Wochenkommentar KW 48/2025
Hier veröffentlichen wir wöchentlich den aktuellen Wochenkommentar sowie eine Aufstellung des aktuellen Aktien-Portfolios (Inventarliste). Diese Informationen sind nur für Mitglieder des ACC. Bitte geben Sie die Informationen und das Passwort nicht weiter. Vielen Dank. Bitte beachten Sie: Bei dieser Aufstellung handelt es sich um das Musterportfolio des ACC. Alle Angaben dienen nur der internen Mitgliederinformation und sind ohne Gewähr. Rechtsverbindlich sind nur der Fondsprospekt und die offiziellen Halbjahres- und Jahresberichte. Bei Anregungen und Feedback erreichen Sie uns gerne per email. Ihre Ansprechpartner sind: – Dirk Arning (arning@acc-invest.de) – Geschäftsführung, Ansprechpartner für börsenspezifische Informationen – Klaus J. Ueker (ueker@acc-invest.de) – Geschäftsführer, Ansprechpartner für Mitgliederverwaltung – Holger Fiegl (info@acc-invest.de) – Administration, Ansprechpartner für Webpage
Report über das Portfolio des Investmentclub Aktienfonds
Was ist diese Woche (KW48/2025) an den Börsen geschehen?
Die Hoffnungen auf noch eine US-Zinssenkung in diesem Jahr nahmen wieder zu und damit auch das Kursniveau an den Aktienmärkten. Die Handelswoche war faktisch durch den Thanksgiving-Feiertag in den USA verkürzt. Der Dow Jones holte mit einem Wochenplus von +3,2 Prozent einen Großteil der Kursverluste aus den beiden Vorwochen wieder auf. Der Nasdaq-100 stieg auf Wochensicht sogar um +4,9 Prozent, was allerdings auch noch nicht für neue Rekordstände reichte. Der Euro-STOXX-50 gewann +2,8 Prozent, der DAX +3,2 Prozent. Ähnlich mit +3,3 Prozent erholte sich auch der japanische Nikkei-225.
Wie hat sich der Anteilswert des Investmentclubs / Investmentfonds entwickelt?
Neue Rekordwerte beim Anteilswert über 40,00 Euro! Wenn man unsere schönen Kursgewinne vom Freitag von über 50.000 Euro einrechnet, steigt der ACC Alpha select Anteilswert auf neue Höchstwerte über dem bisherigen Rekord aus September bei 40,07 Euro. Auf Basis der Schlusskurse vom Donnerstag wurde der ACC Alpha select Anteilswert noch mit 39,97 Euro berechnet. Alle nachfolgenden Berechnungen basieren noch auf diesem Wert. Es ist gegenüber der Vorwoche ein Anstieg um 1,26 Euro bzw. +3,25 Prozent. Seit Jahresbeginn beträgt der Anstieg des Anteilswertes jetzt +19,5 Prozent (Jahresende 2024: 33,45 Euro). Das Durchschnittsergebnis der globalen Aktienfonds im laufenden Jahr steigt in dieser Woche nur +2,1 Prozentpunkte, womit unser Vorsprung im laufenden Jahr weiterwächst, nämlich von 12,1 auf jetzt 13,8 Prozentpunkte. Mischfonds verbessern ihr Durchschnittsergebnis seit Jahresbeginn wieder auf +6,6 Prozent seit Jahresbeginn. Über ein rollierendes Jahr (seit dem 27. November 2024) steigt unser Nettoplus von +15,8 Prozent auf jetzt +19,2 Prozent, während sich der Durchschnitt der Aktienfonds trotz der deutlichen Verschlechterung in den Vorwochen nur wenig erholt, nämlich von +4,1 auf nur +4,3 Prozent (und Mischfonds von +5,5 auf +5,9 Prozent). Über rollierende drei Jahre steigt unser Plus von +27,8 Prozent auf +30,3 Prozent. Für den Aktienfonds-Durchschnitt wird über drei Jahre jetzt ein Plus von +32,3 Prozent angegeben. Damit sinkt unser Rückstand gegenüber reinrassigen Aktienfonds über diesen Zeitraum von 3,6 auf nur noch 2,0 Prozentpunkte. Flexible globale Mischfonds, deren Risikoprofil näher an unserem liegt als bei reinrassigen Aktienfonds, verbessern sich über drei Jahre im Durchschnitt von +21,5 auf +22,2 Prozent. Bei vergleichbarem Risiko schneiden sie mithin deutlich schlechter ab als die ACC Alpha select Strategie. Unser gutes Rendite / Risiko – Ergebnis über drei Jahre zeigt sich in der Note von 4 Sternen bei FWW (siehe unten). Über rollierende fünf Jahre macht sich weiterhin der Basiseffekt stärker bemerkbar: Die Performance der ACC Alpha select Strategie beträgt jetzt +50,9 Prozent. Der Aktienfondsdurchschnitt verbessert sich über diesen Zeitraum von +45,3 auf jetzt +46,2 Prozent, und bei Mischfonds im Durchschnitt von +23,6 auf +24,5 Prozent. Damit beträgt unser Vorsprung gegenüber Aktienfonds jetzt 4,7 Prozentpunkte und gegenüber Mischfonds 25,4 Prozentpunkte (Quelle: fondsweb).
