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Wochenkommentar KW 22/2020
Report über das Portfolio des Investmentclub Aktienfonds
Was ist diese Woche an den Börsen geschehen?
Die Rückkehr bislang unterinvestierter Anleger auf die Aktienmärkte trieb die meisten Aktienindizes im Wochenverlauf auf die höchsten Werte seit Anfang März. Nachdem Peking ein Gesetz gegen die Autonomie Hongkongs erließ, belasteten Sorgen um eine wieder zunehmende Konfrontation der USA mit China die Aktienmärkte. Der Dow Jones Industrial Average verzeichnete wie viele Aktienindizes die zweite Woche in Folge einen Gewinn. Die letzte Maiwoche lieferte mit einem Anstieg um 3,8 Prozent den größten Teil des Anstiegs im Kalendermonat Mai von 4,3 Prozent. Der Euro-STOXX-50 schaffte dank eines Wochenplus‘ von fünf Prozent im Mai einen Anstieg um vier Prozent. Beim DAX beträgt das Wochenplus 4,6 Prozent, womit sich der Anstieg für den Mai auf 6,7 Prozent erhöht.
Wie hat sich der Anteilswert des Investmentclubs / Investmentfonds entwickelt?
Der ACC Alpha select Anteilswert wurde auf Basis der Schlusskurse vom Donnerstag mit 23,18 Euro errechnet. Der Anstieg im Wochenvergleich beträgt damit 1,09 Euro bzw. 4,9 Prozent. Gegenüber dem 30. April (Anteilswert 22,64 Euro) ergibt sich für den Mai ein Anstieg des Anteilswertes um 2,4 Prozent. Die Erholung seit dem Crash-Tief am 23. März beträgt damit jetzt 21,5 Prozent. Seit Jahresbeginn beträgt der Rückgang aber noch -17,9 Prozent, über ein Jahr noch -13,95 Prozent und über 5 Jahre noch -17,1 Prozent. Über 10 Jahre steigt der Wertzuwachs jetzt auf +23,5 Prozent. Und seit dem Finanzkrisen-Tiefstand im März 2009 erhöht sich das Plus auf +69,4 Prozent. Das Erholungspotenzial bis zum Rekordhoch aus dem Januar 2018 bei 32,70 Euro beträgt noch 41,1 Prozent.
Welche positiven Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochengewinner)
Prozentual ist Biofrontera mit einem Kursanstieg um 19,1 Prozent (auf 3,49 Euro, Einstand 3,04 Euro) die beste Aktie in dieser Woche in unserem Portfolio. Mit Paion entwickelte sich auch die zweite kleine Spezial-Pharma-Aktien in dieser Woche überdurchschnittlich: +10,1 Prozent (auf 2,18 Euro, Einstand 2,06 Euro). Zur Erinnerung: Biofrontera aus Leverkusen verfügt mit Ameluz über das beste Medikament zur Behandlung von hellem Hautkrebs und Paion aus Aachen mit Remimazolam über ein überlegenes Anästhetikum. In beiden Fällen sind die Vorteile des eigenen Produktes gegenüber den bisherigen Behandlungsmethoden nachgewiesen und von den Arzneimittelzulassungsbehörden verschiedener Länder bestätigt. Die weltweite Vermarktung ist eingeleitet. Allerdings erfordert das zunächst hohe Investitionen in den eigenen Vertrieb oder die Zusammenarbeit mit Partnern vor Ort, was die eigene Marge erheblich verringert. Beide Unternehmen haben die Gewinnschwelle auch nach vielen Jahren noch nicht erreicht. Die Corona-Pandemie bedeutet einen zusätzlichen Zeitverlust, weil sich die Aufmerksamkeit der Gesundheitssysteme natürlich zunächst auf akute Probleme konzentriert. Wir trauen beiden Unternehmen zu, im nächsten Jahr die Gewinnschwelle nachhaltig zu erreichen. Damit sollten die Aktien mittelfristig hohes Kurspotenzial haben.
Die Aktien der französischen Automobilkonzerne Renault und Peugeot profitierten von dem Bekenntnis der französischen Regierung zur Automobilproduktion in Frankreich. Renault-Aktien erholten sich um 17,5 (auf 20,20 Euro, Einstand 18,39 Euro), Peugeot-Aktien um 11,1 Prozent (auf 12,80 Euro, Einstand 15,91 Euro). Renault wird nur einen seiner bislang 14 Produktionsstandorte in Frankreich schließen, ein kleineres Werk für mechanische Teile in der Nähe von Paris. Allerdings sollen weltweit mit dem Abbau von rund 15.000 Arbeitsplätzen, davon rund 4.600 in Frankreich, die Produktionskosten dauerhaft deutlich gesenkt werden. Innerhalb von drei Jahren sollen die Kosten um mehr als zwei Milliarden Euro jährlich gesenkt werden. Auch die Zusammenarbeit mit den japanischen Automobilbauern Nissan und Mitsubishi soll genutzt werden, die Kosten eines neuen Automodells um bis zu 40 Prozent zu senken.
