Wochenkommentar KW 43/2022

Hier veröffentlichen wir wöchentlich den aktuellen Wochenkommentar sowie eine Aufstellung des aktuellen Aktien-Portfolios (Inventarliste). Diese Informationen sind nur für Mitglieder des ACC. Bitte geben Sie die Informationen und das Passwort nicht weiter. Vielen Dank. Bitte beachten Sie: Bei dieser Aufstellung handelt es sich um das Musterportfolio des ACC. Alle Angaben dienen nur der internen Mitgliederinformation und sind ohne Gewähr. Rechtsverbindlich sind nur der Fondsprospekt und die offiziellen Halbjahres- und Jahresberichte. Bei Anregungen und Feedback erreichen Sie uns gerne per email. Ihre Ansprechpartner sind: – Dirk Arning (arning@acc-invest.de) – Geschäftsführung, Ansprechpartner für börsenspezifische Informationen – Klaus J. Ueker (ueker@acc-invest.de) – Geschäftsführer, Ansprechpartner für Mitgliederverwaltung – Holger Fiegl (info@acc-invest.de) – Administration, Ansprechpartner für Webpage



Report über das Portfolio des Investmentclub Aktienfonds

Was ist diese Woche an den Börsen geschehen?

Während das Vertrauen der Anleger in Aktien der „old economy“ angesichts überwiegend guter Quartalsergebnisse stieg, zeigten einige Technologie-Aktien Schwächen. Microsoft, Alphabet (Google), Texas Instruments, Meta (Facebook) und Amazon enttäuschten mit ihren Quartalsberichten und Ausblicken; die Quartalszahlen von Intel und Apple wurden aber positiv aufgenommen. Der Dow Jones erlebte mit einem Plus von 5,7 Prozent eine sehr gute Woche. Der Nasdaq-100 hinkte mit einem Plus von 2,1 Prozent deutlich hinterher.

Die EZB erhöhte ihre Leitzinsen wie erwartet wieder um je 75 Basispunkte. Der Euro-STOXX-50 gewann auf Wochensicht 3,9 Prozent und der DAX 4,0 Prozent.

Auf dem 20. Parteitag der chinesischen KP wurde der Wandel Chinas von einer Diktatur der Partei zu einer Diktatur von Xi Jinping offensichtlich. Zeitgleich zeigen weitere Lockdowns, dass dessen Corona-Politik scheitert und die Wirtschaft massiv belastet. Beides verstärkte den Rückzug ausländischer Investoren aus chinesischen Aktien. Der Aktienmarkt des früher bei westlichen Investoren beliebten, inzwischen aber „gleichgeschalteten“ Hongkong fiel auf den tiefsten Stand seit der Finanzkrise 2008.

Wie hat sich der Anteilswert des Investmentclubs / Investmentfonds entwickelt?

Der ACC Alpha select Anteilswert wurde zuletzt auf Basis der Schlusskurse vom Donnerstag mit 29,37 Euro ermittelt. Im Wochenvergleich ist das ein Anstieg um 0,46 Euro bzw. 1,6 Prozent. Das Minus im laufenden Jahr beträgt somit noch 6,7 Prozent – gegenüber einem Verlust von 15,3 Prozent beim Durchschnitt der global anlegenden Aktienfonds. Unser Vorsprung im laufenden Jahr ist damit in dieser Woche nahezu unverändert bei 8,6 Prozentpunkten geblieben. Über rollierende 12 Monate, also seit dem 27. Oktober 2021, ist unser Anteilswert um 5,0 Prozent gefallen, der Durchschnitt der globalen Aktienfonds hat aber mit -12,9 Prozent mehr als doppelt so viel verloren. Auch unser Vorsprung über 12 Monate ist somit unverändert, nämlich bei 7,9 Prozentpunkten. Unsere Performance seit dem Corona-Crash-Tief am 24. März 2020 (19,08 Euro) beträgt jetzt +53,9 Prozent. Seit dem Start der Anteilswertberechnung des Investmentclubs zum Jahreswechsel 1996/1997 (von D-Mark umgerechnet bei 6,17 Euro) beträgt das Plus jetzt 376 Prozent (Alle Performanceangaben jeweils nach Kosten und nach Quellensteuerabzug).

