensicht und +6,9 Prozent seit Jahresbeginn. Der Euro-STOXX-50 verlor dagegen -4,3 Prozent, womit seit Jahresbeginn +6,8 Prozent verbleiben, der DAX -3,1 Prozent. Sein Zuwachs im laufenden Jahr beträgt damit noch +8,5 Prozent.
Wie hat sich der Anteilswert des Investmentclubs / Investmentfonds entwickelt?
Der ACC Alpha select Anteilswert steht auf Basis der Kurse vom Donnerstag bei 34,47 Euro. Das ist gegenüber der Vorwoche ein Anstieg um 0,13 Euro bzw. +0,4 Prozent. Seit dem Jahreswechsel (Anteilswert 31,74 Euro) beträgt der aktuelle Netto-Gewinn (nach Kosten) +8,6 Prozent. Der Durchschnitt der globalen Aktienfonds steht seit Jahresbeginn jetzt bei +10,8 Prozent, der Durchschnitt der globalen flexiblen Mischfonds bei +6,4 Prozent. Unser Vorsprung gegenüber letzteren steigt im laufenden Jahr damit in dieser Woche deutlich von 1,6 auf 2,2 Prozentpunkte. Über drei Jahre (seit dem 18.07.2021) beträgt das Plus beim ACC Alpha select +12,3 Prozent, beim Durchschnitt der Aktienfonds +15,8 Prozent und beim Durchschnitt der flexiblen Mischfonds nur +3,7 Prozent (Quelle: Fondsweb.de). Von Morningstar wird der ACC Alpha select Fonds weiterhin in der Vergleichsgruppe „Mischfonds EUR aggressiv Global“ geführt. Der Wertzuwachs liege über drei Jahre in dieser Vergleichsgruppe nahe dem Durchschnitt, so Morningstar, bei einem – sogar gegenüber erklärten Mischfonds – unterdurchschnittlichen Risiko, was über diesen Zeitraum zu einer Bewertung mit 3 Sternen führt. Die Gesamtnote liegt weiterhin bei nur zwei Sternen. Seit dem Start der Anteilswertberechnung des Investmentclubs zum Jahreswechsel 1996/1997 (von D-Mark umgerechnet bei 6,17 Euro) hat sich der Anteilswert mehr als verfünffacht (+459 Prozent). (Alle Performanceangaben jeweils nach Kosten und nach Quellensteuerabzug. Die tatsächliche Rendite der Anleger ist bei einem Freistellungsauftrag also höher als hier angegeben.)
Welche positiven Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochengewinner)
Die in diesem und dem folgenden Abschnitt genannten Kursveränderungen beziehen sich jeweils auf die Woche bis einschließlich Freitag – gegenüber dem Freitag der Vorwoche.
Prozentual größter Gewinner sind natürlich die DAX-Put-Optionen. Nachdem sie in den Vorwochen mit DAX-Anstieg gelitten hatten, erholten sie sich in dieser Woche um +133,1 Prozent (auf XXXXXX Euro, durchschnittlicher Einstand 361,80 Euro).
Den größten Beitrag zum gegen den Trend steigenden Anteilswert lieferte in dieser Woche PORR: +3,6 Prozent (auf 14,22 Euro, Einstand 13,48 Euro). Der Baukonzern sollte vom hohen Investitionsbedarf in Europa, gerade im Hinblick auf die oft marode Infrastruktur, profitieren. Anfang des Monats hatte der österreichische Konzern mehrere Aufträge aus Polen erhalten.
Von allen Aktienpositionen in unserem Portfolio entwickelte sich in dieser Woche Sumitomo Forestry am besten: +13,0 Prozent (auf 6.374 Yen bzw. 36,60 Euro, Einstand 4.727 Yen bzw. 29,51 Euro). Schon in der Vorwoche gehörte der japanische Nebenwert zu den größten Gewinnern. Mit dem Anstieg in dieser Woche wurde der Kursrückgang sei Mai inzwischen nicht nur aufgeholt, es wurden auch neue Rekordhöhen erreicht, in Yen noch deutlicher als in Euro gerechnet. Damit wurde der übergeordnete Aufwärtstrend der Aktie bestätigt. Die Summe unserer Japan-Investments stieg in dieser Woche gegen den internationalen Trend auf einen Gegenwert von 772.480 Euro bzw. 13,0 Prozent vom Fondsvermögen
Beste deutsche Aktie ist Medios: +3,6 Prozent (auf 17,90 Euro, Einstand 16,85 Euro). Wie hier schon berichtet, ersetzt Medios Synlab im SDAX.
