Wochenkommentar KW 12/2023
Hier veröffentlichen wir wöchentlich den aktuellen Wochenkommentar sowie eine Aufstellung des aktuellen Aktien-Portfolios (Inventarliste). Diese Informationen sind nur für Mitglieder des ACC. Bitte geben Sie die Informationen und das Passwort nicht weiter. Vielen Dank. Bitte beachten Sie: Bei dieser Aufstellung handelt es sich um das Musterportfolio des ACC. Alle Angaben dienen nur der internen Mitgliederinformation und sind ohne Gewähr. Rechtsverbindlich sind nur der Fondsprospekt und die offiziellen Halbjahres- und Jahresberichte. Bei Anregungen und Feedback erreichen Sie uns gerne per email. Ihre Ansprechpartner sind: – Dirk Arning (arning@acc-invest.de) – Geschäftsführung, Ansprechpartner für börsenspezifische Informationen – Klaus J. Ueker (ueker@acc-invest.de) – Geschäftsführer, Ansprechpartner für Mitgliederverwaltung – Holger Fiegl (info@acc-invest.de) – Administration, Ansprechpartner für Webpage
Report über das Portfolio des Investmentclub Aktienfonds
Was ist diese Woche (KW12/2023) an den Börsen geschehen?
Die Bankenkrise war das beherrschende Thema an den Börsen und führte zu weiteren Kursverlusten bei Bank-Aktien. Mit der Not-Übernahme der schweizerischen Großbank Credit Suisse durch den Konkurrenten UBS forderte die Krise in Europa ein prominentes Opfer. Die Notenbanken der USA, Großbritanniens und der Schweiz erhöhten dennoch im Kampf gegen die Inflation ihre Leitzinsen weiter und betonten die Beherrschbarkeit der Krise. Die Erwartung, dass sich das Tempo und Ausmaß weiterer Leitzinserhöhungen in diesem Jahr mit Rücksicht auf das angeschlagene Finanzsystem verringern dürften, trug in der Breite der Aktienmärkte zur Stabilisierung bei. So gewann der Nasdaq-100-Index auf Wochensicht 2,0 Prozent und vergrößerte seine Kurserholung seit Jahresbeginn auf 16,7 Prozent. Der Dow Jones stieg in dieser Woche um 1,2 Prozent, liegt damit aber im laufenden Jahr noch 2,7 Prozent in der Verlustzone. Der Euro-STOXX-50 erholte sich auf Wochensicht um 1,6 Prozent, womit das Plus im laufenden Jahr wieder auf 8,9 Prozent steigt. Der DAX schaffte in der Woche ein Plus von 1,3 Prozent, womit der Anstieg im laufenden Jahr jetzt 7,4 Prozent beträgt.
Wie hat sich der Anteilswert des Investmentclubs / Investmentfonds entwickelt?
Der ACC Alpha select Anteilswert wurde zuletzt auf Basis der Schlusskurse vom Donnerstag mit 30,07 Euro ermittelt. Im Wochenvergleich ist das ein kleiner Rückgang um 0,11 Euro bzw. -0,36 Prozent. (Darin sind wie üblich die Kursveränderungen vom Freitag noch nicht enthalten.) Die Underperformance in dieser Woche liegt vor allem daran, dass zinsempfindliche (aber teure) Wachstumsaktien stärker von der Hoffnung auf weniger Zinserhöhungen profitierten, während die bei uns höher gewichteten (unterbewerteten) konjunkturabhängigen Aktien unter vergrößerten Konjunktursorgen litten. Der Anstieg des Anteilswertes seit Beginn dieses Jahres beträgt jetzt +1,9 Prozent. Damit liegen wir knapp über dem Durchschnitt der weltweit anlegenden Aktienfonds, der laut Fondsweb.de auf +1,86 Prozent zurückgefallen ist. Über rollierende 12 Monate, also seit dem 23. März 2022, ist unser Anteilswert um -1,9 Prozent gesunken, während der Durchschnitt der globalen Aktienfonds in diesem Zeitraum -9,8 Prozent verloren hat. Unser Vorsprung über 12 Monate ist damit weitergewachsen, nämlich von 7,0 auf jetzt 7,9 Prozentpunkte. Über rollierende drei Jahre, also seit dem 23. März 2020 liegt unser Plus mit +56,9 Prozent jetzt klar über dem Durchschnitt der global anlegenden Aktienfonds von +51,7 Prozent. Über drei Jahre sind wir also jetzt 5,2 Prozentpunkte besser als der Durchschnitt der Aktienfonds. Der 3-Jahres-Zeitraum entspricht jetzt der Zeitspanne seit dem Corona-Crash-Tief. Seit dem Start der Anteilswertberechnung des Investmentclubs zum Jahreswechsel 1996/1997 (von D-Mark umgerechnet bei 6,17 Euro) hat sich der Anteilswert knapp verfünffacht (+387 Prozent). (Alle Performanceangaben jeweils nach Kosten und nach Quellensteuerabzug). Um ein neues Allzeit-Hoch (32,70 Euro) zu erreichen, muss unser Anteilswert jetzt noch 8,7 Prozent steigen.