Stark erholt zeigten sich auch die Aktien der Deutschen Lufthansa (+13,7 Prozent auf 9,14 Euro, Einstand 12,34 Euro) und der Deutschen Pfandbriefbank (+12,3 Prozent auf 6,20 Euro, Einstand 9,46 Euro). Wir hatten bekanntlich beide Positionen stark verkleinert (auf jeweils weniger als ein Prozent des Fondsvermögens), weil der Markt in beiden Fällen erhebliche Risiken sah. Tatsächlich könnte die staatliche Rettung der Lufthansa auf Wunsch der EU mit dem Verlust von wichtigen Start- und Landerechten an den Lufthansa-Drehkreuzen Frankfurt und München verbunden sein. So der so führt der Staatseinstieg bei der Airline für viele Jahre zu einer Schlechterstellung der Altaktionäre. Bei der Deutschen Pfandbriefbank ist der Umfang von Kreditausfällen im Zusammenhang mit der Corona-Krise noch nicht abschätzbar. Dennoch erscheint hier früher oder später eine Wiederaufstockung unserer Position attraktiver als bei der Lufthansa.
Sehr erfreulich entwickelt sich weiterhin der Aktienkurs von Hornbach Holding: diese Woche +13,5 Prozent auf 64,80 Euro. Damit steht der Kurs inzwischen höher als vor dem Crash im Februar! Wir haben diese inzwischen 2,7 Prozent große Position bekanntlich in den vergangenen Wochen nach dem Crash in drei Tranchen zu durchschnittlich 50,73 Euro aufbauen können. Bekanntlich war der jüngste Zukauf gerade erst in der Vorwoche noch zu 55,34 Euro erfolgt (17 Prozent tiefer als zuletzt). Die Muttergesellschaft der Hornbach Baumärkte bestätigte nochmals: Das Baumarktgeschäft erlebte durch den Corona-Lockdown sogar eine gewisse Sonderkonjunktur, wodurch das erste Geschäftsquartal (bis Ende Mai) bei Umsatz und bereinigtem operativen Ergebnis (Ebit) deutlich über den Vorjahreswerten liegen dürfte. Obwohl die Aktie den Crash inzwischen vollständig ausgleichen konnte, hat sie noch Potenzial: Das Kurs/Gewinn-Verhältnis liegt unter 10 und 2015 und 2017 endete der Kursanstieg erst bei mehr als 80 Euro.
Ebenfalls erst nach dem Crash aufgebaut haben wir unsere Position in AB InBev (diese Woche +11,8 Prozent auf 41,91 Euro). Unsere Käufe waren bekanntlich in zwei Tranchen zu durchschnittlich 42,56 Euro erfolgt. Der weltweite Lockdown hat zu einem Absatzeinbruch bei Bier geführt, in Deutschland beispielsweise im April um 17,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Als weltgrößter Bierbrauerei-Konzern dürfte AB InBev von einer noch weiter fortschreitenden Konsolidierung der Branche mittel- bis langfristig profitieren. Mexiko-Stadt hat angesichts der schwindenden Biervorräte AB InBev erlaubt, ab Juni dort wieder Bier zu brauen. Mexiko ist der viertgrößte Bierproduzent und größte Exporteur von Bier der Welt. Die beliebteste mexikanische Marke – im In- wie im Ausland – trägt ausgerechnet den Markennamen „Corona“. Nachdem die Produktion für den einheimischen Markt als Teil der Maßnahmen gegen das Coronavirus am 6. April eingestellt worden war, wurden in den vergangenen Wochen die Bierregale in den Geschäften im ganzen Land immer leerer. Berichten zufolge erhöhten manche Läden die Bierpreise drastisch. Für den Export in die USA wurde allerdings – in reduzierter Menge – weiter gebraut. Die AB InBev-Aktien kostete vor einem Jahr mehr als das Doppelte des jetzigen Kurses und vor vier Jahren fast das Dreifache!
