Wochenkommentar KW 50/2022

Hier veröffentlichen wir wöchentlich den aktuellen Wochenkommentar sowie eine Aufstellung des aktuellen Aktien-Portfolios (Inventarliste). Diese Informationen sind nur für Mitglieder des ACC. Bitte geben Sie die Informationen und das Passwort nicht weiter. Vielen Dank. Bitte beachten Sie: Bei dieser Aufstellung handelt es sich um das Musterportfolio des ACC. Alle Angaben dienen nur der internen Mitgliederinformation und sind ohne Gewähr. Rechtsverbindlich sind nur der Fondsprospekt und die offiziellen Halbjahres- und Jahresberichte. Bei Anregungen und Feedback erreichen Sie uns gerne per email. Ihre Ansprechpartner sind: – Dirk Arning (arning@acc-invest.de) – Geschäftsführung, Ansprechpartner für börsenspezifische Informationen – Klaus J. Ueker (ueker@acc-invest.de) – Geschäftsführer, Ansprechpartner für Mitgliederverwaltung – Holger Fiegl (info@acc-invest.de) – Administration, Ansprechpartner für Webpage



Report über das Portfolio des Investmentclub Aktienfonds

Was ist diese Woche (KW50/2022) an den Börsen geschehen?

Zwar erhöhten die großen Notenbanken Fed (USA) und EZB (Euro-Zone) ihre Leitzinsen wie erwartet nur noch um jeweils einen halben Prozentpunkt, enttäuschten aber die Hoffnungen auf ein baldiges Ende ihrer restriktiveren Geldpolitik im kommenden Jahr. Fed und EZB korrigierten ihre Inflationserwartungen für 2023 nach oben. Zudem wird die EZB ab März ihre Anleihebestände um monatlich 15 Mrd. Euro abbauen. Die Aktienmärkte reagierten mit Kursverlusten – vor allem wieder bei zinsempfindlichen Titeln, aber wegen der Konjunktursorgen auch bei zyklischen Aktien. Der Dow Jones verlor im Wochenverlauf -1,7 Prozent, womit der Verlust im laufenden Jahr wieder auf -9,4 Prozent anwächst. Der Nasdaq-100-Index verzeichnet einen Wochenverlust von -2,8 Prozent. Damit vergrößert sich der Verlust seit Jahresbeginn auf jetzt wieder -31,1 Prozent. Der Euro-STOXXX-50, der sich in der Vorwoche ja vergleichsweise gut gehalten hatte, holte dies jetzt mit einem Wochenverlust von -3,5 Prozent nach. Das Minus im laufenden Jahr steigt damit auf -11,5 Prozent. Der DAX verlor auf Wochensicht -3,31 Prozent und damit seit Jahresbeginn -12,5 Prozent.

Wie hat sich der Anteilswert des Investmentclubs / Investmentfonds entwickelt?

Der ACC Alpha select Anteilswert wurde zuletzt auf Basis der Schlusskurse vom Donnerstag mit 29,77 Euro ermittelt. Im Wochenvergleich ist das ein Rückgang um 43 Cent bzw. -1,4 Prozent. Der Rückgang des Anteilswertes im laufenden Jahr beträgt somit aktuell -5,5 Prozent, während der Verlust beim Durchschnitt der global anlegenden Aktienfonds (laut fondsweb) jetzt bei -14,0 Prozent liegt. Unser Vorsprung im laufenden Jahr liegt demnach bei 8,5 Prozentpunkten. Über rollierende 12 Monate, also seit dem 15. Dezember 2021, ist unser Anteilswert nur um -1,8 Prozent gesunken; der Durchschnitt der globalen Aktienfonds hat in diesem Zeitraum aber -12,4 Prozent verloren. Unser Vorsprung über 12 Monate liegt demnach aktuell bei 10,6 Prozentpunkten. Unsere Performance seit dem Corona-Crash-Tief am 24. März 2020 (19,08 Euro) beträgt jetzt +56,0 Prozent. Seit dem Start der Anteilswertberechnung des Investmentclubs zum Jahreswechsel 1996/1997 (von D-Mark umgerechnet bei 6,17 Euro) beträgt das Plus 382 Prozent (Alle Performanceangaben jeweils nach Kosten und nach Quellensteuerabzug). Um ein neues Allzeit-Hoch (32,70 Euro) zu erreichen, muss unser Anteilswert noch 9,8 Prozent steigen.