Welche negativen Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochenverlierer)
Wochenverlierer ist die Aktie des Speicherchipherstellers Micron Technology: -14,4 Prozent (auf 114,26 USD; Einstand 63,33 USD). Den raketenhaften Anstieg der Aktie hatten wir bekanntlich schon für zwei Teilverkäufe genutzt und zuletzt im Juni 300 Aktien bei 135,28 USD verkauft. Der Kursrückgang zum Wochenschluss erzeugt jetzt ein Take-Profit-Signal, so dass wir bei unserer Micron-Position Anfang der kommenden Woche nochmals Gewinne mitnehmen und 400 der verbliebenen 800 Aktien verkaufen. Die Speicherchip-Phantasie lässt sich aktuell viel günstiger mit Samsung Electronics investieren (GDRs diese Woche -3,5 Prozent auf 1.105 Euro, Einstand 899 Euro). Bekanntlich ist der südkoreanische Elektronikkonzern zwar kein reinrassiger Speicherchiphersteller, dafür wird aber der Gewinnbeitrag der Speicherchip-Sparte vom Markt immer wieder unterschätzt. Auf die steigende Nachfrage nach Speicherchips wird man wahrscheinlich sehr vorsichtig mit Kapazitätsausweitungen, aber umso lieber mit Preiserhöhungen reagieren.
Rio Tinto sanken um -6,9 Prozent (auf 58,52 Euro, Einstand 68,07 Euro). Der Produktionsausblick enttäuschte. Längerfristig dürfte Rio Tinto von der in dieser Woche vereinbarten Lithium-Förderung im serbischen Jadar-Tal profitieren. Nahe dem Ort Loznica soll eine der größten Reserven Europas für diesen weltweit knappen Rohstoff liegen, der unter anderem für die Elektroauto-Industrie wichtig ist. Rio Tinto hatte zur Vorbereitung bereits Immobilien vor Ort erworben. Nach Schätzungen von Rio Tinto könnte dieses Bergwerk jährlich 58.000 Tonnen Lithium produzieren. Dies decke den Bedarf von 1,1 Millionen Elektro-Fahrzeuge, was etwa 17 Prozent der europäischen Produktion entspreche.
Bei Dräger nutzten Investoren den Kursanstieg aus der Vorwoche für Verkäufe: -6,7 Prozent (auf 49,65 Euro, Einstand 49,09 Euro).
Welche Transaktionen gab es diese Woche?
Nach einer ganzen Reihe von Verkäufen in den vergangenen Wochen wechselten wir in dieser Woche auf die Käuferseite – und zwar aufgrund von Kaufsignalen bei drei Aktien, die wir seit längerem beobachten. In allen drei Fällen zeigt der Kursanstieg, dass die jeweilige Aktie „entdeckt“ wurde. Und in allen drei Fällen gehen wir davon aus, dass der Aktienkurs damit einen Aufwärtstrend begonnen hat, der in die Richtung früherer, höherer Kursniveaus führen sollte. Eine Neuaufnahme, eine Aufstockung und ein Rückkauf eines früher schon mal gehaltenen Titels:
Wir haben erstmals Charter Communications Aktien gekauft. Aufgrund eines Kaufsignals mit dem signifikanten Anstieg über 300 USD per Wochenschluss haben wir zu Wochenbeginn an der Nasdaq 200 Aktien zu 317,655 USD gekauft. Charter Communications Inc. ist einer der führenden Kabelnetzbetreiber in den Vereinigten Staaten. Das Unternehmen bietet Kabelfernsehen, Radio, Internetzugang, Ethernetservices (VPN auf Layer 3, Co-Location etc.) und Telefonanschlüsse an. Die operative Geschäftstätigkeit ist in Internet-, Video- und Telefondienste gegliedert. Das sorgt für einen recht stabilen Cashflow. Die Umsatzerlöse von gut 54 Mrd. Dollar pro Jahr bedeuten Einnahmen von 377 Dollar pro Aktie. Auch der Gewinn aus dem operativen Geschäft ist vergleichsweise stabil: Nach einem Rückgang um rund zwei Prozent von 2022 auf 2023 wächst der Gewinn wieder – und zwar mit einer geglätteten Wachstumsrate