Welche positiven Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochengewinner)

Den höchsten absoluten Gewinnbeitrag lieferte in dieser Woche wieder unsere größte Einzelaktienposition: Fairfax Financial stiegen ohne Unternehmensnachrichten um 8,8 Prozent (auf 675,75 CAD, Einstand 454,83 CAD). Damit wurde der größere Teil der Kursverluste seit Juli wieder aufgeholt. Ein erfolgreicher Angriff auf die Widerstandszone bei 710 bis 717 CAD steht allerdings weiterhin aus.

Auch unsere zweitgrößte Einzelaktienposition, Hella, entwickelt sich weiter sehr erfreulich: +7,3 Prozent in dieser Woche auf neue Allzeit-Rekordhöhen (76,75 Euro, Einstand 35,90 Euro). Die Integration von Hella in den Faurecia-Konzern geht laut Management weiter gut voran. Die Refinanzierung der Übernahme und ein Veräußerungsprogramm befänden sich auf Kurs. So hatte Hella jüngst den Verkauf seiner 33-prozentigen Beteiligung am Modul-Hersteller HBPO JV für 290 Millionen Euro bekannt gegeben. Der Rest der geplanten Verkäufe im Umfang von einer Milliarde Euro soll bis Ende 2023 über die Bühne gehen. Hella gehört bekanntlich zu gut 80 Prozent Faurecia und längerfristig erscheint eine vollständige Übernahme wahrscheinlich. Zu den Minderheitsaktionären gehören etliche Fonds, darunter Elliott, Artisan, MainFirst, Vanguard und BlackRock. Das Chance / Risiko – Verhältnis erscheint hier weiterhin sehr günstig.

Prozentual sind die Kursgewinne bei BayWa und der Deutschen Bank am höchsten: BayWa +11,2 Prozent (auf 45,85 Euro, Einstand 30,51 Euro) und Deutsche Bank +10,5 Prozent (auf 9,826 Euro, Einstand 8,54 Euro).

Der Münchner Mischkonzern BayWa erzielte in den ersten neun Monaten auf Basis vorläufiger Zahlen einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von rund 460 Millionen Euro. Daher wurde der Gewinnausblick für das Gesamtjahr auf nun 475 bis 525 Millionen Euro angehoben. Das Unternehmen profitiert vom Geschäft mit erneuerbaren Energien sowie dem Handel mit Agrarerzeugnissen und hatte bereits im Juli die Gewinnprognose auf 400 bis 450 Millionen Euro angehoben. So waren die Preise etwa für Getreide und Dünger in diesem Jahr deutlich gestiegen. 2021 hatte BayWa ein operatives Ergebnis von knapp 267 Millionen Euro erzielt.

Die Deutsche Bank sieht sich nach einem Milliardengewinn im dritten Quartal gerüstet für den drohenden Konjunktureinbruch. „Die Deutsche Bank liegt voll auf Kurs, ihre Ziele für das Jahr 2022 zu erreichen“, sagte Vorstandschef Christian Sewing. Mit der soliden Bilanz „fühlen wir uns sehr gut gewappnet für das, was vor uns liegt“, schrieb er in einem Brief an die Mitarbeiter. Finanzchef James von Moltke sprach mit Blick auf 2023 Jahr von einem „starken Fundament“.

Auch die ebenfalls erst vor zwei Wochen wieder ins Portfolio aufgenommen HeidelbergCement stiegen überproportional: +6,0 Prozent (auf 46,44 Euro, Einstand 41,02 Euro). Der schweizerische Baustoffkonzern Holcim hat gute Geschäftsergebnisse vorgelegt, so dass die Investoren die Branche positiver bewerten.

Von unseren US-Aktien entwickelte ich in dieser Woche AT&T am besten: +8,1 Prozent (auf 18,48 USD; Einstand 23,29 USD, aber vor dem kostenlosen Spin-Off von Warner Bros. Discovery). Das Kundenwachstum bei AT&T und die vergleichsweise schlechte Entwicklung beim Mobilfunkkonkurrenten Verizon wurde vom Investmenthauses Raymond James mit einer Kaufempfehlung für AT&T quittiert. Die Aussichten für den Telekomkonzern seien besser als die des Kontrahenten Verizon. In der Vorwoche war der AT&T-Aktienkurs schon im 14,1 Prozent nach oben gesprungen.