Mit Fairfax Financial Holding gehört eine dritte erst nach dem Crash gekaufte Aktie zu den überdurchschnittlich guten Aktien dieser Woche: +8,9 Prozent auf 382,47 Kanadische Dollar. Uns war der Kauf nahe dem Crash-Tief zu 342,13 CAD gelungen (343,25 CAD mit Transaktionskosten für den Kauf an der Börse Toronto). Die Position ist noch sehr klein (0,74 Prozent vom Fondsvermögen), verfügt aber ebenfalls noch über viel Kurspotenzial: Vor dem Crash hatte die Fairfax-Aktie mehr als 600 CAD gekostet, 2018 in der Spitze sogar 775 CAD.
Die Aktien des US-Halbleiterkonzerns Micron Technology stiegen in dieser Woche „nur“ um 6,6 Prozent (auf 47,91 USD, Einstand 46,475 USD). Der Kursanstieg dürfte sich fortsetzen können, denn der Speicherchiphersteller hob die Umsatz- und Gewinnprognose für das laufende Quartal an. Dies bestätigt unsere Erwartung einer starken Nachfrage nach Speicherchips. Demnach erholt sich der Markt für Speicherchips trotz der Corona-Krise. Wenn die Weltwirtschaft erst stärker ins Laufen kommt und 5G-Technologien überall auf der Welt viel größere Datenmengen bewegen, dürfte die Nachfrage nach Speicherchips stark wachsen. Mit den beiden Fast-Duopolisten Samsung Electronics und Micron Technology bleibt dies ein wichtiger „Investment-Case“ für uns.
Die Aktien des französischen Baustoff- und Glasherstellers Saint-Gobain , die schon in der vergangenen Woche mit einem Plus von 16,0 Prozent zu den größten Kursgewinnern gehört hatten, entwickelten sich weiter überdurchschnittlich: +8,4 Prozent (auf 29,07 Euro, Einstand 34,49 Euro). Mit 4,1 Prozent handelt es sich dabei bekanntlich um unsere größte Einzelaktienposition vor der Aktie des italienischen Stromversorgers ENEL (diese Woche +7,7 Prozent auf 6,90 Euro, Einstand 4,77 Euro).
Welche negativen Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochenverlierer)
Gebremst wurden unsere Kursgewinne in dieser Woche etwas von Grammer. Die Aktie des Automobilzulieferers fiel um 8,4 Prozent auf 19,70 Euro (Einstand 35,22 Euro). Es gab keine neuen Nachrichten. Der Streubesitz des Automobilzulieferers beträgt nur noch 15,8 Prozent, so dass schon einzelne Order den Kurs stärker bewegen können. Mit 1,1 Prozent vom Fondsvermögen ist Grammer eine eher kleine Position bei uns.
Leider profitierte die Aktie von Samsung Electronics als weltgrößter Speicherchiphersteller nicht von der Ankündigung guter Geschäfte bei seinem US-amerikanischen Konkurrenten Micron Technology. Der Aktienkurs stand am Wochenschluss wieder bei 783 Euro (+/- 0 Prozent, Einstand 549 Euro). Mit einem Anteil am Fondsvermögen von 3,8 Prozent ist Samsung nach Saint-Gobain und ENEL unsere drittgrößte Einzelaktienposition.
Welche Transaktionen gab es diese Woche?
Wir haben diese Woche genutzt, um eine kleine Aktienpositionen deutlich zu verbilligen und eine neue Position ins Portfolio aufzunehmen.
Der Nutzfahrzeugausrüster SAF-Holland erzielte zuletzt Umsatzerlöse von fast 1,3 Milliarden Euro pro Jahr, wird aber an der Börse aktuell mit weniger als 240 Millionen Euro bewertet. Das ausgewiesene Eigenkapital pro Aktie, der Buchwert, liegt bei rund 7 Euro. Wir haben jetzt 7.000 SAF-Holland-Aktien zu 5,20 Euro zugekauft und damit unseren durchschnittlichen Einstandspreis der jetzt 17.000 Aktien von 7,84 Euro auf 6,75 Euro verringert. Der Aktienkurs lag zwischen 2014 und 2018 zwischen 10 und 20 Euro. Unsere Fair Value-Kalkulation (allerdings vor Corona) ergab einen Wert am oberen Ende dieser Bandbreite.
