Wochenkommentar KW 28/2023
Hier veröffentlichen wir wöchentlich den aktuellen Wochenkommentar sowie eine Aufstellung des aktuellen Aktien-Portfolios (Inventarliste). Diese Informationen sind nur für Mitglieder des ACC. Bitte geben Sie die Informationen und das Passwort nicht weiter. Vielen Dank. Bitte beachten Sie: Bei dieser Aufstellung handelt es sich um das Musterportfolio des ACC. Alle Angaben dienen nur der internen Mitgliederinformation und sind ohne Gewähr. Rechtsverbindlich sind nur der Fondsprospekt und die offiziellen Halbjahres- und Jahresberichte. Bei Anregungen und Feedback erreichen Sie uns gerne per email. Ihre Ansprechpartner sind: – Dirk Arning (arning@acc-invest.de) – Geschäftsführung, Ansprechpartner für börsenspezifische Informationen – Klaus J. Ueker (ueker@acc-invest.de) – Geschäftsführer, Ansprechpartner für Mitgliederverwaltung – Holger Fiegl (info@acc-invest.de) – Administration, Ansprechpartner für Webpage
Report über das Portfolio des Investmentclub Aktienfonds
Was ist diese Woche (KW28/2023) an den Börsen geschehen?
Trotz schwacher Wirtschaftsdaten aus China stemmten sich die Aktienmärkte nach dem verlustreichen Auftakt in die zweite Jahreshälfte gegen weitere Kursverluste. Stützen konnte sich die Kurserholung auf den überraschend starken Rückgang der Inflation. Robuste Konjunkturdaten sprechen zwar für eine Chance der USA, an einer Rezession vorbeizukommen. Andererseits könnte das Ende der Leitzinserhöhungen dann noch auf sich warten lassen. Der Nasdaq 100 Index konnte mit einem Wochenplus von +3,4 Prozent ein neues Jahreshoch erreichen, steht aber trotz eines Anstiegs um +42,3 Prozent seit Jahresbeginn noch 7,1 unter seinem Rekord aus dem Jahr 2021. Der Dow Jones verzeichnet auf Wochensicht ein Plus von +2,0 Prozent und steht seit Jahresbeginn jetzt +4,1 Prozent im Plus. Der Euro-STOXX-50 holte in der zweiten Woche des zweiten Halbjahres den Vorwochenverlust von -3,7 Prozent auf: +3,9 Prozent, und steht damit seit Jahresbeginn +16,0 Prozent im Plus. Der DAX schaffte es nicht ganz, den Vorwochenverlust von -3,4 Prozent aufzuholen: +3,2 Prozent. Damit steht der DAX jetzt +15,7 Prozent höher als bei Jahresbeginn.
Wie hat sich der Anteilswert des Investmentclubs / Investmentfonds entwickelt?
Der ACC Alpha select Anteilswert wurde zuletzt mit 30,68 Euro ermittelt. Das entspricht im Wochenvergleich einem Anstieg um 9 Cent bzw. +0,3 Prozent. Der Anstieg des Anteilswertes seit Jahresbeginn beträgt jetzt +4,0 Prozent. Der Durchschnitt der weltweit anlegenden Aktienfonds profitierte im seit Jahresbeginn stärker von der Erholungsrallye der Tech-Aktien (vgl. Nasdaq-100 oben) und kommt auf +9,25 Prozent. Über rollierende 12 Monate, also seit dem 13. Juli 2022, ist unser Anteilswert um +2,4 Prozent gestiegen, während der Durchschnitt der globalen Aktienfonds über diesem Zeitraum ein Plus von +5,6 Prozent ausweist. Über rollierende drei Jahre, also seit dem 13. Juli 2020, haben wir dagegen weiterhin einen Vorsprung: Unser Anteilswert ist um +28,9 Prozent gestiegen, während der Durchschnitt der global anlegenden Aktienfonds nur um +24,0 Prozent gestiegen ist. Somit ist unser Vorsprung über drei Jahre von 5,6 auf jetzt 4,9 Prozentpunkte gesunken. Er reicht aber, um in der Morningstar-Vergleichsgruppe weiterhin zu den besten zehn Prozent zu gehören und über diesen Zeitraum die Bestnote von fünf Sternen zu erhalten. (Die Gesamtnote liegt bei zwei Sternen.) Seit dem Start der Anteilswertberechnung des Investmentclubs zum Jahreswechsel 1996/1997 (von D-Mark umgerechnet bei 6,17 Euro) hat sich der Anteilswert verfünffacht (+397 Prozent). (Alle Performanceangaben jeweils nach Kosten und nach Quellensteuerabzug). Um ein neues Allzeit-Hoch (32,70 Euro) zu erreichen, muss unser Anteilswert jetzt noch 6,6 Prozent steigen.