Morningstar stuft den Fonds ACC Alpha select in einer Vergleichsgruppe mit Mischfonds ein (nicht mit Aktienfonds). Dies führt über 5 und 10 Jahren zu Risikoeinstufung „überdurchschnittlich“ (im Vergleich zu Mischfonds) und einer Bewertung mit drei Sternen. Über drei Jahre bescheinigt Morningstar dem Fonds ein (sogar gegenüber der Mischfonds-Vergleichsgruppe) „unterdurchschnittliches“ Risiko bei einer durchschnittlichen Rendite. Im laufenden Jahr liegt der Fonds jetzt im drittbesten Hundertstel (Perzentil) der vergleichbaren Fonds, d.h. er schlägt 97 Prozent der Vergleichsgruppe (Quelle: morningstar.de).
FWW gibt dem ACC Alpha select 4 von 5 möglichen Sternen. Dem liegt die risikoadjustierte Performance („RAP“) über drei Jahre zugrunde. Unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten gehört der ACC Alpha select zu den 30 Prozent der besten Fonds in der Gruppe vergleichbarer Fonds. Auch beim ISS ESG Fund Rating erhält unsere Strategie 4 von 5 möglichen Sternen. Das ISS ESG Fund Rating bewertet die ökologische, soziale und governancebezogene (ESG) Performance eines Fonds.
Welche positiven Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochengewinner)
Die in diesem und dem folgenden Abschnitt genannten Kursveränderungen beziehen sich jeweils auf die Woche bis einschließlich Freitag, weichen also um einen Börsentag vom Zeitpunkt der Anteilswertberechnung ab (die ja auf Basis der Schlusskurse vom Donnerstag erfolgt).
Obwohl nur ein Achtel des Fondsvermögens in Edelmetall-Aktien investiert ist, sind vor allem diese für den Anstieg des Anteilswertes auf Rekordwerte verantwortlich: Alle vier Edelmetall-Aktien verzeichneten überdurchschnittliche Kursgewinne. Hintergrund ist der Preisanstieg bei Edelmetallen: Der Goldpreis stieg in dieser Woche um knapp 2 Prozent, Platin um +8,4 Prozent und Silber sogar um +9,8 Prozent (jeweils in US-Dollar). Der Silberpreis stieg damit auf neue Allzeit-Hochs, überwand den potenziellen Widerstand bei knapp 55 Dollar pro Unze und bestätigte seine Aufwärtstrends auf allen Zeitebenen (sekundärer und tertiäre Aufwärtstrends). Investierbare reinrassige Silberminenbetreiber gibt es bekanntlich nicht, was vor allem an dem geologischen Umstand liegt, das Silber fast ausnahmslos in der Nähe anderer Metalle gefunden werden kann: Mal zusammen mit Zinn oder Zink, mal Gold. Wir hatten uns vor diesem Hintergrund bei Silber für ein Investment in der kanadischen Pan American Silver entschieden, die Gold- und Silberminen betreiben. Die Aktie ist in dieser Woche der größte Gewinner in unserem Portfolio mit einem Plus von +22,3 Prozent (auf 63,34 CAD, Einstand 40,97 CAD). Vom starken Anstieg der Platinpreises profitierten wir wieder mit Valterra Platinum: +17,7 Prozent (auf 52,60 GBP, Einstand 37,69 GBP). Valterra Platinum ist bekanntlich die frühere Anglo American Platinum und der führende Platin-Förderer weltweit. Anders als bei Gold gibt es bei Platin ein Oligopol weniger Minen weltweit. Der weltgrößte Goldminenbetreiber, Newmont, verzeichnete in dieser Woche immerhin ein Plus von +8,7 Prozent (auf 90,73 USD, Einstand 43,84 USD) und das Gold-Royalty-Unternehmen Franco-Nevada +8,5 Prozent (auf 292,15 CAD, Einstand 176,46 CAD). Zu den weiteren Perspektiven der Edelmetall-Aktien: siehe unten „Aktuelle strategische und taktische Überlegungen“.