Neu aufgenommen haben wir jetzt eine zweite südkoreanische Aktie (nach Samsung): KT Corp ist einer von drei Telefonnetzbetreibern des Landes. Das Unternehmen verfügt bereits über ein 5G-Netz und hat die Investitionen dafür weitgehend aus seinem Cashflow finanzieren können. Auch der weitere Ausbau der 5G-Infrastruktur dürfte für KT Corp größtenteils aus laufenden Einnahmen zu finanzieren sein. Die Aktie notiert deutlich unter ihrem Buchwert und mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von weniger als 9 bei einer Dividendenrendite von 4,5 Prozent. Wir haben die an der New York Stock Exchange (NYSE) sehr liquide gehandelten ADRs für je 10,017 US-Dollar gekauft. Der Kurs sollte bei einer fairen Bewertung zumindest in die Bandbreite von 12 bis 18 Dollar zurückkehren können. Dieses Kursniveau galt für die KT Corp ADRs bis Sommer vergangenen Jahres. Die Aktie verstärkt unsere Asien-Investments und stellt das erste Investment in einen Telekom-Anbieter seit vielen Jahren dar, nachdem sich die Aktien dieser Branche jahrelang unterdurchschnittlich entwickelt haben.
Wie hoch ist die Barreserve und wie sieht die Taktik aktuell aus?
Wir haben unsere Barreserve planmäßig gegenüber der Vorwoche wieder um 70.000 Euro auf jetzt 538.550 Euro bzw. 10,4 Prozent des Fondsvermögens reduziert. Nach der guten Kursentwicklung in der zweiten Maihälfte ist es wahrscheinlicher geworden, dass die Aktienmärkte diesen Anstieg zunächst wieder konsolidieren müssen. Viele Journalisten sind sich ziemlich sicher, dass ein starker Kursrückgang bevorsteht, der die Aktienkurse nochmals in die Nähe der Märztiefs oder sogar darunter führen müsse. Sie sprechen damit den vielen unterinvestierten Anlegern aus der Seele, die auf günstige Kaufgelegenheiten hoffen, weil sie den Einstieg im März verpasst haben. Die Aktienmärkte seien viel zu stark gestiegen, obwohl die Nachrichten aus der Wirtschaft doch so schlecht seien. Aktien seien maßlos überbewertet, abgekoppelt von der Realität. Zur Erklärung wird auf überzogenen Optimismus der Börsianer verwiesen. Doch dies ist schlichtweg falsch. Wie optimistisch oder pessimistisch die an den Börsen handelnden Anleger sind, wird mittels sogenannter Sentiment-Analysen ermittelt. Neben regelmäßigen Befragungen liefern dabei auch handfeste Zahlen Indikatoren für die Stimmung der Marktteilnehmer, beispielsweise das Verhältnis von gehandelter Kauf- zu Verkaufsoptionen an den Terminbörsen. Wir beobachten diese Sentiment-Indikatoren: Nach der historischen Pessimismus-Spitze im März, die nicht zufällig mit den Tiefstkursen zusammenfiel, ist zwar eine gewisse Beruhigung zu beobachten, es überwiegen aber immer noch Skepsis und Vorsicht. Die allermeisten Stimmungsindikatoren liegen weiterhin im negativen Bereich. Von überzogenem Optimismus oder gar Euphorie an den Börsen zu sprechen, ist also schlichtweg falsch.
Richtiger liegen die Journalisten, die die Gründe für die wieder gestiegenen Aktienmärkte bei der Geldpolitik der Zentralbanken und den Rettungspaketen der Regierungen vermuten. Schon seit Jahren stellen alle großen Notenbanken der Wirtschaft viel billiges Geld zur Verfügung um die Konjunktur zu stimulieren. Als Reaktion auf den Corona-Crash der Weltwirtschaft wurde die Geldflutung nochmals beispiellos erhöht. Hinzu kommen direkte und indirekte Hilfsgelder der Regierungen. Beispielsweise hat die US-Regierung ein Hilfspaket von mehr als zwei Billionen Dollar geschnürt. Die Aussicht auf wohl dauerhaft niedrige Zinsen stützt dabei nicht nur die Wirtschaft sondern eben auch die Kapitalmärkte.