Welche positiven Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochengewinner)
Von unseren größeren Aktienpositionen erholten sich TRATON und Bayer überdurchschnittlich: Der TRATON-Aktienkurs gewann +5,3 Prozent (auf 19,34 Euro, Einstand 19,12 Euro). Die Gefahr eines Abwärtstrends, die in der Vorwoche entstanden war, ist damit zunächst mal wieder kleiner geworden.
Bayer profitierte von der in der Vorwoche wieder aufgekommenen Aufspaltungs-Phantasie. Die Aktie führte zum Wochenauftakt die Erholung des DAX an. Zum Wochenende bremste aber eine Analyse von HSBC den Kursanstieg. Gegen Bayer spreche die schwache klinische Produktentwicklung, die hohe Verschuldung, rechtliche Risiken sowie „wiederkehrende Sondereffekte“. Diese Gemengelage trübe die Aussicht auf eine Rückkehr zu Wachstum ein. HSBC stufte Bayer deshalb mit „Reduzieren“ ein. Auf Wochensicht verblieben noch +3,2 Prozent (auf 50,31 Euro, Einstand 58,13 Euro).
Bei unseren mittelgroßen Positionen erholten sich KION und Heidelberg Materials überdurchschnittlich, nachdem sie in der Vorwoche auch überdurchschnittlich verloren hatten: KION stiegen um +7,5 Prozent (auf 35,46 Euro, Einstand 25,94 Euro).
Heidelberg Materials gewannen +5,8 Prozent (auf 72,04 Euro, Einstand 41,02 Euro). Die in der Vorwoche bei Gewinnmitnahmen angeführten Sorgen über die Schwäche der Bauwirtschaft traten offenbar in den Hintergrund.
Auch Biofrontera erholten sich vom Vorwochenverlust: +10,6 Prozent (auf 0,856 Euro, Einstand 2,40 Euro) ohne neue Unternehmensnachrichten.
Erfreulich sind auch die Kursgewinne bei Fresenius: Mit einem Plus von +6,0 Prozent (auf 26,11 Euro, Einstand 26,67 Euro) verbessert sich der markttechnische Eindruck, weil der Kurs über alle relevanten gleitenden Durchschnittslinien steigt. Offenbar werden auch kleine Fortschritte beim Umbau des Gesundheitskonzerns gewürdigt: Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung in Frankfurt stimmten die Aktionäre der Dialysetochter FMC der Umwandlung von einer Kommandit- in eine Aktiengesellschaft zu. Der Beschluss war nahezu einstimmig gefallen. Die Änderung der Rechtsform ermöglicht es, dass Fresenius FMC künftig nur noch entsprechend seines Anteils von rund einem Drittel als Finanzbeteiligung ausweist. Bisher war FMC vollständig berücksichtigt worden. Dies hatte sich in der Vergangenheit als Bürde für Fresenius erwiesen, da FMC mit zahlreichen Problemen kämpft und durch Gewinnwarnungen auch die Mutter belastete.