Welche positiven Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochengewinner)

Mit kleinen Kurszuwächsen trugen in dieser Woche unsere großen Positionen Fairfax Financial (+0,6 Prozent auf 796,35 CAD, Einstand 454,83 CAD) und der AXA Rosenberg-Nebenwertefonds für Asien / Pazifik ohne Japan (+0,3 Prozent auf 97,81 USD, durchschnittlicher Einstand umgerechnet in Euro: 30,89 Euro) zur Stabilisierung des Anteilswertes bei. Der Aktienkurs der kanadischen Fairfax Financial Holding erreichte abermals ein neues Allzeithoch!

Formycon konnte sich der allgemeinen Marktschwäche entziehen und stieg um weitere +3,3 Prozent (auf XX,00 Euro, Einstand 36,65 Euro). Auch das ist ein neues Allzeit-Rekordhoch!

Auf der in dieser Woche kurzen Gewinnerliste steht ferner Gerresheimer (+0,24 Prozent auf 89,90 Euro, Einstand 36,65 Euro). Die übertriebene erste Kursreaktion in der vergangenen Woche auf den Ausblick des Unternehmens nutzen inzwischen Anleger zum Einstieg.

Welche negativen Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochenverlierer)

Größter Wochenverlierer in unserem Portfolio ist die Aktie von ProSieben Sat 1 Media. Nach Veröffentlichung einer Studie von JPMorgan kam überraschend starker Verkaufsdruck auf. Die US-Bank JPMorgan rechnet für 2023 mit einer Rezession und warnt vor negativen Auswirkungen auf die zyklischen Fernsehunternehmen.. ProSiebenSat.1 wurde daher von „Overweight“ auf „Neutral“ abgestuft und das Kursziel von 13 auf 11 Euro gesenkt. Bis zum Kursziel von jetzt 11 Euro hätte der Aktienkurs also noch ein Potenzial von rund 50 Prozent! Trotzdem verlor die Aktie in dieser Woche 9,3 Prozent auf 7,392 Euro (Einstand 7,81 Euro). In der JPMorgan-Studie wird die vorausgegangene Kurserholung als verfrüht bezeichnet, weil man sich Anfang 2023 auf eine Rezession in der Eurozone und Großbritannien gefasst machen müsse. Zum Jahresende hin sei dann auch mit einer Rezession in den USA zu rechnen. Daher erscheine die jüngste Erholung zyklischer, also konjunkturabhängiger Titel verfrüht. Fernsehsender gehörten nicht zu den defensiven Titeln. Zudem hätten Fernsehunternehmen einen höheren operativen Verschuldungsgrad und müssten daher auf eine starke Bilanz achten. Bei ProSieben sei der Verschuldungsgrad im Vergleich zur Branche relativ hoch. Wir teilen bekanntlich die Ansicht einer Konjunkturschwäche 2023 mit entsprechenden Ertragsproblemen bei zyklischen Unternehmen. Allerdings erscheint uns das mehr als ausreichend eingepreist zu sein, denn es errechnen sich faire Werte für die Aktie von mindestens 11 Euro, was ja auch JPMorgan so sieht. Trotzdem muss man dem verschlechterten Trendbild bei der Aktie Rechnung tragen. Weil die Aktie jetzt nicht mehr bzw. noch nicht wieder in einem beginnenden Aufwärtstrend ist, verkleinern wir zum Auftakt der kommenden Woche unsere Position.

Bayer verloren in dieser Woche 8,2 Prozent (auf 48,56 Euro, Einstand 52,57 Euro). Die Bank of America (BoA) hatte schon in der Vorwoche ihre Kaufempfehlung für Bayer gestrichen. Nun lastete die schlechte Stimmung auf dem Wert. Die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie erwartet nach einem Produktionseinbruch in diesem Jahr für 2023 weitere Rückgänge. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) rechnet vor allem im Inlandsgeschäft wegen der schwächelnden Industrie mit einem deutlichen Rückgang. Die Chemie- und Pharmaindustrie leidet unter den hohen Gas- und Strompreisen infolge des russischen Angriffs.