Steht die Kurserholung auf tönernen Füßen? Dies ist die Schlussfolgerung vieler Journalisten. Die Kursrallye sei allein durch Liquidität ausgelöst. Es bestehe die Gefahr, dass sich die Kursentwicklung von der Realwirtschaft abkoppeln würde. „Investoren kaufen einfach weiter Aktien, selbst wenn die Gewinne der Unternehmen massiv sinken.“, heißt es bei SPIEGEL online. Als Hinweis auf diese Entkoppelung von Aktienkursen und realer Wirtschaft wird auf den US-Aktienmarkt verwiesen. Aktien, die im US-Leitindex S&P-500 enthalten sind, werden mit dem 22-Fachen ihres für 2020 erwarteten Unternehmensgewinns bewertet. Damit liegt das sogenannte Kurs-Gewinn-Verhältnis des Indexes weit über dem langjährigen Durchschnitt von 16. Aktien sind also gemessen an ihrer Bewertung deutlich teurer als vor der Krise. Allerdings sind das Durchschnittszahlen. Und gerade die amerikanischen Aktienindizes werden sehr stark von wenigen, hoch gewichteten Technologie-Aktien bestimmt. Das Durchschnitts-KGV unseres Aktienportfolios liegt dagegen nur bei 9,5 – also weit unter dem historischen Durschnitt. Um auf 15 zu steigen, müssten unsere Aktien durchschnittlich um 57 Prozent steigen. Außerdem notieren unsere Aktien im Durchschnitt mit einem Abschlag von 38 Prozent auf ihren Buchwert. Im langfristigen Durchschnitt ist stattdessen ein Aufschlag von rund 50 Prozent üblich. Demnach müssten sich unsere Aktien mindestens verdoppeln, um sich auch nur dem langfristigen Durchschnitt wieder anzunähern. Das Argument, Aktien seien gemessen an der Realität teuer, ist also zumindest bezogen auf unsere Aktienauswahl falsch. Wenn sich die Aktienkurse von der Realität abgekoppelt haben, dann in die andere Richtung. Der Denkfehler vieler Journalisten und Beobachter besteht einmal mehr darin zu glauben, die Börse müsse auf schlechte Nachrichten mit fallenden Kursen reagieren. Nachrichten beziehen sich aber auf die Vergangenheit. Und selbst wenn die Gegenwart noch von negativen Entwicklungen geprägt ist, so ist die Börse gedanklich aber immer schon in der Zukunft. „An der Börse wird die Zukunft gehandelt.“, heißt es zurecht. Aktienbörsen nehmen mit ihrer Kursentwicklung in der Regel die erwartete Entwicklung der Realwirtschaft in den nächsten sechs bis achtzehn Monaten vorweg. Als die Börsen im März den schnellsten Crash ihrer Geschichte vollzogen, wurden damit die verheerenden Auswirkungen der Corona-Pandemie und des nahezu weltweiten Lockdowns in den Monaten danach eingepreist. Wer nicht versteht, dass die Börse jetzt nicht mehr mit Kursverlusten auf die schlechten Konjunkturzahlen und Geschäftsergebnisse des ersten Quartals reagiert, hat nicht verstanden, wie Börse funktioniert: Als ab Ende Februar absehbar wurde, welche Folgen die Pandemie in den Folgemonaten haben würde, kam es zum Crash. Die Börse hat nicht gewartet, bis dann irgendwann die Auswirkungen in Konjunkturstatistiken auftauchen würden. Viele Aktien fielen deutlich unter ihren Buchwert, also unter den Betrag, den das Nettovermögen der Unternehmen pro Aktie ausmacht. Darin spiegelte sich bereits die Erwartung hoher Verluste bei den Unternehmen wider. In vielen Fällen sind die Kursverluste rechnerisch nur begründet, weil sogar die Gefahr von Unternehmenspleiten eingepreist wurde. Wenn man sich aus heutiger Sicht fragt, welche wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden sechs bis 18 Monaten wahrscheinlich ist, erscheint die Kurserholung an den Aktienmärkten in einem anderen Licht: Auf den Lockdown folgt eine schrittweise Lockerung und damit auch eine allmähliche Normalisierung. Das bleibt bis auf weiteres noch mit Einschränkungen verbunden, vieles wird auch in den nächsten Monaten noch nicht wieder so laufen wie vor der Pandemie. Insgesamt stehen die Zeichen aber auf Verbesserung. Im nächsten Jahr werden die Zahlen zum Sozialprodukt und die Geschäftsergebnisse an den schlechten Ergebnissen dieses Jahres gemessen. Und selbst wenn dann noch nicht das Niveau des Rekordjahres 2019 erreicht wird, wird es gegenüber 2020 eine Verbesserung geben.
Wir haben deshalb jetzt fast 90 Prozent unseres Fondsvermögens investiert. Eine Kurskonsolidierung kann sich in den kommenden Wochen auch wieder eher in einer Seitwärtsbewegung vollziehen, wie dies bereits Mitte April und Mitte Mai der Fall war. Rund eine halbe Million Euro liegt aber auch für weitere Aktienkäufe bereit. Denn die große Sorge vieler, die Aktienkurse würden nochmals stark fallen, ist der beste Grund dafür, dass genau das nicht mehr passiert.
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Hier die Inventarliste vom 29.05.2020
als PDF IL-2020-05-29
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