Der Aurubis-Aktienkurs profitierte vom Anstieg des Kupferpreises (diese Woche ebenfalls um knapp zwei Prozent auf rund 11.000 US-Dollar pro Tonne). Die Aktie verteuerte sich in dieser Woche um +12,5 Prozent (auf 119,20 Euro, Einstand 82,38 Euro) und steht damit kurz vor ihrem Rekordhoch aus Oktober. Ob dieses überwunden werden kann, dürfte kurzfristig von den Geschäftszahlen abhängen, die kommende Woche veröffentlicht werden. Aurubis bietet bezüglich des Kupferpreises nicht den gleichen Hebel wie Minenaktien bei den Edelmetallen, bleibt aber ein Profiteur des Kupferpreisanstiegs.
Die Aktienkurse von PORR (+12,6 Prozent auf 30,35 Euro, Einstand 13,48 Euro) und Heidelberg Materials (+7,3 Prozent auf 221,30 Euro, Einstand 53,60 Euro) profitierten von der Hoffnung auf einen Friedensplan für die Ukraine, wo beide Konzerne beim Wiederaufbau der von Russland angerichteten materiellen Zerstörungen helfen könnten. Die Kriegsschäden in dem angegriffenen Land belaufen sich auf über eine Billion Euro. Die eingefrorenen russischen Auslandsvermögen könnten nur einen Bruchteil der berechtigten Reparationsforderungen decken. Und es ist nicht erkennbar, dass Russland schon bereit wäre, überhaupt Reparationszahlungen zu leisten. Vielmehr scheint Moskau am Ziel einer Zerstörung und Zerlegung der Ukraine festzuhalten – auch mit Hilfe des Trump-Regimes. Hier erscheint der Optimismus deshalb zumindest verfrüht.
Nach dem fundamental nicht begründeten Kursrückgang bei Douglas in der Vorwoche, erholte sich der Aktienkurs in dieser Woche um +9,0 Prozent (auf 12,38 Euro, Einstand 11,61 Euro). Ein erfolgreicher Anlauf auf die hier schon zuvor genannte Widerstandszone bei 12,50 bis 12,70 Euro steht aber noch aus.
Welche negativen Veränderungen gab es im Portfolio des Investmentclubs? (Wochenverlierer)
Vorwochengewinner Roche ist der einzige Wert in unserem Portfolio, die die Woche mit einem Rückgang beendete. Nach dem Vorwochengewinn von +10,3 Prozent ist der Rückgang in dieser Woche um -2,6 Prozent aber gut verkraftbar (auf 307,40 CHF, durchschnittlicher Einstand 285,71 CHF).
Welche Transaktionen gab es diese Woche?