von gut 5 Prozent pro Jahr. Eine Bewertung mit dem Zehnfachen Nettogewinn erscheint sowohl konservativ als auch in der Projektion angemessen, womit sich der Profit Value der Aktie mit 328 USD bzw. 365 USD in der Projektion errechnet. Der Bottom Value errechnet sich konservativ mit 329 USD, also fast exakt dem Profit Value. Das ist nur eine überschaubare Unterbewertung, aber bei der Projektion hat der Fair Value das Potenzial, zumindest 450 USD zu erreichen. Tatsächlich kostete die Aktie noch im September und Oktober vergangenen Jahres 450 USD, im Spätsommer 2021 sogar über 800 USD, denn der Aktienkurs von Charter Communication hatte sich von 2018 bis 2021 verdreifacht – in der Spitze auf 825 USD, womit die Aktie klar überbewertet war. Auf die Euphorie folgte Ernüchterung: Bis April dieses Jahres fiel die Aktie auf rund 250 USD zurück, zeigt seit Mai eine Bodenbildung, die mit dem jetzigen Sprung über 300 USD erfolgreich abgeschlossen sein sollte.
Vergrößert haben wir unsere Newmont-Position. Nachdem die Quartalszahlen über den Markterwartungen gelegen hatten, dauerte es etwas, bis der Aktienkurs auch einen übergeordneten Trendwechsel zeigte. Wir waren bekanntlich nach den guten Quartalszahlen im Mai zu 40,14 USD eingestiegen. Die Anfangsposition umfasste 1.250 Aktien – auch, weil wir zu diesem Zeitpunkt wenig Barreserven hatten. Nachdem der Kurs sich im Juni ähnlich dem Goldpreis eher abwartend seitwärts bewegt hatte, sorgte im Juli verstärktes Interesse an Gold und an der Aktie für neue 12-Monats-Hochs. Es gab weitere klassische Kaufsignale, beispielsweise, dass der 100-Tage-Durchschnittskurs über den nach oben drehenden 200-Tage-Durchschnittskurs stieg. Wir haben die bislang kleine Aktienposition verdoppelt durch Zukauf weiterer 1.250 Aktien zu 47,53 USD. Unser durchschnittlicher Einstand steigt damit auf 43,84 USD. Sicherlich bleibt die Aktie stark von der Goldpreisentwicklung abhängig. Dabei ist ihr aber ein klar besseres Abschneiden als mit Gold selbst zuzutrauen. Die klassische Bewertung mit dem ProBot-Value-Modell liefert indes keine Indikation für eine Unterbewertung, was aber auch daran liegt, dass die vorherrschenden Analystenschätzungen einen niedrigeren als den aktuellen Goldpreis einkalkulieren.
Wieder ins Portfolio aufgenommen haben wir die Roche Genussscheine Vorzugsaktien. Wir haben 200 Roche GS an der SIX SWISS Börse in Zürich zu 256,808 CHF gekauft. Bekanntlich waren wir im Rahmen unseres Risikomanagements zu durchschnittlich 244,85 CHF ausgestiegen. Damals sah es nach einem Abwärtstrend für die eigentlich attraktive Aktie aus. Tatsächlich fiel der Kurs bis Anfang Mai auf nur 214 CHF. Eine Gegenbewegung gab es schon im Mai, aber auf übergeordneter Ebene verbesserte sich der charttechnische Eindruck erst in den zurückliegenden Wochen. Mit dem jüngsten Anstieg könnte ein zweieinhalbjähriger Abwärtstrend beendet sein. 2022 hatte die Aktie in der Spitze 400 CHF erreicht. In unserer Fair-Value-Kalkulation hat der Profit-Value das Potenzial von vorsichtig gerechneten 285 CHF auf über 320 CHF zu steigen. Unser Bottom Value leidet unter dem geringen auf einen Genußschein entfallenden Eigenkapital von rechnerisch knapp 50 CHF und dem für die Pharmabranche üblichen, auf den ersten Blick ungünstigen Kurs/Umsatzverhältnis. Pro Aktie betragen die Umsatzerlöse nur rund 80 CHF. Davon verbleiben aber 25 bis 30 Prozent als Reingewinn.