Welche negativen Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochenverlierer)
Nachdem Gerresheimer im schwachen Umfeld der Vorwoche relative Stärke gezeigt hatten (gegen den Trend +4,7 Prozent), verlor die Akte in dieser Woche -1,1 Prozent (auf 106,70 Euro, Einstand 72,12 Euro). Damit droht im Bereich der kürzlich erreichten Allzeithochs bei 110 bis 113 Euro ein Widerstand zu entstehen, der nach der Kursverdoppelung seit Oktober vergangenen Jahres eine überfällige Konsolidierung auslösen könnte. Wir würden festere Gerresheimer-Kurse deshalb für erste „scheibchenweise“ Gewinnmitnahmen nutzen.
Bei den japanischen Aktien gab es in dieser Woche Kursverluste: Hauptgrund dafür ist die starke Erholung des japanischen Yen seit Mitte des Jahres: Nachdem der Yen im ersten Halbjahr wegen seines wachsenden Zinsnachteils gegen den US-Dollar um 10,1 Prozent (auf 144 Yen/Dollar) gefallen war, gab es in den vergangenen zwei Wochen eine Yen-Erholung von gut dreieinhalb Prozent (auf 138 Yen/Dollar). Eine anhaltende Yen-Stärke würde die Gewinne der japanischen Exportwirtschaft belasten. Nippon Sanso verloren auf Wochensicht -3,0 Prozent (auf 19,10 Euro bzw. 2.986 Yen, durchschnittlicher Einstand 2.681 Yen bzw. 18,31 Euro). Itochu Corp verloren -2,7 Prozent (auf 35,06 Euro bzw. 5.465 Yen, Einstand 4.157 Yen bzw. 28,64 Euro) und Toyota Motor -4,1 Prozent (auf 14,066 Euro, Einstand 10,00 Euro). Einschließlich unseres Fonds für japanische Nebenwerte, der sich natürlich wegen geringerer Exportabhängigkeit besser hielt, entfallen jetzt gut 600.000 Euro bzw. 10,8 Prozent des Fondsvermögens auf japanische Aktien.
Prozentual größte Verliereraktie in dieser Woche in unserem Portfolio ist AT&T: -7,1 Prozent (auf 14,50 USD; Einstand 23,29 USD, allerdings vor dem Spin-Off Warner Brothers Discovery). Wir hatten diese Position wegen der schlechten Trendindikation schon auf unter 0,8 Prozent verringert. Jetzt fielen AT&T auf das tiefste Niveau seit fast drei Jahrzehnten. Grund für die jüngste Kursschwäche sind Sorgen vor hohen Kosten, die dem Telefonriesen drohen, wenn er Verunreinigungen durch bleiverkleidete Kabel in Teilen seines landesweiten Netzes beseitigen müsste.
Nachdem der DAX-Put in der Vorwoche seinen Wert verdoppelt hatte, halbierte er sich in dieser Woche wieder (-49,2 Prozent auf 274 Euro, Einstand 340 Euro). Bei einem DAX-Stand über 16.000 hat der Put keinen inneren Wert. Weil ein weiterer Schwächeanfall des Aktienmarktes gut möglich ist, halten wir die Position bis auf weiteres, würden sie aber bei Eintreten des „Versicherungsfalles“ auch realisieren. Eine entsprechend limitierte Order wurde bereits an der Terminbörse EUREX platziert.
Welche Transaktionen gab es diese Woche?
Wir haben in dieser Woche keine Veränderungen an der Zusammensetzung unseres Portfolios veranlasst. Neben Gerresheimer würden wir auch bei Knaus Tabbert nach den hohen Kursgewinnen antizyklische Gewinnmitnahmen beginnen. Entsprechende limitierte Verkaufsorder wurden erteilt.
Wie hoch ist die Barreserve?