Im April dieses Jahres hatten wir uns von unseren 5.000 TRATON-Aktien zu durchschnittlich 27,23 Euro getrennt und damit gegenüber unserem Einstand zu 19,12 Euro einen Kursgewinn von +42,4 Prozent realisiert. Danach geriet die Aktie des Nutzfahrzeugherstellers in eine Seitwärtspendelbewegung zwischen 25 und 33 Euro. In dieser Woche haben wir zunächst 1.500 TRATON-Aktien wieder zu 29,567 Euro ins Portfolio aufgenommen. Zwischenzeitlich haben wir die fundamentale Bewertung überprüft. Der Nettogewinn 2024 war deutlich höher ausgefallen als zuvor erwartet. Aber für das laufende Jahr wurden die Erwartungen an den Gewinn pro Aktie (EPS) von 4,68 auf 3,74 Euro deutlich gesenkt, für das kommende Jahr moderat von 5,64 auf 5,35 Euro. Statt eines stetigen Gewinnanstiegs ergibt sich also ein klarer Gewinnrückgang vom starken Jahr 2024 auf 2025. Das geglättete Gewinnwachstum (CAGR) nehmen wir in unserer Kalkulation deshalb deutlich von 16,4 auf nur 4,9 Prozent zurück. Trotzdem errechnet sich ein Profit Value von gut 37 Euro. Der Bottom Value ändert sich dagegen kaum: Knapp 90 Euro Umsatzerlöse pro Aktie und der auf fast 37 Euro gestiegene Buchwert sprechen für eine klare Unterbewertung. Unser Fair Value errechnet sich aktuell mit 51,47 Euro. In der Projektion zeigt sich längerfristig noch mehr Potenzial. Auch für die Dividendenzahlungen. Nachdem der Aktienkurs erst im Oktober die wichtige Unterstützungszone bei 25 bis 26 Euro getestet hat, befindet sich die TRATON-Aktie in einem tertiären Aufwärtstrend. Sollte daraus ein sekundärer, also übergeordneter Aufwärtstrend werden, verdoppeln wir unsere Position.
Wie hoch ist die Barreserve?
Vor allem durch den Wiedereistieg bei TRATON ist unser Euro-Kontohaben auf 341.953 Euro gesunken, was 5,5 Prozent vom Fondvermögen ausmacht. Unsere Fremdwährungsguthaben haben wir durch den Roche-Zukauf planmäßig verringert, insbesondere unser Guthaben in Schweizer Franken vollständig eingesetzt. Auf Bankguthaben in Schweizer Franken würden wieder Negativ-Zinsen berechnet. Da erscheint das Investment in Roche attraktiver: Es wirft über 3 Prozent Dividendenrendite ab (vom Kurspotenzial abgesehen).
Die Zahl der ausgegebenen Fondsanteile ist in dieser Woche durch leichte Nettomittelabflüsse um 80 auf jetzt 155.044 Anteile gesunken. Das Fondsvermögen ist aber aufgrund von Kursgewinnen binnen einer Woche um fast 200.000 Euro auf 6.213.063 Euro gewachsen.
Der Kurs der im April zum Kurs 98,882 Prozent gekauften kurzlaufenden deutschen Bundesanleihe im Nennwert von 500.000 Euro ist im Wochenvergleich um eine Basisstelle gestiegen auf 99,71 Prozent. Zusammen mit den rund 80 Euro Stückzinsen pro Woche stieg der Wert unserer Position in dieser Woche auf jetzt 500.529 Euro (8,1 Prozent vom Fondsvermögen). Unsere Barreserve aus Bankguthaben und Kurzläufer zusammen ist durch die jüngsten Aktienkäufe auf 942.579 Euro gesenkt worden, der Anteil am Fondsvermögen von 17,7 auf 15,2 Prozent.
Aktuelle strategische und taktische Überlegungen
Die Edelmetallpreise schwanken. Es geht mal rauf, mal runter. Und die Aktienkurse der entsprechenden Unternehmen bewegen sich Tag für Tag in die Richtung, die die Edelmetallpreise vorgeben. Es erscheint vordergründig so, als seien Aktien wie Franco-Nevada, Newmont, Pan American Silver und Valterra Platinum eine Spekulation auf steigende Preise für Gold, Silber und Platin. Tatsächlich gibt es viele Daten, die für eine Fortsetzung des Preisanstiegs sprechen: Die stetige Gold-Nachfrage der Notenbanken überkompensierte das Netto-Goldangebot von Anlegern, die das höhere Kursniveau für Gewinnmitnahmen genutzt haben. Das Volumen von Gold-ETCs weltweit ist gegenüber dem Vorjahr nicht etwa gestiegen, sondern gesunken! Bei einem weiteren Anstieg des Goldpreises sind immer mehr Anleger nicht mehr dabei. Die Notenbanken kaufen dagegen nicht mit Blick auf den aktuellen Goldpreis, sondern aus strategischen und politischen Gründen: zum Aufbau von Goldreserven. Dieses Gold dürfte so schnell nicht wieder auf den Markt kommen.