Wie hoch ist die Barreserve?
Unser US-Dollar-Guthaben reichte nicht, um sowohl den Einstieg bei Charter Communications als auch den Zukauf von Newmont zu finanzieren. Deshalb haben einen Teil zulasten unseres Euro-Guthabens gekauft. Unser Kontoguthaben in kanadischen Dollar ist durch die nächste Quartalsdividende von Martinrea International leicht gestiegen: Pro Aktie wurden für das zweite Quartal 0,05 CAD ausgeschüttet, also für unsere 10.000 Aktien 500 CAD. Hochgerechnet auf ein Jahr und im Verhältnis zu unserem Einstandskurs von 14,20 CAD entspricht dies einer Dividendenrendite von 1,4 Prozent. Vor allem aber durch den Teilverkauf von Fairfax Financial ist unser CAD-Guthaben auf knapp 162.800 CAD gestiegen, umgerechnet knapp 109.000 Euro. Zusammen mit den Guthaben in Schweizer Franken und britischen Pfund von jeweils umgerechnet gut 40.000 Euro halten wir aktuell Fremdwährungsguthaben in Höhe von 192.720 Euro. Weiterhin überwogen leichte Mittelzuflüsse (11 Anteile mehr ausgegeben als zurückgezahlt, jetzt 172.490 Anteile). Weil wir überwiegend die entsprechenden Währungskonten für die Aktienkäufe gneutzt haben, ist unser Euro-Bankguthaben nur durch einen kleinen Teil der Käufe in den USA belastet worden, als das Dollar-Guthaben nicht mehr ausreichte: Es ist leicht auf 711.304 Euro gesunken, von 12,5 auf jetzt 11,9 Prozent vom Fondsvermögen. Unsere Barreserve aus Bankguthaben in verschiedenen Währungen ist einschließlich dem Euro-Guthaben auf 904.024 Euro reduziert worden, der Anteil am Fondsvermögen von 16,6 auf jetzt 15,2 Prozent.
Aktuelle strategische und taktische Überlegungen
Im vorausgegangenen Wochenbericht wurde u.a. thematisiert, dass das Risikomanagement verhindert, dass „Depotleichen“ entstehen. Aber auch das positive Momentum eines Aktienkurses sollte eine Rolle spielen: Das meiste Kapital sollte stets dort eingesetzt werden, wo es für uns arbeitet, also in Aktien mit Aufwärtsmomentum. Ein Blick in unser Portfolio scheint in dieser Hinsicht Gegenbeispiele zu liefern: Bei den Aktienpositionen sticht NFON mit einem Buchverlust von rund 47 Prozent heraus. Und unter den zehn größten Positionen befindet sich PORR, die seit Jahren eher in seiner Seitwärts-Pendelbewegung steckt als durch einen übergeordneten Aufwärtstrend auffällt.
Sind das Ausnahmen, die die Regel bestätigen? Tatsächlich haben wir in den vergangenen 30 Jahren immer wieder diskutiert, ob, wann und in welchem Umfang Ausnahmen möglich sein sollen, weil sie im Einzelfall sinnvoll erscheinen. In den gut 30 Jahren unseres Investmentclubs finden sich zahlreiche Beispiele, in denen es rückblickend nicht zielführend war, solche Ausnahmen zu machen, aber etwa ebenso viele, in denen es gewinnbringend war.
Richtig und wichtig ist es, diese Ausnahmen als solche streng im Auge zu behalten, einer konsequenten Beschränkung zu unterwerfen und streng zu überwachen.