Welche positiven Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochengewinner)
Von unseren Top-10-Aktienpositionen konnten sich in dieser Woche vor allem Gerresheimer und KION sehr gut entwickeln: Gerresheimer gewannen 6,6 Prozent (auf 92,70 Euro, Einstand 72,12 Euro) und bestätigten mit einem neuen Jahreshoch den Aufwärtstrend. Der bei JP Morgan zuständige Analyst sieht einen „starken Jahresstart“ des Herstellers von Spezialverpackungen. Bei der aktuell wenig ambitionierten Bewertung sieht er eine attraktive Chance, auf das Thema „GLP-1“ zu setzen. Die noch recht jungen GLP-1-basierten Diabetes-Behandlungen gelten als wichtige Entwicklung mit hohem Wachstumspotenzial. Bei den betroffenen Diabetes-2-Patienten funktioniert ein bestimmtes körpereigenes Hormon nur unzureichend – es wird daher nachgeahmt, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Gerresheimer liefert die Insulin-Pens für diese Behandlung an die Branchengrößen Novo Nordisk und Eli Lilly. Gerresheimer wird seine Zahlen zum ersten Geschäftsquartal Anfang April vorlegen, was der Aktie weiteren Auftrieb geben könnte.
Nach zwei Wochen mit fundamental nicht gerechtfertigten Kursverlusten erholte sich Vorwochenverlierer KION jetzt entsprechend deutlich: +11,4 Prozent (auf 32,16 Euro, Einstand 25,94 Euro). Vom Insider-Kauf durch Vorstandsmitglied Hasan Dandasgly hatten wir an dieser Stelle berichtet. Nun gab es auch eine Kaufempfehlung durch die Deutsche Bank. Der zuständige Analyst wies die Anleger auf die historisch niedrige Bewertung der Kion-Papiere hin – während die Branche an einem Höhepunkt angelangt sei. Bilanzsorgen hält der Experte für übertrieben und das operative Ergebnisziel für zu pessimistisch. Der Auftragsbestand im Bereich Industrial Trucks & Services (IT&S) sei so hoch, dass er selbst bei einem Nachfragerückgang um ein Drittel im laufenden Jahr in 2024 noch Umsatzwachstum beschere. Die langfristigen Aussichten seien ohnehin „attraktiv wie immer“. Unterdessen wird die aus der Einladung zur Hauptversammlung am 17. Mai ersichtliche Neubesetzung des Aufsichtsrates offenbar auch nicht negativ bewertet.
Micron Technologies profitierten von der guten Anlegerstimmung im Bereich der Technologie-Werte: +7,9 Prozent (auf 61,16 USD, Einstand 61,235 USD).
Bewegung kam in die Dr.Hönle Aktie: +4,2 Prozent (auf 18,68 Euro, Einstand 18,48 Euro). Nach starken Kursgewinnen von Mitte Oktober bis Mitte Januar durchlief der Kurs bislang eine Konsolidierung mit einer Seitwärts-Orientierung um 18 Euro herum. Schon im Bereich 19 bis 20 Euro könnte der Anstieg über die gleitenden 100- und 200-Tage-Durchschnittslinien eine Wiederaufnahme des Aufwärtstrends signalisieren, der endgültig bestätigt würde, wenn die Kurshochs vom vergangenen Sommer bei gut 25 Euro überwunden werden könnten. Wir prüfen hier eine Herabsetzung unserer StopBuy-Marke zur Aufstockung der bislang kleinen Position.
Welche negativen Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochenverlierer)
Die größten Kursverlierer dieser Woche sind natürlich unsere beiden Bank-Aktien – auch wenn es keine Hinweise gibt, dass sie von der Bankenkrise direkt betroffen wären.