Bei der Mittelstands-Holding INDUS wurde die Bekanntgabe eines Umbaus des Beteiligungsportfolios negativ aufgenommen: -7,8 Prozent auf 20,65 Euro (Einstand 22,49 Euro). Ab 2023 stelle man sich in den Segmenten Infrastructure, Materials und Engineering neu auf. Beteiligungen mit guter Perspektive blieben Bestandteil der neuen Kernsegmente. Verlustbringer aus dem bisherigen Segment Fahrzeugtechnik würden aber verkauft. War INDUS bisher vor allem eine breit aufgestellte Beteiligungsholding, will das Unternehmen künftig auf Technologieschwerpunkte zu Zukunftsthemen setzen. Diese würden sich aus den Megatrends Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Mobilität und Urbanisierung sowie Demografie und Gesundheit ableiten. Bei der Neuordnung der Führung hat INDUS ein Segmentmanagement eingeführt, wonach je ein Vorstandsmitglied für ein Kernsegment zuständig ist. Die Segmente sind „Infrastructure“ (Dr. Jörn Großmann) mit zurzeit 14 Unternehmen aus den Bereichen Bau- und Gebäudetechnik, Telekommunikations-Infrastruktur und Kälte- und Klimatechnik und zusammen 515 Mio. Euro Umsatzerlösen (2021); „Materials“ (INDUS-CEO Dr. Johannes Schmidt) mit ebenfalls zurzeit 14 Beteiligungen aus den Bereichen Metallumformung, -bearbeitung, -erzeugung, medizinische Verbrauchsmaterialien, Kreislauf- und Abfallwirtschaft sowie die Agrar- und Lebensmittelwirtschaft und 586 Mio. Euro Umsatz. Das dritte Segment ist „Engineering“ (Axel Meyer) mit jetzt 15 Beteiligungen aus den Bereichen Automatisierung und Robotik, Sensorik, Mess- und Regeltechnik und aus dem spezialisierten Maschinen- und Gerätebau. Der Umsatz dieser Unternehmen lag 2021 zusammen bei rund 484 Mio. Euro. Das bisherige Segment Fahrzeugtechnik wird aufgelöst. Darin geführte Unternehmen mit den Zukunftsthemen Klimatechnik und Messtechnik werden den neuen Kernsegmenten Infrastructure und Engineering zugeordnet; zwei Beteiligungen mit hoher Metallkompetenz gehen in das Kernsegment Materials. Bei zwei Unternehmen, die nicht mehr in die strategische Ausrichtung passen, arbeitet INDUS an einem Verkauf bis zum Jahresende 2023. Als Mittelfristziele bis 2025 nennt INDUS ein starkes Portfolio mit Fokus auf Megatrends und Zukunftsthemen, einen Umsatz von deutlich über 2 Mrd. Euro, eine EBIT-Marge von über 10 Prozent und ein freier Cashflow, der kontinuierliche Dividendenzahlungen erlaubt. Der Markt reagierte zunächst einmal verunsichert.

Auch ausländische Aktien gerieten unter Druck, wenn sie als besonders konjunkturabhängig gelten: Der Stahlkonzern ArcelorMittal verlor -7,3 Prozent (auf 24,06 Euro, Einstand 25,76 Euro), der Baukonzern PORR (-5,4 Prozent auf 11,86 Euro, Einstand 13,48 Euro), der Speicherchiphersteller Micron Technology -5,1 Prozent (auf 52,07 USD; Einstand 61,235 USD), der Automobilkonzern Renault -5,0 Prozent (auf 32,695 Euro, Einstand 30,16 Euro) und der Industriegase-Hersteller Nippon Sanso -5,3 Prozent (auf 14,30 Euro, Einstand 16,30 Euro). Die Aktie der japanischen Holding ist damit auf ein Jahrestief gerutscht.

Welche Transaktionen gab es diese Woche?

In dieser Woche haben wir keine Veränderungen an unserem Portfolio vorgenommen. Zu Beginn der kommenden Woche werden wir aber dem schlechteren charttechnischen Bild bei zwei Aktien Rechnung tragen: Im Rahmen unseres Risikomanagements werden wir unsere Position in ProSieben Sat1 Media halbieren und uns von unserer kleinen Anfangsposition in Nippon Sanso komplett trennen. Der Aktienkurs der japanischen Holding mit Schwerpunkt Industriegase konnte die von uns erwartete Bodenbildung nicht vollziehen und rutschte auf ein neues Jahrestief. Die erhoffte Trendwende im Kurs ist also nicht erkennbar, im Gegenteil. Konsequenterweise verkaufen wir.