Silber hat von allen Elementen im Universum die beste elektrische Leitfähigkeit – noch vor Kupfer. Die Menschheit hat einfach das Glück gehabt, dass Silber aufgrund seiner geringeren Dichte und der Nähe zu anderen Metallen in viel größeren Mengen in der Erdkruste zu finden ist als Gold. Vor allem in der Photovoltaik ist Silber aufgrund seiner Leitfähigkeit kaum zu ersetzen. Während Gold größtenteils in Tresoren liegt und damit zumindest theoretisch wieder auf den Markt kommen könnte, wird Silber verbaut und damit verbraucht. Anders als bei Gold lohnt sich in vielen Fällen bei kleinen Mengen das Silber-Recycling wegen des ganz anderen Preisniveaus nicht. Eine Verdoppelung des Silberpreises auf rund 100 US-Dollar pro Unze erscheint in den kommenden Jahren wahrscheinlicher als eine Verdoppelung des Goldpreises auf 8.000 Dollar.
Wie beim Silber gibt es auch bei Platin ein strukturelles Angebotsdefizit, das seit Jahren aus schrumpfenden Lagerbeständen bedient wird. Anders als bei Gold, das an vielen Stellen auf der Erde abgebaut werden kann, wenn der Preis den Aufwand rechtfertigt, gibt es nur wenige Platin-Vorkommen, zudem fast ausschließlich in großer Tiefe, was es unmöglich macht, auf einen hohen Platinpreis mit einer raschen Angebotsausweitung zu reagieren („Asset heavy“ eben). Bei Platinminenbetreibern gibt es ein Oligopol. Wenn die Lagerbestände zur Neige gehen, kann der Preis stark steigen. Es ist doch fraglich, ob Russland als zweitgrößter Anbieter nach Südafrika wieder eine größere Rolle auf dem Weltmarkt übernehmen kann. Eingepreist ist das aber, so dass weiteres Kurspotenzial für Platin nach oben gibt.
Unsere bestehenden Edelmetall-Investments und andere Gold-, Silber- und Kupferminenbetreiber, die wir beobachten, sind aber bei ihren Gewinnen gar nicht darauf angewiesen, dass die Metallpreise weiter steigen. Den Bewertungen der entsprechenden Aktien liegt durchweg die Annahme zugrunde, dass die Metallpreise wieder fallen! Wertpapieranalysten legen bei Minenaktien fast immer längerfristige Durchschnittspreise für die Metalle zugrunde. Diese liegen beim Gold bis auf weiteres noch näher an 2.000 Dollar als bei 4.000 Dollar pro Unze und bei Silber näher an 15 bis 25 Dollar als bei 50 Dollar. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass Rohstoffpreise mittelfristig immer eine „Mittelwertrückkehr“ erleben, weil höhere Preise zu einem steigenden Angebot führen, was Anreize zu einer Produktionsausweitung gibt, der sogenannte „Schweine-Zyklus“. Das stimmt aber nur im Rahmen des Möglichen. Denn eine Produktionsausweitung, also die Suche nach neuen Vorkommen, deren Erschließung und Abbau ist sehr aufwändig – und zwar sowohl, was den Kapitaleinsatz betrifft als auch die zeitliche Ausdehnung. Eine große Mine aufzubauen, kostet einen Milliardenbetrag und dauert zehn Jahre und länger: Deshalb finden sich hier „Asset heavy-Oligopole“.
Dazu eine aktuelle Beobachtung: Am 20. November meldete China den größten Goldfund seit 1949. Dadonggou ist laut chinesischen Berichten die größte Goldentdeckung seit Gründung der Volksrepublik China. Das Erz erstreckt sich mutmaßlich über 2,586 Millionen Tonnen mit einem durchschnittlichen Goldgehalt von 0,56 Gramm pro Tonne. Die noch im Boden liegenden 1.444 Tonnen Gold haben rechnerisch einen aktuellen Marktwert von über 170 Milliarden Euro. Auswirkungen der Nachricht auf den Goldpreis und die Aktienkurse von Goldminen: keine! Denn die Goldmine zu errichten, wird sogar in China viele Jahre dauern. Erst in den 2030er Jahren könnte erstmals Gold aus der Dadonggou-Mine auf den Markt kommen.