Deutsche Pfandbriefbank (ppb) werden im Neugeschäft sicherlich unter dem Zinsanstieg leiden, weil die Zahl der neuen Immobilienfinanzierungen sinkt. Erlöse und Gewinn werden in diesem Jahr unter dem Vorjahresniveau liegen. Und auch 2024 wird hinter den sehr guten Jahren 2021 und 2022 zurückbleiben. Eine Prognose für 2025 und später ist schwierig. Ein Gewinnrückgang in diesem Jahr (auf weniger als 1 Euro pro Aktie EPS) dürfte eigepreist sein. Der Kursverlust in dieser Woche (-13,2 Prozent auf 7,685 Euro, Einstand 8,12 Euro) erscheint deshalb übertrieben – zumindest langfristig, denn das Eigenkapital liegt beim Dreifachen des Aktienkurses. Allerdings dürften die zu erwartenden Nachrichten der nächsten Monate (geringere Erlöse, weniger Neugeschäft, sinkender Gewinn, Dividendenkürzung) kaum positive Impulse bieten.
Deutsche Bank verloren auf Wochensicht -8,5 Prozent (auf 8,54 Euro, Einstand 8,54 Euro). Als die Ängste um die Bankenkrise grassierten, markierte der Aktienkurs im Verlauf der Xetra-Handelssitzung am Freitag das Intra-Day-Tief bei 7,945 Euro. Zwischen 11 und 14 Uhr drückten große Verkäufe den Kurs mehrfach knapp unter 8,00 Euro, wo es aber ausreichend Käufer gab. Dies bestätigt unsere Vermutung, dass knapp unter 8 Euro eine starke Unterstützung für den Aktienkurs liegt.
Optisch gehört auch British American Tobacco (BAT) zu den Wochenverlierern (-2,6 Prozent auf 28,72 GBP, Einstand 29,62 GBP). Dabei ist allerdings der hohe Dividendenabschlag von über 7 Prozent zu berücksichtigen. BAT, Eigentümer der Zigarettenmarken Pall Mall und Lucky Strike, meldete im vergangenen Jahr höhere Umsätze und Betriebsgewinne als Philip Morris, liegt im Börsenwert aber weit darunter. Die Marktkapitalisierung von Philip Morris liegt um mehr als 80 Prozent höher. Gründe dafür dürften im Produktportfolio liegen (dazu unten mehr), aber möglicherweise auch ein Abschlag als „britisches“ Unternehmen gegenüber einem US-Konzern. Deshalb kam jüngst aus dem Aktionärskreis die Idee einer Sitzverlegung in die USA auf. BAT mit Hauptsitz in London ist ein zunehmend US-zentriertes Unternehmen. Der Umsatzanteil des größten Einzelmarktes stieg von 21,3 Prozent im Jahr 2017 auf 45,7 Prozent im vergangenen Jahr. Das Segment Europa und Nordafrika des Unternehmens, zu dem auch Großbritannien gehört, machte nur noch 22,9 Prozent aus, gegenüber 31,2 Prozent vor fünf Jahren. Philip Morris indes wird zwar in den USA gehandelt, sein Geschäft findet jedoch außerhalb der USA statt. Das Unternehmen trennte sich 2008 von der ehemaligen Muttergesellschaft Altria Group Inc., die die US-Aktivitäten behielt. Auf Basis von Gewinnmultiplikatoren wird BAT eher wie die Altria-Aktie bewertet. Altria hat in den vergangenen Jahren unter seiner katastrophalen Investition in Juul Labs gelitten. Die 12,8 Milliarden US-Dollar, die sich Altria den Einstieg vor fünf Jahren hat kosten lassen, mussten inzwischen abgeschrieben werden. Dem Hersteller elektronischer Zigaretten Juul wurde vorgeworfen, auf minderjährige Benutzer abzuzielen. Altria veräußerte seine Beteiligung an Juul jetzt – mit oben genanntem Verlust. Philip Morris (PM) war unterdessen schneller bei der Entwicklung potenziell weniger schädlicher Alternativen zu Zigaretten. PM ist in diesem Segment führend, vor allem durch sein IQOS-Gerät, das Tabak erhitzt und nicht verbrennt. PM konnte beispielsweise in Japan viele Kunden dafür gewinnen. Im vergangenen Jahr erwarb Philip Morris den Nikotinbeutelhersteller Swedish Match AB für etwa 16 Milliarden US-Dollar. Und im vergangenen Herbst hat PM einen Vertrag mit Altria abgeschlossen, um IQOS in den USA zu vertreiben. Der rauchfreie Nettoumsatz machte im vergangenen Jahr bei Philip Morris ein Drittel des Gesamtumsatzes aus, und das Unternehmen strebt bis 2025 einen Anteil von mehr als 50 Prozent an. Bei BAT betrug der entsprechende Anteil im Jahr 2022 erst 15 Prozent. Aber BAT wächst mit Produkten wie Vuse-Elektrozigaretten, Glo-„Heat not Burn“-Produkten und Velo-Nikotinbeuteln in diese Richtung. Eine Umsatz- und Gewinneinbuße droht allerdings bei Mentholzigaretten. Die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) strebt ein Verbot von Mentholzigaretten an. Diese machen etwa 35 Prozent der US-Einnahmen von BAT und knapp 17 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Da Philip Morris in den USA keine Zigaretten verkauft, ist es durch ein drohendes Verbot nicht gefährdet. Dies dürfte den Bewertungsabschlag zwischen BAT und PM ein Stück weit begründen.