Wie hoch ist die Barreserve?

Das Euro-Bankguthaben des Fonds liegt aktuell bei 209.649 Euro bzw. 3,7 Prozent vom Fondsvermögen. Durch die beiden Verkäufe Anfang der kommenden Woche werden wir unseren Euro-Kontostand um rund 100.000 Euro auf rund 310.000 Euro erhöhen, was dann 5,4 Prozent vom Fondsvermögen ausmacht. Es wird inzwischen wieder positiv verzinst (mit 1,23 Prozent p.a.). Die Fremdwährungsguthaben sind unverändert (215.853 US-Dollar, 101.324 britische Pfund und 54.108 kanadische Dollar). Der Euro-Gegenwert dieser Fremdwährungsguthaben ist aufgrund der Aufwertung des Euro in dieser Woche weiter leicht auf 356.252 Euro gesunken. Der Anteil am Fondsvermögen ist mit 6,2 Prozent weiterhin unverändert. Insgesamt ist die auf Bankkonten gehaltene Barreserve leicht auf 565.901 Euro gesunken, was jetzt 9,0 Prozent vom Fondsvermögen ausmacht. Mit den bevorstehenden Verkäufen werden es dann rund 665.000 Euro bzw. 11,6 Prozent sein. Der Gegenwert der nominal 1,00 Millionen Euro Bundesanleihe beträgt mit Stückzinsen aktuell 1.008.016 Euro bzw. 17,6 Prozent vom Fondsvermögen. Der Kurs ist im Wochenvergleich weiter leicht gesunken (von 99,97 auf 99,92 Prozent). Insgesamt beträgt unsere Barreserve aus Bankguthaben und Bundesanleihe 1,57 Mio. Euro nach 1,58 Mio. Euro in der Vorwoche bzw. 27,5 nach 27,4 Prozent des Fondsvermögens. Mit den bevorstehenden Aktienverkäufen erhöhen wir unsere Barreserve auf rund 29 Prozent.

Strategische und taktische Überlegungen

Die Gründe für unsere hohe Barreserve hatten wir an dieser Stelle in den Vorwochen genannt. Dass sich die Inflations-, Zins- und Konjunktursorgen zurückmelden würden, war absehbar, allerdings nicht wann. Im Falle einer fortgesetzten Jahresendrallye hätte es auch erst irgendwann im ersten Quartal soweit sein können. Dass es jetzt schon eine gewisse Ernüchterung gibt, ist ganz gesund, wenn auch kurzfristig enttäuschend (vor allem bezüglich der Aktien, die wir jetzt im Rahmen unseres Risikomanagements verkaufen). Ein Anleger mit mehrjährigem Anlagehorizont, der nicht jeden Tag auf sein Portfolio schaut, kann es sich leisten, eine „Buy-and-hold“-Strategie zu verfolgen. Wir haben aber den Anspruch, in Schwächephasen weniger als andere zu verlieren, was uns dieses Jahr gut gelungen ist. „Winning by not losing“ nennt man diesen Ansatz im anglo-amerikanischen Raum. Anders ausgedrückt: „Was man nicht verliert, muss man auch nicht aufholen.“ Das macht unsere Strategie bzw. den ACC Alpha select Fonds zu einem Basisinvestment, das einen ruhig schlafen lässt. Bei den meisten Aktienanlegern würde ein Kursanstieg um 10 Prozent nur die Verluste im laufenden Jahr verringern, nicht ausgleichen. Bei uns würde das reichen, um ein neues Allzeit-Hoch zu erreichen.

Die Vorfreude an der Börse darüber, dass der Zenit der Inflation überschritten ist und die Notenbanken ihre Geldpolitik 2023 wieder lockern könnten, war und ist voreilig. Deshalb haben wir viel Pulver trocken gehalten, konkret jetzt noch eine Million Euro in der kurzlaufenden Bundesanleihe „geparkt“. Das niedrige Kursniveau vieler unterbewerteter Aktien spricht dafür, die Barreserve einzusetzen. Aber nicht voreilig, wie die beiden vergangenen Wochen zeigen. Wenn wir alle Aktien, für die wir bereits auf Kaufsignale warten, schon gekauft hätten, würde uns die jetzige Schwächephase stärker treffen. So können wir der Schwächephase auch was Gutes abgewinnen: Die Aktienkurse kommen uns entgegen, wenn wir niedrig einsteigen wollen.

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