Die Cigna-Aktie setzte ihre Rekordjagd beschleunigt fort: +7,8 Prozent auf ein neues Allzeit-Rekordhoch bei 324,76 USD (Einstand 190,44 USD). Cigna wird voraussichtlich am 3. November sein Zahlenwerk zum jüngsten Quartal veröffentlichen. Im Durchschnitt erwarten 21 Analysten einen Quartalsgewinn je Aktie von 5,72 USD. Im Vorjahresquartal hatte das Unternehmen noch einen Gewinn von 5,73 USD je Aktie vermeldet. 17 Analysten gehen im Schnitt von einer Umsatzsteigerung von 0,96 Prozent auf 44,74 Milliarden USD aus. Im Vorjahresquartal hatte ein Umsatz von 44,31 Milliarden USD in den Büchern gestanden. Für das Fiskaljahr erwarten 23 Analysten im Schnitt einen Gewinn je Aktie von 23,01 USD im Vergleich zu 20,47 USD im Vorjahreszeitraum. Den Umsatz taxieren 19 Analysten durchschnittlich bei 179,82 Milliarden USD, gegenüber 174,08 Milliarden USD ein Jahr zuvor.

Welche negativen Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochenverlierer)

Aufgrund der Marktenge bringen Aktienverkäufe den Kurs von NFON weiterhin stärker unter Druck: -5,5 Prozent (auf 4,95 Euro, Einstand 15,26 Euro). Erst Mitte November ist mit neuen Unternehmensnachrichten zu rechnen. Ob diese dann einen Grund für den Kursverfall liefern oder diesen stoppen, bleibt abzuwarten.

Wegen schlechterer Aussichten für das Werbegeschäft im wichtigsten Quartal senkte der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 seine Prognose ein weiteres Mal. Die Aktie verlor in dieser Woche gegen den Trend 2,1 Prozent (auf 6,858 Euro, Einstand 7,26 Euro). Neben Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine und der anhaltend hohen Inflation belastet die zunehmende Konsumflaute. „Aktuell zeichnet sich deshalb im vierten Quartal 2022 ein stärker eingetrübtes gesamtwirtschaftliches Umfeld ab als ursprünglich“, hieß es in einer Mitteilung des Unternehmens.

Welche Transaktionen gab es diese Woche?

Nach den Aktienkäufen in den beiden Vorwochen erfolgten in dieser Woche keine Änderungen am Portfolio. Die zu Beginn der Vorwoche gekauften Nippon Sanso Holdings gewannen auf Wochensicht (in Euro) 1,3 Prozent und Itochu Corp. 2,5 Prozent.

Wie hoch ist die Barreserve und wie sieht die Taktik aktuell aus?

Das Euro-Bankguthaben beträgt wenig verändert 323.620 Euro, was jetzt 5,7 Prozent vom Fondsvermögen ausmacht. Die Guthaben auf den Währungskonten sind unverändert (214.787 USD, 100.943 GBP und 53.843 CAD). Der Euro-Gegenwert dieser Fremdwährungsguthaben ist, weil sich der Euro etwas erholte, mit aktuellen Wechselkursen leicht auf 371.611 Euro gesunken. Der Anteil am Fondsvermögen ist im Wochenvergleich leicht von 6,7 auf 6,6 Prozent gesunken, auch weil unsere Aktieninvestments durch Kursgewinne ihren Anteil am Fondsvermögen vergrößert haben. Insgesamt beträgt die auf Bankkonten gehaltene Barreserve jetzt 695.231 Euro bzw. 12,3 Prozent vom Fondsvermögens. Die nominal 1,2 Millionen Euro Bundesanleihe haben mit Stückzinsen aktuell einen Kurswert von 1.208.426 Euro bzw. 21,4 Prozent vom Fondsvermögen. Der Kurs sank im Wochenvergleich leicht (von 100,11 auf 100,02 Prozent), was der Zinsertrag dieser Woche (über die Zurechnung von Stückzinsen) nicht ganz ausgleichen konnte. Insgesamt beträgt unsere Barreserve weiterhin 1,90 Mio. Euro. Der Anteil der Barreserve am Fondsvermögen ist durch die Kursgewinne mit Aktien von 34,3 auf 33,7 Prozent gesunken.