Welche Transaktionen gab es diese Woche?
Auch in dieser Woche haben wir noch keine Veränderungen an unserem Portfolio veranlasst. Sofortige Käufe (von Bank-Aktien) bei Ausbruch der Bankenkrise hätten sich auch bislang als übereilt erwiesen.
Wie hoch ist die Barreserve?
Gegenüber der Vorwoche gibt es somit wieder wenig Veränderungen. Das Euro-Bankguthaben des Fonds beträgt 168.713 Euro (2,9 Prozent vom Fondsvermögen). Der Euro-Gegenwert unserer Fremdwährungsguthaben (217.988 US-Dollar, 102.141 britische Pfund und 54.625 kanadische Dollar) ist in dieser Woche durch einen Anstieg des Euro gesunken, nämlich um 2,0 Prozent auf 352.385 Euro. Der Anteil am Fondsvermögen ist von 6,2 auf 6,1 Prozent gesunken. Unser auf Bankkonten gehaltenes Vermögen beträgt zusammen 521.099 Euro, was 9,1 Prozent vom Fondsvermögen ausmacht (nach 9,2 Prozent vor einer Woche). Der Gegenwert der nominal 800.000 Euro Bundesanleihe ist im Wochenvergleich um 414 Euro gestiegen auf aktuell 809.322 Euro (einschließlich Stückzinsen). Dies macht 14,1 Prozent vom Fondsvermögen aus (nach 14,0 Prozent in der Vorwoche). Der Kurs ist im Wochenvergleich weiter ganz leicht, nämlich von 99,86 auf 99,88 Prozent gestiegen. Insgesamt beträgt unsere Barreserve aus Bankguthaben und Bundesanleihe jetzt 1,330 Mio. Euro bzw. 23,15 Prozent des Fondsvermögens.
Aktuelle strategische und taktische Überlegungen
Die Bankenkrise ist sicherlich das wichtigste Thema für die Börsen in diesem März. Ob das für den April und darüber hinaus auch noch gilt, bleibt abzuwarten. Auch über die Auswirkungen auf Zinsentwicklung und Konjunktur darf spekuliert werden. Tendenziell verschlechtert eine Bankenkrise natürlich die Kreditversorgung der Wirtschaft, was die Konjunktur bremst. Andererseits sollen die Leitzinserhöhungen der Notenbanken in die gleiche Richtung wirken, um die Inflation zu bekämpfen. Deshalb hoffen Investoren jetzt, die Bankenkrise möge die Zinserhöhungspolitik der Notenbanken beenden. Gleich vier westliche Notenbanken signalisierten aber jüngst mit weiteren Leitzinserhöhungen, sich nicht beirren zu lassen. Flankierend wurden allerdings Maßnahmen zur Liquiditätsversorgung der Geschäftsbanken ergriffen. Wenn also inzwischen viele Marktteilnehmer damit rechnen, dass die Konjunktur durch die Bankenkrise beschädigt wird und die rigide Geldpolitik bald gelockert wird, liegt das Überraschungspotenzial auf der anderen Seite: Die Bankenkrise könnte bald beendet werden, die Konjunktur könnte sich also unbelastet weiter entwickeln, womit die Notwendigkeit, die Inflation mit Leitzinserhöhungen zu bekämpfen, aber auch erhalten bliebe: ein Szenario, für das wir gut aufgestellt wären.
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