Eine andere Meldung aus China hatte dagegen in diesem Jahr spürbare Auswirkungen auf die Börsen, auch wenn es schon fast in Vergessenheit zu geraten scheint: Als Ende Januar dieses Jahres ein junges chinesisches Startup namens Hangzhou DeepSeek Artificial Intelligence Basic Technology Research ein KI-Modell zu einem Bruchteil der Kosten entwickeln konnte, die von den US-Branchengrößen veranschlagt wurde, erschütterte das „Asset light“-Aktien. Der Aktienkurs des KI-Chip-Designers Nvidia fiel um rund 20 Prozent von 140 auf 112 US-Dollar. Allein bei dieser einen „Asset light“-Aktie entstand innerhalb kürzester Zeit ein Kursverlust von 680 Milliarden Dollar! Wenn der führende Designer von KI-Chips seine Führungsrolle im Chip-Design und den damit verbundenen Vorsprung verliert, muss dessen Aktie ganz anders bewertet werden. DeepSeeks überraschender Markteintritt traf neben Nvidia auch andere „Magnificent Seven“-Aktien wie Alphabet und Microsoft. Die auf Technologieführerschaft gestützten Geschäftsmodelle sind nicht dauerhaft davor geschützt, ihre Spitzenpositionen irgendwann zu verlieren. Nokia und Ericsson verloren ihre Weltmarktführerschaft bei Mobiltelefonen fast schlagartig, als Apple 2007 mit dem iPhone auf den Markt kam.
Statt eines „Schweine-Zyklus“ erleben wir bei Rohstoffen vielleicht einen „Super-Zyklus“, was nicht „besonders zyklisch“ heißt, sondern (wer Latein kann, ist im Vorteil) das Gegenteil, nämlich „jenseits des Zyklus“.
Wir sind sehr vorsichtig, was Investments in „Technologieführer“ und „Asset-light-Unternehmen“ angeht, denn in der Regel muss die erreichte Führerschaft mit hohen Prämien bei der Bewertung der Aktien bezahlt werden. Natürlich können diese Unternehmen sehr gute Renditen erzielen, solange sie eine fast monopolartige Marktstellung verteidigen können. Aber „Asset light“-Monopole können viel schneller wanken als „Asset heavy“-Oligopole.
Wer glaubt, die Aktien von Edelmetall-Aktien seien nach der Kursverdoppelung teuer, kann nicht rechnen. Wenn ein Unternehmen wie Newmont bei der Goldproduktion Gesamtkosten von 1.620 Dollar pro Unze Gold hat, bedeutet das bei einem Goldpreis von 2.000 Dollar knapp 400 Dollar pro Unze bzw. 23 Prozent Marge. Diese Größenordnung ist bis heute in den meisten Datenquellen zu Newmont zu finden. Bei einem Goldpreis von 3.000 Dollar steigt die Marge aber fast auf das Vierfache: auf 1.380 Dollar pro Unze bzw. 85 Prozent! Was bei 4.000 Dollar pro Unze passiert, mag man sich selbst ausrechnen. Sogar wenn die Edelmetallpreise fallen würden, sind die meisten Gold- und Silberminen noch unterbewertet. Trotzdem fallen die Aktienkurse an Tagen, an denen die Edelmetallpreise zurückgehen. Zu groß ist die Versuchung von Gewinnmitnahmen. Tatsächlich dürften sich aber niedrigere Kurse mittelfristig weiter als Kaufgelegenheiten erweisen.
Terminhinweis: Anlagesitzungen im weiteren Jahresverlauf 2025 und im ersten Halbjahr 2026
Die Anlagesitzungen finden auch im ersten Halbjahr 2026 im „kleinen Saal“ des Bürgerhauses Köln-Kalk – im Anschluss an die Workshop-Abende des Kölner Börsenvereins (KBV) statt, der jeweils um 18.00 Uhr beginnt. Die Termine bis Mitte 2026 sind:
Dienstag, 16. Dezember
Donnerstag, 15. Januar 2026
Dienstag, 10. Februar 2026
Donnerstag, 19. März 2026
Donnerstag, 16. April 2026
Dienstag, 19. Mai 2026
Donnerstag, 18. Juni 2026
——————————————————