„Die Friedensdividende ist aufgezehrt. Es beginnt für Deutschland eine Epoche im Gegenwind.“ Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gehörte in den vergangenen zwanzig Jahren zu denen, die die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von Russland und China vorangetrieben haben. Ein spätes Umdenken ist aber besser als die neue Wirklichkeit nicht wahrhaben zu wollen. Zur Wahrheit gehört auch: Die Initiative zur engen wirtschaftlichen Verflechtung mit Russland und China ging vor allem von der (deutschen) Wirtschaft selbst aus: Billiges Gas aus Russland und die riesigen chinesischen Märkte waren Goldgruben für diejenigen, die sie nutzen konnten. Vielen fällt es noch schwer, die neuen Realitäten zu begreifen. Aber auch die Anleger, die den Epochenbruch ignorieren, weil sie glauben, in ein paar Monaten sei wieder alles wie vorher, liegen falsch.

Der Bundespräsident begann seine Rede an die Nation mit dem folgenden Satz: „Jeder Mensch in unserem Land, der am 24. Februar aufwachte und die Bilder sah von Raketeneinschlägen in Kiew, von Panzerkolonnen auf ukrainischen Straßen, von der russischen Invasion auf breitester Front – jeder, der mit diesen Bildern erwachte, wusste: An diesem Morgen war die Welt eine andere geworden.“

Das gilt auch für Anleger: Westliche Unternehmen haben ihren Rückzug aus Russland weitgehend abgeschlossen. Die Verluste sind verkraftet, sogar bei Konzernen wie Renault, die indirekt zu den größten Automobilherstellern in Russland gehörten. Der Rückzug ist endgültig. Eine Rückkehr nach Russland wird es nicht geben, zumindest nicht solange dieses Land keinen Regime- und Systemwechsel durchlaufen hat. Mit dem 20. Parteitag der chinesischen KP in Peking zeichnet sich ein ökonomisch weitaus größeres Problem ab: China verabschiedet sich unter Diktator Xi Jinping zunehmend von pragmatischer Politik, die vor allem wirtschaftlichen Erfolg will. Wirtschaft ist nur Mittel zum Zweck ideologisch-dogmatischer Ziele. Investments in China werden zu einer zeitlich befristeten Wette. Für uns als Investoren bedeutet das, diese Risiken künftig nicht zu vernachlässigen: Wie wichtig ist beispielsweise das China-Geschäft für Volkswagen? Und wie unwichtig für Stellantis?

Die Börsen der westlichen Hemisphäre einschließlich einiger asiatischer Volkswirtschaften, vor allem Japan und Südkorea, bieten ein riesiges Anlageuniversum, das von höherer Transparenz und Rechtssicherheit geprägt ist. Vermeintliche „Schnäppchen“ in China sind das Risiko nicht wert. Wir finden Aktien, die in der neuen Wirklichkeit sehr gut funktionieren: Die Aktie des US-Versicherungskonzerns Cigna ist seit Beginn dieses Jahres um 41 Prozent gestiegen, der Biosimilar-Entwickler Formycon um 26 Prozent, British American Tobacco um 25 Prozent und der Agrar-Händler BayWa um 19 Prozent. Auch mit seinem großen Standbein in regenerativen Energien gehört BayWa zu den Profiteuren der neuen Wirklichkeit. Übrigens steht auch die Renault-Aktie heute höher als zu Jahresbeginn – trotz der Abschreibung des Russland-Geschäfts. Es gilt, sich konsequent auf die neuen Realitäten einzustellen, statt vergangenen Zeiten nachzutrauern.

Steinmeier in seiner Rede: „Ich bin überzeugt: Wenn wir uns diesen Moment, diesen Epochenbruch bewusst machen, wenn wir uns einen Begriff machen von dem Zeitalter, das zu Ende gegangen ist, und dem neuen Zeitalter, das begonnen hat – dann schärfen wir unseren Blick für das, was jetzt von uns verlangt ist.“

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