Der Euro-Gegenwert unserer unveränderten Fremdwährungsguthaben (221.402 USD, 55.385 CAD und 103.530 GBP) ist im Wochenvergleich um 1,7 Prozent gesunken auf 356.797 Euro, weil der Euro seit der EZB-Leizinserhöhung Mitte Juni tendenziell aufwertet. Der Anteil am Fondsvermögen beträgt weiterhin 6,4 Prozent gestiegen.
Das Euro-Bankguthaben des Fonds ist durch eine weitere Auszahlung von Anteilen auf 353.386 Euro gesunken. Dies macht jetzt 6,3 Prozent vom Fondsvermögen aus (nach 8,3 Prozent in der Vorwoche). Unser insgesamt auf Bankkonten gehaltenes Vermögen (Barreserve) ist auf 710.183 Euro gesunken, was 12,7 Prozent vom Fondsvermögen ausmacht (nach 14,7 Prozent vor einer Woche).
Aktuelle strategische und taktische Überlegungen
Die starke Erholung der Aktienmärkte in dieser zweiten Woche des Halbjahres ist bemerkenswert. Mit den Kursverlusten der Vorwoche schienen die Börsen auf eine Reihe von Belastungsfaktoren zu reagieren, die das zweite Halbjahr, zumindest aber die Sommermonate prägen dürften: Die Rahmenbedingungen für das weltweite Wachstum bleiben schlecht. Unsere „Weltkonjunkturampel“ steht auf rot. Unter anderem ist der globale Einkaufsmanager-Index jüngst unter den Schwellenwert von 50 gerutscht. Und auch unsere „Börsenampel“ zum Umfeld für Aktieninvestments steht auf rot. Die mit Zeitverzögerung wirkende Bremspolitik der Notenbanken, wegfallende fiskalische Unterstützung, der Abbau der Überschuss-Ersparnisse aus Corona-Programmen und damit realer Kaufkraftverlust der Konsumenten müssten die weitere wirtschaftliche Entwicklung belasten. Schwache Produktionsdaten, die Ankündigung weiterer Zinserhöhungen durch die Notenbanken, eine im historischen Vergleich auffallend inverse Zinsstrukturkurve, sich weiter verschlechternde Finanzierungsbedingungen und der größte Liquiditätsentzug der Geschichte sprechen gegen die Erwartung steigender Aktienkurse. Es bleibt bemerkenswert, dass all diese Belastungsfaktoren zuletzt wieder beiseitegeschoben wurden. Dass S&P-500 und Nasdaq wieder besser performen konnten als die europäischen Aktienmärkte, liegt aber nur an wenigen großen US-Tech-Aktien. Hier spielt auch die Euphorie um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) eine große Rolle, weil die meisten Anleger doch die KI-Nutznießer vor allem bei den großen US-Tech-Konzernen sehen. Der Anstieg des S&P-500 wurde fast ausschließlich von diesen wenigen Aktien getragen. In der Breite aller 500 Aktien wäre der Index nur um magere 4 Prozent gestiegen. Die Konzentration auf einige wenige „Super-Aktien“ ist in der Börsengeschichte noch nie auf Dauer gutgegangen. Hier galt immer „what goes up, must come down“: Entweder die „Über-Investiertheit“ in den wenigen Aktien entlädt sich in einem Crash oder in einem allmählichen Abstieg der Favoriten. Letzteres würde verträglicher über die Bühne gehen – und hat im Grunde schon begonnen: Ursprünglich stand das „N“ im Kürzel FANG für Netflix. Inzwischen wird die Aktie nicht mehr zu den „fabolous five“ oder „glorious seven“ gezählt. Walt Disney musste gerade dieser Tage einräumen, dass das Streaming-Geschäft hochdefizitär ist. Wenn die Marktkapitalisierung einer Aktie von ein, zwei oder drei Billionen Dollar auf ein paar Hundert Milliarden kollabiert, will man nicht dabei sein.
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