Die Ausnahmeregelung ist bei uns unter der Bezeichnung „Kindergarten-Regel“ bekannt. Normalerweise muss jede Aktie im Portfolio eine Unterbewertung aufweisen, gemessen am ProBot-Value-Modell, wenn nicht in der strengen „Gegenwarts-Bewertung“, dann zumindest in der sogenannten „Projektion“, die auf weiter in die Zukunft gerichteten Analystenschätzungen basiert. Allerdings gibt es Aktien, die durch dieses Raster fallen: Junge Unternehmen, die die Gewinnschwelle noch nicht erreicht haben, und Turn-Around-Kandidaten, die nach Verlustjahren wieder in die Gewinnzone zurückkehren. Es ist offensichtlich, dass solche Investments spekulativer sind. Deshalb haben wir uns selbst auferlegt, nach der „Kindergarten-Regel“ maximal fünf solcher Aktienposition im Portfolio zu halten und deren Gewicht auf jeweils nur „rund ein Prozent“ vom Fondsvermögen zu beschränken. („Rund ein Prozent“ bedeutet eine Bandbreite von 0,5 bis 1,5 Prozent.) Bei diesen Aktien soll die sonst übliche Stoploss-Absicherung nur fallweise erfolgen. Hintergrund dieser Regel ist der Umstand, dass es sich häufiger um weniger liquide, aber volatilere Aktien handelt, die aufgrund einer fundamentalen Überzeugung gekauft wurden. Aktuell sind zwei Aktien über die „Kindergarten-Regel“ in unserem Portfolio: Formycon und NFON. Erstere mit Erfolg (Buchgewinn aktuell +23 Prozent), letztere bislang mit (Buch-) Verlust (aktuell -48 Prozent). Beide Aktien sind nach Einschätzung der Analysten, die sich im Detail mit den Unternehmen beschäftigen, mehr wert. Aber beide Aktien zeigen mit ihrer wechselhaften Kursentwicklung auch, dass es sich um spekulativere Titel handelt. Soll die ACC Strategie das zulassen? Als Investmentclub haben wir den Kompromiss beschlossen, solche Investments nicht gänzlich auszuschließen, aber auf einen kleinen Teil des Fondsvermögens zu beschränken.
Ebenfalls ständig auf den Prüfstand gehören größere Aktienpositionen, die zwar nach unserem Bewertungsmodell klar unterbewertet sind, aber kein mittelfristiges Aufwärtsmomentum zeigen. Dafür mag PORR aus dem aktuellen Portfolio ein Beispiel sein. Rückblickend lässt sich feststellen, dass sich diese Aktie nicht so entwickelt hat wie von uns erhofft. Zum Zeitpunkt unseres Einstiegs hatte die Aktie aber einen starken Kursrückgang hinter sich (von fast 40 Euro kommend) und das Management stellte die Weichen auf mehr Profitabilität. Hier gilt es immer wieder zu überprüfen, ob die klare Unterbewertung fortbesteht. Ein Börsenwert von nicht viel mehr als einer halben Milliarde Euro für das Zwölffache an jährlichen Umsatzerlösen spricht ebenso dafür wie ein KGV von nur 6 und eine Dividendenrendite von über 6 Prozent. Dem steht immer noch eine nicht nachhaltig verbesserte Profitabilität und eine hohe Verschuldung, davon viel über Nachranganleihen, gegenüber. Neben der fundamentalen Beobachtung solcher Aktien, greift hier aber notfalls unser Risikomanagement, denn für große Aktienpositionen gelten ausnahmslos Stoploss. Im Fall von PORR galt ab November 2022 ein strategischer Stoploss von 8,90 Euro, der im April dieses Jahres auf 10,40 Euro nachgezogen wurde. Zudem beachten wir einen recht engen taktischen Stoploss, der von 10,40 auf 12,20 Euro nachgezogen wurde. Stark „gegen uns laufen“ kann die Aktie also nicht. Und in dieser Woche gehörte sie zu unseren besten Positionen.
Letztendlich gilt auch hier. „Das Bessere ist der Feind des Guten.“ Wenn wir deutlich unterbewertete Aktien mit beginnendem Aufwärtsmomentum finden, werden solche Investments verstärkt, notfalls zulasten solcher Aktien, die unsere Geduld strapazieren. Umgekehrt muss man feststellen, dass gerade Investments in unterbewertete Aktien oft auch Geduld erfordern.
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